Nach 10 Jahren unter Modi: Wie steht es tatsächlich um Indiens Wirtschaft?

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Ein indischer Landwirt reinigt die Solaranlage auf seinem Land. Mit dem selbstproduzierten Strom betreibt er eine Wasserpumpe und ein Bewässerungssystem für seine Felder. ; Rebecca Conway / Getty

Es ist nicht ganz einfach, Indien zu verstehen. Und noch schwieriger ist es, Indien zu erklären. Die Menschen in Europa sehnen sich nach Klarheit hinsichtlich dessen, was da gerade passiert im bevölkerungsreichsten Land der Welt, aber so einfach ist es nicht: In Indien passieren gegenteilige Dinge manchmal gleichzeitig. So auch in der Wirtschaft. Wer Indien euphorisch als zukünftige Wirtschaftsweltmacht sehen will, wird Anzeichen dafür finden. Wer den Boom für übertrieben hält, ebenfalls.

Wie steht es also um die indische Wirtschaft kurz vor den Wahlen im Frühling , nach zehn Jahren unter Premierminister Narendra Modi?

Die Grösse

Im vergangenen Jahr hat Indien laut Berechnungen der Uno 1,4 Milliarden Einwohner erreicht und überholte damit China. Die genaue Bevölkerungszahl ist unbekannt, weil Indien seit 2011 keine Volkszählung mehr durchgeführt hat. Indien ist seit 2022 auch die fünftgrösste Volkswirtschaft der Welt. Damals überholte das Land die ehemalige Kolonialmacht Grossbritannien. Im vergangenen Jahr wies Indien ein Wachstum des Bruttoinlandproduktes von 7,6 Prozent aus. Das ist viel, und es sind Zahlen, mit denen sich Premierminister Modi gerne schmückt.

Für dieses Jahr prognostizieren Rating-Agenturen ein Wachstum von etwas über 6 Prozent. Indien ist damit die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Welt. Selbst wenn es in den nächsten Jahren moderat wächst, dürfte das Land bald Japan und Deutschland überholen und sich hinter den USA und China als drittgrösste Volkswirtschaft der Welt einreihen.

Indien hat in den vergangenen Jahren stark davon profitiert, dass die USA, Japan und Europa ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von China verringern wollen. Viele Konzerne verlagerten einen Teil ihrer Produktionskapazitäten nach Indien, der vielleicht prominenteste unter ihnen ist der iPhone-Hersteller Apple. Indien als das neue China zu bezeichnen, wäre allerdings übertrieben. Das lässt sich anhand von Apple gut aufzeigen: Zwar stellt das Unternehmen mittlerweile 12 Prozent der weltweiten iPhones in Indien her, Tendenz wachsend. Den Grossteil der Produkte produziert Apple aber immer noch in China.

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Ein Kunde hält ein neu gekauftes iPhone 15 in der Hand. Apple produziert mittlerweile 12 Prozent aller iPhones in Indien. Dhiraj Singh / Bloomberg / Getty

Das Land versucht derzeit ausländische Investoren anzulocken: einerseits mit Subventionen – im Rahmen der «Make in India»-Initiative sollen ausländische Hersteller davon überzeugt werden, Indien zukünftig als Produktionsstandort zu nutzen –, anderseits, und das ist neu, mit Freihandelsabkommen.

Das kürzlich abgeschlossene Freihandelsabkommen zwischen den Efta-Ländern (inklusive der Schweiz) und Indien beinhaltet das Versprechen, 100 Milliarden Dollar in Indien zu investieren. Indien verhandelt derzeit auch ein Abkommen mit Grossbritannien, die Verhandlungen mit der EU stehen noch ganz am Anfang. Involvierte erzählen, dass Indien auch in diesen Verhandlungen Investitions-Versprechen fordert.

Während Indien ausländische Investoren anlocken will, sinken die Investitionen von lokalen Unternehmern. Indische Hersteller und Geschäftsleute investieren kaum Geld in ihre Geschäfte, um zu wachsen. Entweder warten sie, bis der Staat Anreize schafft – oder sie trauen dem Boom-Versprechen der Regierung Modi nicht.

Die Demografie

Um zu verstehen, wieso Indien unbedingt ausländische Investitionen braucht, reicht ein Blick auf die Demografie. Während heute 1,4 Milliarden Menschen in Indien leben, waren es vor 77 Jahren, bei Indiens Unabhängigkeit, 340 Millionen. Indiens Bevölkerung ist rasant gewachsen, die Mehrheit ist unter 25 Jahre alt.

Indische Politiker nennen diese jungen Menschen gerne die «demografische Dividende». Denn Indiens Bevölkerung ist jung und willig zu arbeiten.

Tatsächlich könnte diese Dividende aber schon bald zum «demografischen Fluch» werden, das offenbaren neuste Zahlen. Laut einem Bericht der International Labour Organisation (ILO) sind 83 Prozent von Indiens Arbeitslosen junge Menschen. Der Anteil jener, die zwar die Sekundarschule abgeschlossen haben, aber doch keine Arbeit finden, hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt.

Die Mehrheit der indischen Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Laut dem ILO-Bericht hat die Zahl der Jungen, die den Landwirtschaftssektor verlassen, zwar bis ins Jahr 2019 zugenommen, seither nimmt diese jedoch wieder ab. Anders gesagt: Die Jungen finden keine Arbeit im Industrie- oder Dienstleistungssektor und gehen zurück auf die Bauernhöfe ihrer Eltern. Die Covid-Pandemie dürfte diese Entwicklung zusätzlich beschleunigt haben.

Indien schafft es trotz Wachstum noch nicht, für seine junge Bevölkerung genug Arbeitsplätze zu schaffen. Indien will bis 2047 zu den entwickelten Ländern gehören, das ist eines von Modis Versprechen. Franziska Ohnsorge, Chefökonomin der Weltbank für Südasien, sagte kürzlich der «Financial Times»: «Ohne Reformen könnte dieser Zug bald abgefahren sein.»

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Indische Landwirte in Gauhati kehren mit Reisbündeln nach Hause zurück. Anupam Nath / AP

Die Reformen

Indiens Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren bereits wegweisende Reformen erlebt. Eine wichtige war die Vereinheitlichung der Mehrwertsteuer. Zuvor war es für Unternehmen und Investoren oft schwierig, die verschiedenen lokalen Steuern zu eruieren. Die Modi-Regierung gibt sich wirtschaftsfreundlich und legt grossen Wert darauf, dass Indien im mittlerweile eingestellten «Ease of doing Business»-Ranking der Weltbank von Platz 142 (2014, Modis Amtsantritt) auf Platz 63 (2019) kletterte. Die Importzölle in Indien sind allerdings weiterhin hoch.

Die Infrastruktur in Indien hat sich in den vergangenen Jahren stark verbessert. Zum einen investierte die Modi-Regierung viel Geld für Autobahnen, Flughäfen oder Hochgeschwindigkeitszüge. Bei der digitalen Infrastruktur ist die Modi-Regierung sogar in manchen Bereichen weiter als europäische Staaten. So kann man den Rikschafahrer mittlerweile per QR-Code bezahlen, mobiles Internet ist billig und für einen grossen Teil der Bevölkerung verfügbar.

Weniger investiert hat die Modi-Regierung in die Gesundheitsversorgung oder auch in die Bildung. Laut dem ILO-Report ist das Bildungsniveau tief: «Die Qualität der Bildung bleibt besorgniserregend», heisst es da, bereits in der Schule gäbe es ein signifikantes Lerndefizit, und die Qualität der höheren Bildung sei ungenügend. Daran ändern auch ein paar herausragende Universitäten im Land nichts.

Eine weitere Herausforderung für die indische Wirtschaft: Gerade einmal 37 Prozent der Frauen, die arbeiten könnten, nehmen laut der offiziellen Statistik am Arbeitsmarkt teil. Und wenn sie es tun, sind ihre Löhne um 76 Prozent niedriger als jene von Männern.

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Die Menschen sammeln sich auf dem Markt vor dem Bahnhof Dadar in Mumbai. Rajanish Kakade / AP

Die Ungleichheit

Indien wächst, aber nicht alle profitieren davon. Ausländische Besucher lassen sich manchmal täuschen von der Tech-Metropole Bangalore oder Gurgaon, dem Vorort der Hauptstadt Delhi, wo die Namen grosser internationaler Unternehmen wie Microsoft an den Glasfassaden der Hochhäuser prangen. Die Mehrheit der indischen Bevölkerung ist arm. Das Wachstum ist sehr ungleich verteilt.

Laut einer Studie vom Februar des «World Inequality Lab» hat sich die Zahl der Dollarmilliardäre in Indien zwischen 2011 und 2022 fast verdreifacht (auf 162). Im Jahr 2023 gingen 22,6 Prozent des gesamten Nationaleinkommens an das reichste Prozent der Bevölkerung.

Zum Vergleich: Laut der Studie betrug 2023 das Median-Einkommen in Indien 1148 Franken pro Jahr. Und 90 Prozent der Inder verdienten unter 3168 Franken. Die Studienautoren weisen selber darauf hin, dass die Datenlage in Indien schwierig ist. Das hat auch mit der Modi-Regierung zu tun: In den vergangenen Jahren hat sie mehrere Wirtschaftsstatistiken abgeschafft oder Indizes zu ihren Gunsten verändert.

Die Ungleichheit zeigt sich auch im Konsum: Zwar werden in Indien immer mehr teure Autos verkauft, jedes zweite ist mittlerweile ein SUV. Aber die Verkaufszahlen von Kleinfahrzeugen nehmen stark ab – also von Autos, die sich eine Mittelstandsfamilie leisten könnte.

Die Ungleichheit dürfte Auswirkungen auf Indiens Wachstum haben. Es dürfte schwierig werden, den inländischen Konsum anzukurbeln, wenn es einer Mehrheit der Haushalte dafür an Mitteln fehlt. Schon jetzt zeigen Statistiken, dass die Verschuldung der indischen Haushalte zu- und ihr Erspartes abnimmt.

Narendra Modi dürfte für eine dritte Amtszeit gewählt werden, die Resultate der siebenwöchigen Wahl werden Anfang Juni bekanntgegeben. Die nächsten fünf Jahre werden zeigen, wohin sich die indische Wirtschaft entwickelt – ob der Boom nachhaltig ist oder eben doch die Skeptiker recht hatten.

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