Mit Einschränkungen: Auch Ukraine schickt Häftlinge an die Front
Russland setzt bereits wenige Monate nach Kriegsbeginn auch Häftlinge im Kampfgeschehen ein. Die Ukraine zieht nun fast zwei Jahre später nach, allerdings mit zwei gewichtigen Einschränkungen.
Das ukrainische Militär leidet unter Personalmangel.
Das Parlament in der Ukraine hat einen Gesetzentwurf verabschiedet, der den Einsatz von Häftlingen an der Front ermöglicht. Wie die Abgeordnete Olena Schuljak im Onlinedienst Facebook mitteilte, stimmten die Abgeordneten in Kiew in zweiter Lesung mit 279 Ja-Stimmen für das Vorhaben.
Dieses ermöglicht im Gegenzug für eine Amnestie den Einsatz von inhaftierten Straftätern in den Reihen der ukrainischen Streitkräfte an der Front. Nach Angaben Schuljaks soll dies ausschließlich auf freiwilliger Basis geschehen. Schwerverbrechern, die etwa wegen Mordes, Vergewaltigung oder Angriffen auf die nationale Sicherheit inhaftiert sind, soll diese Möglichkeit verwehrt bleiben.
Der Schritt geht einher mit der verschärften Wehrpflicht in der Ukraine. Im April wurde dazu ein neues Gesetz beschlossen, mit dem die Truppenstärke erhöht werden soll. Künftig sollen Soldaten ab einem Alter von 25 Jahren an die Front geschickt werden können. Bislang lag das Mindestalter für Kampfeinsätze bei 27 Jahren. Zudem müssen sich Wehrpflichtige innerhalb von 60 Tagen bei den Behörden registrieren, was ihre Einberufung erleichtern soll. Der Sold von Kriegsfreiwilligen wird durch das neue Gesetz erhöht.
Militäranalysten zufolge leiden die ukrainischen Streitkräfte unter Personal- und Munitionsmangel. “Der Feind ist uns zahlenmäßig sieben bis zehn Mal überlegen, uns fehlt es an Personal”, sagte General Jurij Sodol, der die Truppen in den ostukrainischen Regionen Charkiw, Donezk und Luhansk befehligt.
Die Option, Sträflinge im Krieg einzusetzen, hat Russland bereits nach wenigen Monaten gezogen. Russland lässt seine Angriffe gegen ukrainische Stellungen nach britischen Informationen in erster Linie von ehemaligen Gefangenen und in Ungnade gefallenen Soldaten durchführen. “Spätestens seit Frühjahr 2023 sind aus den “Sturm-Z” jedoch de facto Strafbataillone geworden, die mit Sträflingen sowie regulären Soldaten, die Disziplinarverstöße begangen haben, besetzt sind”, teilte das britische Verteidigungsministerium bereits im Oktober 2023 mit.
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