Matthias Ecke: Wenn es ihn trifft, kann es jeden treffen

Der Angriff auf Matthias Ecke sendet eine Botschaft aus: Es gibt keine Grenzen mehr. Dem muss sich jeder entgegenstellen, der noch bei Sinnen ist.

matthias ecke: wenn es ihn trifft, kann es jeden treffen

Ein Wahlplakat der SPD, das die Spitzenkandidaten für die bevorstehenden Europawahl, Matthias Ecke und Katarina Barley, zeigt.

Wer Matthias Ecke ein bisschen kennt – jenen 41-jährigen sächsischen SPD-Politiker, der am Freitag von mutmaßlich Rechtsextremen in Dresden überfallen und schwer verletzt wurde – der muss sich wirklich Sorgen machen um die Lage in diesem Land.

Denn wenn es ihn trifft, kann es alle treffen.

Nicht, dass es auch nur die winzigste Begründung dafür geben könnte, Menschen als Ziel seiner Aggression auszuwählen. Doch man muss an dieser Stelle einmal deutlich sagen: Matthias Ecke ist nichts von dem, was man Politikern, wenn man es schlecht mit ihnen meinen würde, vorwerfen könnte. Er ist kein übereitler Karrierist, er ist keiner, der kein Leben außerhalb der Politik hätte. Er ist mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht korrupt und nicht schlecht, und in seinen Reden steckt nichts, das Menschen sonderlich erzürnen können sollte.

Im Gegenteil: Matthias Ecke ist ein freundlicher, zugänglicher, fast unauffälliger Mensch, der lange für den sächsischen SPD-Spitzenpolitiker Martin Dulig gearbeitet hat. Ein Arbeiter tief drinnen im politischen Getriebe, viel mehr ein Dienender als ein Lautschläger. Vor einigen Jahren rutschte er fast zufällig ins Europäische Parlament, weil eine andere Politikerin ihr Mandat niederlegte. Ein Sachse, 1983 in Meerane geboren, der die Arbeit für die Demokratie im Osten, in Dresden, zu seiner Aufgabe erklärt hat. Insbesondere in diesem Bundesland, völlig klar, braucht es Menschen wie Matthias Ecke.

Dieser Fall könnte eine Zäsur sein

Nach allem, was man bislang weiß, wurde Ecke im bürgerlichen Dresdner Stadtteil Striesen angegriffen, als er gerade Plakate aufhängte. Der sächsische SPD-Spitzenkandidat für die Europawahl wurde offenbar so schlimm verprügelt, dass er nun im Gesicht operiert werden muss. Am Sonntagmittag teilte die Polizei mit, ein 17-Jähriger habe sich gemeldet und angegeben, Ecke niedergeschlagen zu haben. Die Polizei geht derzeit von vier mutmaßlichen Tätern aus.

Also: Wer Matthias Ecke ein bisschen kennt, und wer Sachsen kennt, der fängt vielleicht gerade an zu verstehen, was hier passiert.

Man redet immer davon, dass das Klima rauer geworden sei, zumal im Osten. Aber “rau”, was heißt das schon. Im Angriff auf Matthias Ecke könnte eine Zäsur liegen, weil er eine gefährliche Botschaft aussendet. Sie lautet: Es gibt keine Grenze mehr. Wer sich für diese Demokratie einsetzt – vom Politiker bis zu engagierten Unternehmern – soll jetzt offenbar im Hinterkopf haben, dass dieses Engagement gefährlich ist.

Es hat schon in der jüngeren Vergangenheit Übergriffe auf Politiker gegeben. Man denkt natürlich sofort an den Mord an Walter Lübcke, oder die Messerattacke auf Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Fast schon gewöhnt hat man sich an Menschen, die am Wohnhaus von Michael Kretschmer (CDU) oder von Petra Köpping (SPD) aufmarschierten. Oder an die Leute, die Robert Habeck (Grüne) am Fähranleger bedrängt haben.

Jetzt ein offenbar plötzlicher Überfall auf offener Straße.

Natürlich muss man auch über die sogenannten Wutbürger sprechen, oder sagen wir: über jene von ihnen, die diese Demokratie nicht mehr nur kritisch sehen, sondern eigentlich ein anderes Land haben wollen, und die das in derber Sprache artikulieren. Über jene, die finden, dass die Politiker ohnehin alle nicht mehr die “Interessen des Volkes” verträten und ein irgendwie geartetes Berliner “Wärmepumpen-Kartell” die Republik in den Abgrund wirtschafte.

Man kann vieles denken und sagen, das Grundgesetz ermöglicht ein breites Spektrum an Meinungen. Aber eine Frage sollte man, sollten wir alle jetzt diskutieren: Sind wir uns einig, dass das, was Matthias Ecke gerade widerfahren ist, der Moment ist, an dem Demokratie in größte Gefahr gerät?

Man darf gegen die Politik sein, doch niemals gegen Menschen

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer schrieb nach dem Angriff auf Ecke, er sei “zutiefst entsetzt”. Und: “Angriffe und Einschüchterungen von politischen Mitbewerbern kennen wir aus den dunkelsten Epochen unserer Geschichte.”

Er hat damit natürlich recht, zugleich klingt es so, als ginge es hier um einen historischen Vorgang. Damit, dass Kretschmer den Angriff mit den “dunkelsten Epochen unserer Geschichte” vergleicht, markiert er zwar einen wichtigen Punkt. Nur: Die Attacke ist in der Gegenwart geschehen, am 3. Mai 2024. In einem Bundesland, das ebendieser Michael Kretschmer seit dem 13. Dezember 2017 regiert, also seit inzwischen sechseinhalb Jahren. Deshalb ist es wichtig, dass all jene, die in Sachsen etwas zu melden haben, die über Sachsen schreiben oder auch einfach nur Wähler in Sachsen sind, sich gemeinsam fragen: Könnte es sein, dass wir sehr kurz davor sind, das Gefühl dafür zu verlieren, wo die Grenze zwischen scharfer Debatte und blinder Wut liegen? Könnte es sein, dass manche in Sachsen kurz davor sind, das Gefühl dafür zu verlieren, wo der Wunsch nach einer anderen Demokratie aufhört – und wo umstürzlerische Brutalität beginnt? Und könnte es sein, dass bei der AfD – bei Tino Chrupalla, Alice Weidel, Björn Höcke – jetzt eine sehr wichtige Entscheidung ansteht? Will diese Partei jenen, die Matthias Ecke attackiert haben, sagen: Wir verachten diese Tat und ihre Täter? Oder will sie das nicht tun?

Es wäre selbstredend falsch, die Wählerinnen und Wähler der AfD dafür verantwortlich zu machen, was Matthias Ecke widerfahren ist. Es aber aufs Schärfste verurteilen – das darf man auch wütenden Bürgern abverlangen. Denn, immerhin: Auch jeder wütende Bürger, der jetzt sagt, dass hier eine Grenze überschritten wurde, kann mit dafür sorgen, dass so etwas nicht noch einmal passiert.

AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla postete am Samstag auf der Plattform X: “Ich wünsche Herrn Matthias Ecke viel Kraft und rasche Genesung.” Das ist ein erster Schritt, aber noch keine Selbstbefragung im Angesicht eines politischen Klimas in Sachsen, das die AfD entscheidend prägt. In diesem Bundesland wird nicht mehr nur gepflegter Streit ausgetragen. In diesem Bundesland sind Kulturkampf, Wut und Gegenwut die Mittel der täglichen Kommunikation geworden.

Man darf gegen die Verhältnisse sein, gegen die Politik, sogar gegen den Staat. Jedoch niemals gegen Menschen. Wir verachten diese Tat und ihre Täter: Man kann sich nur wünschen, dass dieser Satz wenigstens Konsens ist zu Beginn der heißen Phase dieses Wahljahres 2024.

Aktualisierung, 5. Mai, 12.40 Uhr: Wir haben die neuen polizeilichen Erkenntnisse eingefügt.

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