Manja Schreiner: Berliner Verkehrssenatorin verliert Doktortitel und tritt zurück
Die Plagiatssucher von VroniPlag Wiki fanden auf 118 von 169 Seiten in der Dissertation von Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner Plagiate. Nun wurde ihr der Doktortitel aberkannt. Die CDU-Politikerin zieht auch persönliche Konsequenzen.
Manja Schreiner: Berliner Verkehrssenatorin verliert Doktortitel und tritt zurück
Berlins Umwelt- und Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) muss wegen Fehlern in ihrer Dissertation ihren Doktortitel abgeben – und hat im Zuge dessen ihren Rücktritt verkündet. Die Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr bestätigt dies dem SPIEGEL. Die Uni Rostock hatte Schreiner nach einem längeren Prüfverfahren den Doktortitel aufgrund von Plagiaten aberkannt.
»Als Senatorin habe ich stets eine große Verantwortung gegenüber der Stadt und ihren Menschen empfunden«, so Schreiner in einem Statement, das dem SPIEGEL vorliegt. »Diese Verantwortung gibt mir nun diesen Weg aus meinem Amt vor.«
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Die Universität habe ihr mitgeteilt, dass sie ihr den 2007 verliehenen Doktorgrad entziehen werde, so Schreiner. Deshalb habe sie den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) um Entlassung aus dem Amt gebeten. »Dies tue ich, um Schaden vom Berliner Senat abzuwenden.« Sie habe an keiner Stelle in ihrer Doktorarbeit vorsätzlich getäuscht, so die Politikerin. Schreiner kündigt darin an, gegen die Entscheidung der Fakultät Widerspruch einzulegen.
Schreiner ist Juristin und gehört dem schwarz-roten Berliner Senat seit Ende April 2023 an. Im Sommer 2023 hatte es Berichte über Unregelmäßigkeiten und mögliche Plagiate in ihrer Dissertation zum Thema »Arbeitnehmerberücksichtigung im Übernahmerecht« gegeben. Daraufhin hatte Schreiner Anfang August 2023 mitgeteilt, dass sie ihre Doktorarbeit aus dem Jahr 2007 von der Universität überprüfen lasse.
Öffentlich geworden war der Fall seinerzeit durch einen Fachartikel in der »Neuen Juristischen Wochenschrift«. Dort hatte der Frankfurter Rechtsprofessor Roland Schimmel über sogenannte »Bauernopfer« in akademischen Arbeiten berichtet und in diesem Zuge Schreiners Arbeit als Beispiel genannt. Unter dem Begriff verstehen Plagiatsjäger unsauber markierte Textübernahmen aus anderen Arbeiten.
Das Portal VroniPlag Wiki, für das ehrenamtliche Fachleute Dissertationen analysieren, hatte eigenen Angaben nach auf 118 von 169 untersuchten Seiten Fundstellen von Plagiaten dokumentiert. Dies habe einem Anteil von 69,8 Prozent aller Seiten entsprochen.
Schreiner hat von 1996 bis 2001 Rechtswissenschaften an der Universität Rostock studiert. Nach dem Referendariat schloss sie ein Masterstudium in Internationalem und Europäischem Wirtschaftsrecht an. Von 2005 bis 2007 promovierte sie in Rostock.
Seit April 2023 im Senat
Danach arbeitete sie unter anderem beim Kreuzfahrtunternehmen Aida Cruises, als Rechtsreferentin beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und als Leiterin der Rechtsabteilung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks. Bevor sie in den Berliner Senat wechselte, war sie als Hauptgeschäftsführerin bei der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg tätig.
Schreiner war zeitweise auch stellvertretende Landesvorsitzende der Berliner CDU. Sie gilt als Vertraute des Parteivorsitzenden und Regierenden Bürgermeisters Wegner, der sie im April 2023 in den Senat holte. Als Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt warfen ihr Kritiker aus anderen Parteien vor, wieder stärker eine Mobilitätspolitik für das Auto zu machen.