Junge SVP startet Kampagne gegen Antisemitismus – Juden winken ab
50 Franken pro gemeldeten antisemitischen Vorfall will die Junge SVP an den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund spenden, um ein Zeichen gegen linken Antisemitismus zu setzen. Der jüdische Dachverband hat daran jedoch wenig Freude.
Nach dem Wirbel um den Besuch von JSVP-Strategiechefin Sarah Regez an einem rechtsextremistischen Anlass war es um die Jungpartei mehrere Wochen ausgesprochen still.
Jetzt meldet sich die junge Sünnelipartei aber wieder zu Wort: Mit einer neuen Kampagne wolle man «islamistischen und woken Antisemitismus» stoppen. Dafür soll auch Geld an den Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) fliessen.
Nils Fiechter setzt auf Plakate an Schweizer Unis
Im Visier haben Präsident Nils Fiechter und seine Mitstreiter «Islamisten und linke Woke». Die Jungpartei ergreife nun «Sofortmassnahmen»: Sie will für jeden beim SIG gemeldeten und bestätigten antisemitischen Vorfall 50 Franken an die Zukunftsstiftung des Verbands spenden.
«Es ist tragisch, dass mittlerweile sogar Schweizer Universitäten von woken Linken aus antisemitischen Beweggründen eingenommen werden», sagt JSVP-Präsident Nils Fiechter gegenüber 20 Minuten in Bezug auf die Situation in Lausanne.
Genau deshalb plane die konservative Jungpartei, Plakate im Umfeld von Universitäten aufzuhängen. «Wir setzen uns für die Sicherheit der jüdischen Bevölkerung ein, das sollte im Interesse des SIG sein», so Fiechter. Die Begebenheiten seien traurig, aber man wolle die Organisation in ihrer wertvollen Arbeit gegen Antisemitismus unterstützen.
«Wollen uns nicht instrumentalisieren lassen»
Überrascht zeigt sich der SIG: «Ich finde es schon etwas speziell, dass man uns im Vorfeld nicht darüber informiert hat», sagt Generalsekretär Jonathan Kreutner. Man pflege Kontakte zu allen Parteien, auch zur SVP, und sei überrascht, dass man nicht kontaktiert wurde. Zwar sei es begrüssenswert, dass die Junge SVP mit der Kampagne auf Antisemitismus aufmerksam machen wolle.
Aber: «Dass sie dabei ausschliesslich das linke und islamistische Spektrum anspricht, ist unvollständig – unsere Befunde zeigen, dass Antisemitismus in allen Spektren vorkommt», so Kreutner. Israelbezogener und linker Antisemitismus seien Teil des ganzen Spektrums des Antisemitismus und es sei richtig, das gerade jetzt auch zu thematisieren. Aber dass der Antisemitismus aus rechter Seite in der Kampagne nicht erwähnt werde, werde dem Problem in der Ganzheit nicht gerecht, so Kreutner.
Linker Antisemitismus sei Teil des ganzen Spektrums des Antisemitismus – doch auch im rechten Spektrum bestehe das Problem. (Im Bild: Kundgebung in Bern)
Extremismus-Vorwürfe: «Kampagne hat nichts damit zu tun»
Kreutner stellt infrage, ob die Jungpartei der richtige Absender für eine solche Aktion sei. «Will die Junge SVP damit von ihrer Nähe zu Rechtsextremen ablenken? Wir wollen uns auf jeden Fall nicht für politische Zwecke instrumentalisieren lassen», stellt er klar.
«Das hat mit den Diskussionen der letzten Wochen gar nichts zu tun», betont Fiechter. Diese Geschichte lasse man hinter sich und setze weiterhin auf Inhalte. «Die JSVP hat und hatte nie etwas mit Extremismus am Hut, daran ändert auch eine Medienkampagne nichts, die das Gegenteil zu behaupten versuchte.»
Auch die möglichen Spenden hält Kreutner für «nicht zielführend und problematisch»: «Es ist nicht angebracht, zu versuchen, finanzielle Mittel an Meldungen von antisemitischen Vorfällen zu knüpfen. Das lehnen wir klar ab.» Hätte die Junge SVP stattdessen die Meldestelle für antisemitische Vorfälle an sich unterstützen wollen, hätte man das sorgfältig prüfen können.