Jumbo verkauft Tessinerpalme bis zur letzten Minute
Ab dem 1. September 2024 dürfen mehrere beliebte Pflanzen nicht mehr verkauft werden, das hat der Bundesrat kürzlich beschlossen. Beim Thema gehen die Emotionen hoch – und mindestens die «Tessinerpalme» werde bis zuletzt verfügbar sein, sagt der Baumarkt Jumbo.
Wenn es um Pflanzen geht, gehen die Emotionen hoch – zumindest, wenn es darum geht, gewisse Pflanzen in heimischen Gärten zu verbieten. Das musste jüngst der Kanton Aargau feststellen. Der offizielle Facebook-Account des Kantons vermeldete – in Vollzug eines Bundesratsentscheides –, dass ab dem 1. September das Verkaufen, das Verschenken und das Neuanpflanzen von Kirschlorbeer, Schmetterlingsflieder und Tessinerpalme verboten ist. Grund: Sie gelten als invasive Neophyten und können einheimische Pflanzen verdrängen.
Während sonstige Posts des Kantons in der Regel kaum Reaktionen auslösen, explodierte dieser Post mit über 1600 Kommentaren und gegen 5500 Reaktionen regelrecht. Das kommende Verbot erhält dabei überraschend grosse Zustimmung. «Endlich», ist ein viel gehörter Kommentar. Kirschlorbeer und Co. büxen nämlich immer wieder aus Gärten aus, weil ihre Samen von Vögeln gefressen werden oder anderweitig in die Umwelt gelangen. Im Wald oder in Biotopen verdrängen die invasiven Pflanzen dann einheimische Gewächse und das Unterholz. Die Kosten für das Entfernen würde mehrere Dutzend Millionen Franken jährlich betragen, schätzte Pro Natura kürzlich.
Einige Kommentatorinnen und Kommentatoren halten trotzdem dagegen, dass der Staat im eigenen Garten «nichts verloren habe». Wobei das bundesrätliche Verbot, das die Kantone umsetzen müssen, einen Bestandsschutz für bisherige Pflanzen garantiert. Alle Neophyten, die vor dem 1. September im Garten gepflanzt wurden, dürfen also bleiben.
Jumbo verkauft Hanfpalmen bis zuletzt – News-Scout schockiert
Diesen Umstand macht sich auch der Detailhandel zunutze. 20 Minuten hat bei den grossen Händlern Migros und Coop, aber auch einer grossen privaten Baumschule nachgefragt. Ergebnis: Alle haben nach eigenen Angaben den Kirschlorbeer und Sommerflieder schon aus dem Sortiment genommen. Einzig die Coop-Tochter Jumbo lässt die Tessinerpalme – auch bekannt als «chinesische Hanfpalme» – bis zur letzten Minute in den Regalen. Tatsächlich zeigt ein Augenschein in einer Aargauer Jumbo-Filiale grosse Mengen der bald verbotenen Palmen.
Ein News-Scout meldet gar, dass die invasiven Palmen vor wenigen Tagen noch als Aktionsware mit 50 Franken Rabatt verkauft wurden. Sie sei «regelrecht schockiert gewesen», dass diese Pflanzen «den Leuten hinterhergeworfen werden».
Die Medienstelle des Detailhändlers bestätigt auf Anfrage, dass die Tessinerpalme bis zuletzt im Sortiment bleiben soll. Begründet wird das mit der «unverminderten Nachfrage» der Kundschaft. Wobei Jumbo festhält, dass die Palme nur noch auf der Alpennordseite verkauft wird. Denn wegen der kühleren Temperaturen überleben die Palmen den Winter im Freien dort nicht.
Auch Palmen-Überwinterung verboten – Gärtnereien fürchten um Umsatz
Die Überwinterung stellt wiederum andere Gärtnereien vor Probleme. Denn wie die «Solothurner Zeitung» berichtet, machten diese mit der Überwinterung von Tessinerpalmen in ihren frostsicheren Gewächshäusern bisher ein gutes Geschäft. Doch diesem setzt der Bundesrat mit seinem Verbot ab dem 1. September ebenfalls ein Ende. Ein betroffener Gärtner spricht darum von «Schikane». Das Überwinterungsverbot dürfte für Besitzerinnen und Besitzer von chinesischen Hanfpalmen, welche nicht genügend Platz zu Hause haben, Probleme verursachen.
Restbestände von Tessinerpalmen und Co, die nach dem Inkrafttreten des Verbotes noch bei den Händlern übrig geblieben sind, müssen diese übrigens via Kompostierung entsorgen.