Julia Nawalnaja tritt in St. Gallen als Nachfolgerin ihres Ehemanns Alexei Nawalny auf. Hat sie Angst? Sie sagt: «Darüber denke ich nicht nach»

julia nawalnaja tritt in st. gallen als nachfolgerin ihres ehemanns alexei nawalny auf. hat sie angst? sie sagt: «darüber denke ich nicht nach»

Julia Nawalnaja am Freitagabend an der Universität St. Gallen. Gian Ehrenzeller / Keystone

«Fragen Sie sich oft, was Alexei tun würde?», fragt der Journalist. Julia Nawalnaja blickt ihn an, leicht irritiert, richtet sich auf, schaut zum Publikum. Jetzt grinst sie: «Eigentlich nicht, nein.»

Die Menschen im Saal lachen. Die Antwort verwundert. Und wirkt gleichzeitig authentisch. «Wo käme ich denn hin, wenn ich das tun würde? Ich müsste jeden meiner Schritte hinterfragen», sagt Julia Nawalnaja. «Ich muss jetzt meine eigenen Entscheidungen treffen.»

Am frühen Freitagabend tritt Julia Nawalnaja in St. Gallen auf, am 53. Symposium der Universität St. Gallen. Die Konferenz wird jährlich von Studierenden der HSG organisiert. Die Idee: den Austausch zwischen Generationen fördern. In Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Gesellschaft. Die Studi-Version des World Economic Forum in Davos, so könnte man es bezeichnen.

Darum lädt man grosszügig ein: CEOs, Minister aus aller Welt, Bundesräte. In diesem Jahr war Wladimir Klitschko da, Profiboxer und Zwillingsbruder des Kiewer Bürgermeisters Witali Klitschko. Ausserdem: Carsten Spohr, der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa-Gruppe, Singapurs Handelsminister Tan See Leng, Bundesrätin Karin Keller-Sutter. Die Universität St. Gallen gleicht während dieser Tage mehr einer Firstclass-Lounge am Flughafen als einer Ausbildungsstätte: blauer Teppich, Bars, Eisskulpturen. Menschen in Anzügen wuseln umher, markieren sich in Linkedin-Posts, trinken Weisswein.

Und dann ist da plötzlich Julia Nawalnaja, die Witwe von Alexei Nawalny, dem bekanntesten russischen Oppositionspolitiker. Sie gleitet durch diese Menge hindurch, auf dem Weg zu dem Saal, in dem sie auftritt. Sie trägt einen schlichten, blauen Zweiteiler, wenig Schmuck, dezente Schminke, die Haare zurückgekämmt. Ein Stil, der zur Ernsthaftigkeit ihres Lebens passt, wie die «New York Times» jüngst schrieb. Aber zu dieser Veranstaltung passt er nicht so sehr.

Symbol der Opposition

Zweieinhalb Monate ist es her, dass Julia Nawalnaja ihren Ehemann verlor. Auch da war sie an einer Konferenz, auch da stand sie auf einer Bühne. Nawalnaja nahm an der Münchner Sicherheitskonferenz teil, als sie am 16. Februar die Nachricht von Alexei Nawalnys Tod erreichte. Sie las die Eilmeldungen auf ihrem Smartphone. «Wie ihr alle auch», sagt sie in St. Gallen. Alexei Nawalny befand sich zum Zeitpunkt seines Todes in russischer Gefangenschaft.

Damals, in München, trat Julia Nawalnaja vor diese riesige Versammlung internationaler Sicherheitsexperten, stark und gefasst: «Ich habe einen Moment überlegt, ob ich hier vor Ihnen stehen oder zu meinen Kindern soll.» Da hatte sie sich noch von Alexei leiten lassen, von dem, was er getan hätte. Sie sagte: «Ich bin mir sicher, Alexei würde hier stehen.»

Drei Tage nach der Nachricht von Alexei Nawalnys Tod veröffentlichte Julia Nawalnaja auf dem Youtube-Kanal ihres Mannes ein neun Minuten langes Video. Sie sagte, sie werde seine Arbeit fortsetzen. Seither hat Nawalnaja eine neue Rolle. Zwanzig Jahre lang unterstützte sie ihn, wich nie von seiner Seite, war ein eminenter Teil des Teams Nawalny. Dennoch blieb sie im Hintergrund. Mit 47 Jahren ist sie jetzt seine Nachfolgerin geworden, das Symbol seines Erbes. Wie wird sie dieser Erwartung gerecht?

Diese Frage kann Julia Nawalnaja in St. Gallen nicht beantworten. Natürlich nicht. Eine solche Frage beantwortet man nicht mit kurzen Reden oder Gesprächen mit Journalisten vor versammelter Wirtschaftselite, man beantwortet sie mit Taten. Was Nawalnaja aber demonstriert in St. Gallen: Sie ist da. Und sie will gehört werden.

Sanft und bestimmt

Mehrmals bringt sie das Publikum zum Lachen, spricht spontan und mit Ironie. Alexei und sie seien nicht nur Ehepartner gewesen, sagt sie. «Wir waren ‹partners in crime›. Also, verstehen Sie mich nicht falsch, ‹in good crime›.» Julia Nawalnaja stellt auch Forderungen. Die westlichen Sanktionen reichten nicht aus, sagt sie. Putins innersten Kreis habe man noch nicht erreicht. Und wendet sich an die Jungen. Putin versuche, junge Menschen von der Politik fernzuhalten. Dagegen müsse man ankämpfen.

Das «Time Magazine» hat Nawalnaja vor einigen Wochen zu einer der hundert einflussreichsten Personen der Welt gekürt. Die amerikanische Vizepräsidentin Kamala Harris schrieb in einem Gastbeitrag für das Magazin, Nawalnaja zeige in ihrer neuen Rolle aussergewöhnliche Stärke und Selbstlosigkeit.

Und so tritt sie auch in St. Gallen auf. Woher sie die Kraft nehme, fragt der türkische Journalist und Moderator Ali Aslan, der mit ihr auf der Bühne steht. Und woher sie gewusst habe, dass sie das Richtige tue. Nawalnaja wehrt all dies ab. Oder müsste man sogar sagen: Winkt es ab?

Sie spricht sanft – und sehr bestimmt. Macht klar: Die Frage, ob sie bereit sei, die Nachfolge ihres Mannes anzutreten, stellte sie sich nie. Sie wusste, dass es so kommen muss. Dass es das Richtige ist. Dabei sei es nie um sie als Person gegangen, sondern um das grosse Ziel: den Widerstand gegen Putin. Ob sie Angst habe, fragt der Journalist zum Schluss. Julia Nawalnaja sagt: «Darüber denke ich nicht nach.»

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