Immobilien: Vonovia-Chef geht auf Konfrontationskurs
Rolf Buch kritisiert bei der Hauptversammlung des Immobilienkonzerns die Politik für Wohnungsnot, Bürokratie und fehlende Investitionen. Aber auch er selbst bekam Kritik.
Deutschlands größter Vermieter Vonovia übt massive Kritik an der Wohnungsbaupolitik der Bundesregierung. „Mir fehlt das Verständnis, warum unsere gesamte Regierung dieses Thema nicht sehr viel beherzter angeht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rolf Buch bei der virtuellen Hauptversammlung am Mittwoch.
Täglich würde der Bochumer Dax-Konzern von Hunderten – „an manchen Tagen von Tausenden“ – Menschen kontaktiert, die verzweifelt auf der Suche nach einer Wohnung seien. Wohnungsnot erhöhe die Ungleichheit, spiele populistischen Parteien in die Hände und lähme die Innovationskraft unseres Landes, klagte Buch.
Seine Worte haben Gewicht. Mit einem Bestand von gut 550.000 Wohnungen ist Vonovia der mit Abstand größte Wohnungsvermieter in Deutschland. In seiner Rede an die Aktionäre berief er sich auf Schätzungen, die einen Finanzbedarf von 2,2 Billionen bis 3,5 Billionen Euro in den kommenden zehn Jahren für Sanierung und Neubau in Deutschland prognostizieren.
Große Wohnungsnot in Deutschland liegt auch an Vonovia
Da für diese gewaltige Summe weder der Staat noch Immobilienunternehmen aufkommen könnten, brauche es privates Kapital. Doch inzwischen werde Buch bei Investorenkonferenzen in den USA gefragt, ob Investitionen in Deutschland angesichts von Mietregulierungen überhaupt noch sinnvoll seien. „Unsere Politiker müssen aufhören, potenzielle Geldgeber abzuschrecken“, so Buch.
Dass die Wohnungsnot in Deutschland so groß ist – laut Schätzungen fehlen einer Studie des Pestel-Instituts zufolge 800.000 Einheiten –, liegt auch an Vonovia. Lediglich 2400 Wohnungen hat der Konzern im vergangenen Jahr neu geschaffen. Ähnlich viele sollen es in diesem Jahr sein.
Buch machte Vorschläge, wie sich das Problem aus seiner Sicht effektiv lösen ließe. Ein Dreiklang aus
– staatlicher Förderung besonders für energieeffiziente Gebäude
– sinkenden Baukosten und staatlich verordneten Ausgaben
– sowie höheren Mieten könnte aus seiner Sicht ein Ansatz sein.
Zudem forderte er konsequente Digitalisierung bei Bauanträgen und Prüfverfahren. „Wir könnten 80 Prozent Zeit sparen, wenn es weniger Bürokratie gäbe“, lautete sein Resümee.
Vonovia-Hauptversammlung: Kritik an der hohen Verschuldung
Die Aktionäre lobten den Vorstandsvorsitzenden für sein Krisenmanagement im vergangenen Jahr. Er bekam allerdings auch Kritik: So haben die gestiegenen Zinsen im vergangenen Jahr zu einem niedrigeren Nettoergebnis geführt. Zudem verschlechterte sich die Verschuldung, die Kennzahl lag knapp außerhalb der angepeilten Spanne von 40 bis 45 Prozent. „Bringen Sie das Verhältnis von Eigenkapital und Schulden wieder ins Gleichgewicht“, forderte Linus Vogel vom Fondsanbieter Deka Investment.
Kritik gab es auch vom Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) am Vergütungsbericht für das abgelaufene Jahr sowie am neuen Vergütungssystem, das der Aufsichtsrat im März erarbeitet hatte und nun den Aktionären zur Billigung vorgelegt hat.
Dabei kritisierte ISS unter anderem die aus deren Sicht hohen Pensionsansprüche des Top-Managements sowie die künftigen Veränderungen an der Langfristvergütung. Vonovia sprach in der Tagesordnung hingegen lediglich von „geringfügigen Anpassungen am Vergütungssystem“ durch den Aufsichtsrat.