Im Kampf gegen Krebs rettet KI jeden Tag Menschenleben – und ist doch keine Goldgrube

im kampf gegen krebs rettet ki jeden tag menschenleben – und ist doch keine goldgrube

Eincremen ist Pflicht: In Europa wird die Zahl der Hautkrebs-Erkrankungen stark zunehmen – auch in der Schweiz. Finnbarr Webster / Getty

Es ist wenig sinnvoll, darauf zu wetten, wann man sterben wird. Aber darauf, woran – das ist möglich. Weltweit erkrankt einer von fünf Menschen in seinem Leben an Krebs, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jüngst ausgerechnet.

Einer von neun Männern und eine von zwölf Frauen sterben daran. Die Fälle werden mehr. Verantwortlich sind unter anderem Wachstum und Alterung der Bevölkerung, Tabak, Alkohol und Übergewicht: Im Jahr 2050 werde es 77 Prozent mehr Krebsdiagnosen geben als im Jahr 2022, schätzen die Experten.

Der Mensch ist im Kampf gegen den Krebs nicht allein. Künstliche Intelligenz (KI) hilft ihm. Sie ist in der Medizin wohlbekannt und wurde schon längst eingesetzt, bevor sich die Öffentlichkeit an den Kreationen von Chat-GPT erfreute. KI wird oft für die Analyse von Bildern gebraucht. Sie ist gut darin, Muster auf Fotos zu erkennen und Aufnahmen zu vergleichen.

KI wird nicht müde – aber ist auch kein Selbstläufer

Welche Wucherungen sind gefährlich, welche ungefährlich? KI analysiert unermüdlich, wo ein Arzt nach einer Zehn-Stunden-Schicht müde blinzeln muss. Somit sollte ein KI-Produkt ein Selbstläufer sein und eine Gewinnmaschine für den Entwickler. Nur ist es das nicht – denn auch eine KI kann die ökonomischen Gesetze der Medizinbranche nicht umschreiben.

Genau deshalb wünscht Mauro Ajani, dass sich seine Investoren den Mond ansehen. Sie sollen auf das Wichtige schauen, auf das Ziel – nicht auf kurzfristige Erträge. «Das ist die Geschichte meines Lebens», beklagte sich Ajani jüngst vor überraschten Finanzanalysten in einem Zürcher Edelhotel. «Ich zeige auf den Mond, aber die Leute schauen nur auf meinen Finger. Der Mond ist grossartig. Schaut den Mond an», forderte er mit italienischem Temperament.

Das war eine unerwartete Botschaft an diesem Kapitalmarkttag, den Ajanis Unternehmen Cosmo Pharmaceuticals erstmals nach langer Zeit wieder ausrichtete. Schliesslich soll ein Kapitalmarkttag Werbung machen. Der Aktienkurs der an der Schweizer Börse kotierten Cosmo arbeitet sich aus einem Tal heraus. Aber er liegt noch etwa die Hälfte tiefer als vor rund zehn Jahren.

Cosmo ist eine wichtige Entwicklung im Bereich KI geglückt. Ajanis Mondvergleich war eine Antwort auf die Frage, was für Zahlungen Cosmo dafür von einem Vertriebspartner erwarten könne. Der Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident von Cosmo hatte auch eine zweite, eindeutige Antwort für die Analysten: «Vergessen Sie die Meilensteinzahlungen!»

Es braucht einen Partner – das kostet

Cosmos Erfindung unterstützt bei der Erkennung von Darmkrebs. Das Unternehmen hat ein Gerät namens GI Genius lanciert, das dem Arzt bei einer Darmspiegelung hilft, verdächtige Polypen zu identifizieren. Die KI analysiert in Echtzeit die Aufnahmen, die bei der Endoskopie gemacht werden, und markiert auffällige Stellen.

GI Genius wurde 2021 auf den Markt gebracht. In den USA und Europa kam die Technologie bisher bei insgesamt 3 Millionen Patienten zum Einsatz. Doch auch 2023 brachte das Gerät Cosmo nur 8,6 Millionen Euro Umsatz ein – weniger als ein Zehntel des Gesamterlöses von knapp 97 Millionen Euro. Das meiste Geld verdient Cosmo mit Medikamenten gegen Darmentzündungen und einer Akne-Crème.

Die niedrigen Erlöse haben einen Grund: Cosmo muss sie teilen. Das 1996 gegründete Unternehmen hat zwar das KI-Gerät entwickelt, aber weltweit vermarktet wird es von der Firma Medtronic aus den USA. Medtronic ist der weltgrösste Medizintechnikhersteller und zählt fast 100 000 Mitarbeiter. Cosmo hat 310 Angestellte. Statt dass sich Cosmo selbst um Zulassung und Vertrieb kümmern muss, übernimmt der Riese Medtronic diese Arbeit.

Es ist wichtige Arbeit. Insbesondere die Zulassung ist eine grosse Hürde. Eine medizinische KI bietet man nicht einfach zum Download an. Jedes Produkt und jede Aktualisierung muss von Prüfstellen bewilligt werden. Das gilt für jedes Medizinprodukt, aber mit KI wird es noch komplizierter. Für die Prüfung braucht es Experten, Studien müssen erstellt und unabhängige Kontrolleure bezahlt werden. Auch der Vertrieb ist in einer konservativen Branche wie der Medizin nicht einfach. Ärzte mögen Bewährtes – schliesslich geht es um Menschenleben.

Ohne Hardware kommt die Software nicht weit

Der Gewinn für Cosmo hängt somit von den Fortschritten ab, die Medtronic beim Verkauf erzielt. Die Geräte sind recht teuer, und im Gesundheitswesen wächst das Geld nicht auf Bäumen. Zwar hat Medtronic einen riesigen Kundenstamm, aber auch viele Produkte im Portfolio, die alle verkauft werden wollen. Zumindest ist das Potenzial gross: Pro Jahr werden weltweit geschätzt mindestens 50 Millionen Darmspiegelungen gemacht.

Dass eine KI-Software in der Medizintechnik meistens eine spezielle Hardware braucht, ist eine der Hürden für die Kommerzialisierung. Es macht sie deutlich schwieriger als bei KI-Anwendungen im Bürobereich, die einfach in andere Software integriert werden, zum Beispiel das Office-Programm Word oder in den Internet-Browser. Erst wenn die spezielle Hardware vorhanden ist, lässt sich das Geschäft leichter ausweiten.

Cosmo geht diesen Weg: Die jüngste Entwicklung ist eine KI-Zugangsplattform, die auf GI Genius installiert wird. Sie erlaubt es anderen Softwareentwicklern, ihre Produkte auf dem Diagnosegerät unterzubringen. Dafür bezahlen sie eine Gebühr. Wieder hat Medtronic die weltweiten Vermarktungsrechte. Cosmo erhielt Anfang Jahr eine Vorauszahlung von 100 Millionen Dollar.

Mit den weiteren Programmen sollen die Erträge schneller fliessen – ähnlich wie ein App-Store daran verdient, wenn von dort Apps angeboten werden. Zum Beispiel könnte eine Reporting-Anwendung auf dem Diagnosegerät installiert werden, die das Untersuchungsergebnis dokumentiert. Dann müsste der Mediziner es nicht selbst eintippen und könnte pro Behandlung einige Minuten sparen.

Das ist nicht nur für den Arzt eine Erleichterung, sondern ein knallhartes wirtschaftliches Argument für Spitäler und Praxen: Je weniger Zeit für Papierkram verwendet wird, desto mehr Zeit bleibt ihnen für mehr Behandlungen. Das sorgt für mehr Einnahmen. Auch werden Übertragungsfehler minimiert – ein wichtiger Punkt zum Beispiel in den USA, wo bei misslungenen Behandlungen gerne geklagt wird.

Bei der KI-Plattform winken Cosmo von Medtronic eine Lizenzgebühr auf den Umsatz sowie bis Ende Jahr potenziell weitere 100 Millionen Dollar als Meilensteinzahlung. Wenn alles gut läuft. Cosmo hat es nicht in der Hand. Aber die Bande zwischen den Firmen sind stark: Bald erhält Cosmo einen neuen CEO – er kommt aus dem Medtronic-Management.

Fotofinder bietet schnellere Diagnose bei Hautkrebs

Auch Fotofinder kennt die Herausforderung, die richtige Mischung aus Hardware und Software zu finden. Die Firma aus Bad Birnbach in Bayern entwickelt Geräte und Programme zur Erkennung von Hautkrebs – zum Beispiel einen Ganzkörperscanner. Fotofinder existiert seit 1991 und verwendet seit 1998 künstliche Intelligenz, um die Software mit den Fotos von gutartigen und bösartigen Muttermalen zu trainieren.

Doch trotz dieser grossen Erfahrung sagt die Entwicklungsleiterin Johanna Ritt: «Die Markterschliessung ist eine Herausforderung, die Zeit und Mühe erfordert. Selbst auf unserem Haupt- und Heimatmarkt Deutschland gibt es noch ungenutzte Potenziale.»

Dort werden die Fotofinder-Anwendungen nur von wenigen Krankenkassen abgedeckt. Auch verschwinden immer mehr spezialisierte dermatologische Praxen, welche die Geräte gezielt anschaffen. Stattdessen entstehen medizinische Versorgungszentren mit mehreren Fachgebieten, die gemeinsam Investitionen tätigen und eben alle ihre Gebiete bedienen müssen. Nicht zuletzt sind viele Ärzte vorsichtig. Manche fürchten gar, die KI könnte sie ersetzen.

Fotofinder machte vergangenes Jahr rund 20 Millionen Euro Umsatz – ein überraschend geringer Betrag angesichts der Volkskrankheit Hautkrebs. Doch die Expansion ist eine Herausforderung. Im Riesenmarkt USA gibt es zwar viele Dermatologen, aber die arbeiten laut Ritt hauptsächlich mit den klassischen Handdermatoskopen – eine Art Lupe. Andere Länder sind hingegen protektionistisch. «Jeder Markt ist irgendwie anders, und es gibt noch viel Potenzial zu heben», sagt Ritt.

Fotofinder stellt die Hardware in Bad Birnbach selbst her. Die Kommerzialisierung wird nicht an einen Riesen wie Medtronic ausgelagert. Das hat historische Gründe: Angefangen hat Fotofinder nur mit Software, aber die Hautärzte wollten schnell passende Geräte, seien es grosse Scanner oder kleine Kameras. Sie wurden eng abgestimmt mit den Ärzten entwickelt. Die Branche ist mit Fotofinder vertraut.

Hausärzte – der grösste Markt von allen

«Wenn ein Unternehmen neu in ein Marktsegment eintritt, kann es Sinn ergeben, sich einen starken Partner zu suchen, den eine grosse Kundschaft kennt. Aber wir haben uns unsere Kundschaft über 30 Jahre erarbeitet», erklärt Ritt. Fotofinder will auf Entwicklung und Produktion von Hardware nicht verzichten – und doppelt nach: Ende Februar hat die Firma den amerikanischen Hersteller Dermlite gekauft, der Handgeräte für Dermatoskopie-Untersuchungen entwickelt. Dadurch hat sich die Zahl der Mitarbeiter von 120 auf 160 erhöht.

Neue Hardware soll helfen, neue Märkte zu erschliessen. Jüngst hat Fotofinder nach zwei Jahren Entwicklung ein tragbares Gerät lanciert, das auf den ersten Blick wie ein Smartphone aussieht: hinten eine Kamera, vorne ein grosser Bildschirm. Der Arzt nimmt es in die Hand und kann es mit sich herumtragen. Er macht Fotos von Muttermalen und Geschwülsten, kann sie abspeichern und erhält eine KI-gestützte Analyse.

Die grosse Hoffnung: Dieses Gerät können nicht nur Hautärzte bedienen. Es eignet sich auch zum Einsatz in der Telemedizin, die eine immer wichtigere Rolle spielt. Oder bei Hausärzten, die Patienten filtern können, statt sie nur auf Verdacht zum spezialisierten Dermatologen zu schicken. Hausärzte sind ein gigantischer Markt. «Wir sehen die grosse Chance, dass dieses Gerät irgendwann von allen Ärzten benutzt wird, die viel Haut ihrer Patienten sehen», sagt Johanna Ritt. Oder wie Mauro Ajani von Cosmo sagen würde: «Schaut auf den Mond!»

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