Hamas droht Israel – „Letzte Chance“, Geiseln „lebend zurückzubekommen“
Der erhoffte Durchbruch bei den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas bleibt weiterhin aus. Die Terrororganisation bezeichnet die anstehende Verhandlungsrunde als „letzte Chance“ für Israel. Annalena Baerbock warnt derweil erneut vor einem Militäreinsatz in Rafah.
Hamas droht Israel – „Letzte Chance“, Geiseln „lebend zurückzubekommen“
Ein Hamas-Vertreter hat die Verhandlungen zum Gaza-Krieg als „letzte Chance“ für eine Freilassung der israelischen Geiseln bezeichnet. Der ranghohe Vertreter der islamistischen Terrororganisation, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP, die anstehende Verhandlungsrunde in Kairo sei „die letzte Chance“ für Israel, die Gefangenen „lebend zurückzubekommen“.
Bei den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas geht es um eine Waffenruhe im Gaza-Streifen und eine Freilassung der in das Palästinensergebiet verschleppten Geiseln. Hamas-Vertreter hatten zuletzt am Wochenende in der ägyptischen Hauptstadt Kairo Gespräche mit Vermittlern aus Ägypten und Katar geführt. Israel war zunächst nicht in Kairo vertreten, der erhoffte Durchbruch blieb aus.
Am Sonntag war die Hamas-Delegation wieder abgereist. Am Dienstag wollte sie nach Angaben des Hamas-Vertreters aber in Katars Hauptstadt Doha wieder aufbrechen, um die Verhandlungen in Kairo „abzuschließen“.
Israelische Delegation für Waffenruhe-Gespräche in Kairo
Nach Angaben des Büros des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu reiste eine Delegation aus Israel nach Kairo, um weiter über eine Feuerpause zu verhandeln. Das Verhandlungsteam sei in der ägyptischen Hauptstadt eingetroffen. Zugleich warnte Netanjahu die Hamas, ohne Fortschritte bei der Freilassung der Geiseln werde Israel seinen Militäreinsatz im Gaza-Streifen „intensivieren“.
Am Montag hatte die Hamas einem Vorschlag der katarischen und ägyptischen Vermittler für eine Waffenruhe zugestimmt. Dieser Entwurf entspricht jedoch nicht den israelischen Forderungen.
Baerbock warnt vor Offensive in Rafah
Die israelische Regierung hält weiterhin an ihren Plänen für eine Bodenoffensive in Rafah fest und rückte bereits in den Osten der Stadt vor. Sie bezeichnet die Stadt im Süden des Gaza-Streifens, in der mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Kämpfen gesucht haben, als letzte verbliebene Hochburg der Hamas.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erneuerte ihre eindringlichen Warnungen vor dem israelischen Militäreinsatz. „Ich warne vor einer Großoffensive auf Rafah“, erklärte Baerbock am Dienstag im Onlinedienst X. „Eine Million Menschen können sich nicht in Luft auflösen.“ Die Menschen in Rafah benötigten Schutz und „dringend weiter humanitäre Hilfe“, hob Baerbock hervor.
„Dafür müssen die Grenzübergänge Rafah und Kerem Shalom unverzüglich wieder geöffnet werden“, forderte die Ministerin. Die israelische Armee hatte zuvor die im Gaza-Streifen gelegene Seite des Grenzübergangs Rafah an der Grenze zu Ägypten unter ihre Kontrolle gebracht. Nach Raketenangriffen des bewaffneten Arms der Hamas hatte Israel am Sonntag den für die Lieferung von Hilfsgütern wichtigen Grenzübergang Kerem Schalom zwischen Israel und dem Gaza-Streifen geschlossen.
Die Offensive war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt. Durch die anschließenden israelischen Angriffe im Gaza-Streifen wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, inzwischen mehr als 34.700 Menschen getötet.