Gipfelstreben im ausverkauften Stadtcasino
Heinz Holliger, Sol Gabetta und das Kammerorchester haben am Donnerstag für einen denkwürdigen Konzertabend gesorgt.
Ein Highlight: Das Kammerorchester Basel und Sol Gabetta spielen im Stadtcasino unter der Leitung von Heinz Holliger.
Im Programm des Kammerorchesters stand für einmal nicht die Ouvertüre zuoberst. Und das aus gutem Grund: Heinz Holliger, Dirigent des Abends, wurde der vor drei Jahren ins Leben gerufene Alban-Berg-Ring überreicht. Die Auszeichnung würdigt «Persönlichkeiten, die um die Erschliessung, Edition und Pflege der Werke Alban Bergs sowie um die Förderung der Musik in der Gegenwart und zur Zeit Alban Bergs besondere Verdienste durch aussergewöhnliche Leistungen erworben haben».
Übergeben wurde der symbolträchtige Ring von Maximilian Eiselsberg, dem Präsidenten der Alban-Berg-Stiftung. In seiner Laudatio tat dieser sein Bestes, den Preis geradezu mythisch aufzuladen – und im gleichen Zug einen Personenkult um Alban Berg zu reproduzieren, der einen in vergangene Zeiten zurückversetzte. Holliger selbst hielt sich vergleichsweise kurz, ohne es zu unterlassen, Bergs Werke als «grosse Offenbarungen des 20. Jahrhunderts» zu rühmen.
Nun aber zur Musik, bei der Berg keine Rolle mehr spielte: Den Einstieg machte Felix Mendelssohns Hebriden-Ouvertüre, ein malerisches Stück, das durch die namensgebende Inselgruppe vor der Nordwestküste Schottlands inspiriert ist. Holliger und das Kammerorchester, ganz besonders die Bläser, kitzelten aus der Ouvertüre grosse Vitalität heraus, nicht zuletzt in den Passagen, die das Brausen des Meeres imitierten.
Es folgte die wenig bekannte Sinfonie für Cello und Orchester von Benjamin Britten, die – so Marcel Falk, Direktor des Kammerorchesters – Holliger dem Orchester und Sol Gabetta «mit seiner berüchtigten Kompromisslosigkeit ans Herz gelegt hat».
Es hat sich offenbar gelohnt, denn herausgekommen ist eine beeindruckende Interpretation einer oft beklemmend klingenden Musik, die unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs und des Kalten Kriegs entstanden ist und an vielen Stellen an Schostakowitsch erinnert. Das Kammerorchester brachte die differenziert ausgearbeiteten Klangfarben wunderbar zur Geltung. Das Zusammenspiel mit Gabetta funktionierte perfekt. Als Zugabe spielte Gabetta das ergreifende «Pianissimo» des lettischen Komponisten Pēteris Vasks, wobei sie ihre Cello-Stimme gleich selbst mit Gesang begleitete.
Nach der Pause ertönte dann Schumanns «Rheinische Sinfonie» – wie die Mendelssohn-Ouvertüre von der Macht der Natur geprägt, floss auch hier der runde und weiche Orchesterklang in überzeugender Manier.
Das randvolle Stadtcasino – selbst auf der Bühne wurde noch Publikum untergebracht – zeigte sich hochzufrieden. Das «Gipfeltreffen», wie das Konzert übertitelt war, hielt, was es versprach.
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