Galeria Karstadt Kaufhof: Neuer Name, neues Sortiment. Wie die neuen Eigentümer Galeria zum Erfolg führen wollen
Für 76 der 92 Galeria-Filialen geht es weiter. Der Chef des angeschlagenen Warenhausunternehmens, Olivier Van den Bossche, nennt Details zur künftigen Strategie. Er setzt dabei auf die Expertise des neuen Investors Bernd Beetz. Eine wichtige Frage bleibt unbeantwortet.
Galeria Karstadt Kaufhof: Neuer Name, neues Sortiment. Wie die neuen Eigentümer Galeria zum Erfolg führen wollen
Schönheitsprodukte, Handtaschen, Schuhe, Wäsche – das sollen künftig die Schwerpunkte im Sortiment von Galeria Karstadt Kaufhof sein. „Damit erreichen wir eine klare Differenzierung vom Wettbewerb“, sagte Geschäftsführer Olivier Van den Bossche am Dienstag. Bei Beauty-Produkten wie Parfüm will man auch auf die guten Kontakte des neuen Mit-Eigentümers Bernd Beetz setzen. Der 73-Jährige kennt die Branche gut. Bis 2012 leitete er elf Jahre lang den US-Kosmetikkonzern Coty. Lesen Sie das Porträt zu Bernd Bernd Beetz – Kann dieser Fußballfan Galeria Karstadt Kaufhof retten?.
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Van den Bossche zufolge ist Galeria neben der Parfümeriekette Douglas bereits heute zentrale Anlaufstelle im Beauty-Bereich. Auch bei Schuhen sieht er großes Potenzial. Das sehe man an den Umsätzen. Auf Fashion, Home und Freizeit will er ebenfalls setzen. Dieser Bereich sei ein zentraler Umsatz- und Ertragstreiber. Ausgebaut werden soll der Anteil von Konzession und Konsignation in den Filialen. Bei diesen Modellen sind Marken die Betreiber einer bestimmten Fläche unter dem Dach von Galeria, teilweise mit eigenem Personal. Das Warenhaus hat weder Warenrisiko noch Aufwand durch Logistik oder Bestellungen.
Darauf angesprochen, was es in den Filialen künftig nicht mehr geben soll, hielt sich Van den Bossche bedeckt. „Wir sind ein Warenhaus und bleiben ein Warenhaus. Deshalb werden wir uns nicht grundsätzlich von Kategorien verabschieden.“ Er berichtete von laufenden Gesprächen, unter anderem mit Städten und Lebensmittelhändlern. Konkreter wurde er nicht. Auf einige Fragen zur Neuausrichtung wollte Van den Bossche nicht antworten. Im laufenden Insolvenzverfahren ist vieles noch im Fluss. Galeria hatte im Januar einen Antrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren.
Künftig ohne Karstadt und Kaufhof im Namen
Der Neustart soll im Sommer auch symbolisch vollzogen werden: Das Unternehmen soll künftig nur noch Galeria heißen. Karstadt und Kaufhof werden aus dem Namen gestrichen. Die drei Insolvenzverfahren in jüngster Vergangenheit seien eng damit verbunden. Deshalb wolle man „einen alten Zopf“ abschneiden, sagte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus.
Wirtschaftlich sieht er Galeria auf einem guten Weg: „Wir arbeiten jetzt bereits profitabel.“ Zuletzt hatte Denkhaus schon angekündigt, 16 der 92 Filialen Ende August zu schließen. Die Konditionen der übrigen Standorte hat er neu verhandelt. Die Mietbelastung sinkt dadurch insgesamt dem Vernehmen nach um rund 80 Millionen Euro pro Jahr. Beim bisherigen Unternehmenssitz in Essen sollen sich die jährlichen Einsparungen – durch den Wegfall von Miete und Personal – auf rund zehn Millionen Euro belaufen. Galeria will die Verwaltung nach Düsseldorf verlegen und deutlich verschlanken.
Mietbelastung sinkt um 80 Millionen Euro im Jahr
Zahlreiche Filialen sollen umgebaut und modernisiert werden. Nach Angaben von Denkhaus sind dafür erhebliche Finanzmittel der neuen Eigentümer vorgesehen. Zahlen wollte er nicht nennen. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz Galeria übernehmen will. Zum künftigen Konzept oder zur Höhe der geplanten Investitionen wollten sich die neuen Eigner bisher nicht äußern.
Der Handelsexperte Carsten Kortum sieht einen erheblichen Investitionsstau bei Galeria. Die Erosion, also die schleichende Verschlechterung des Zustandes der oft aus den 50er und 60er stammenden Immobilien, habe sich teilweise seit Jahrzehnten fortgesetzt. Nur zehn Warenhäuser seien bisher modernisiert worden, sagte der Professor der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn. Bei den übrigen 66 schätzt er den Investitionsbedarf auf insgesamt auf mehr als eine Milliarde. Ähnlich hoch veranschlagte bereits Johannes B. Berentzen, Chef der BBE Handelsberatung, den Investitionsbedarf für den angeschlagenen Kaufhauskonzern, um das Geschäftsmodell und die verbliebenen Häuser auf den neuesten Stand zu bringen. Für ein Auslaufmodell hält Kortum das Kaufhaus nicht. Als Positivbeispiele nennt er den Modehändler Breuninger und die US-Kaufhauskette Macys. Die sei so begehrt, dass Investoren bereit seien, umgerechnet mehr als 6,1 Milliarden Euro für das Unternehmen zu zahlen.
Experten sehen bis zu einer Milliarde Euro Investitionsbedarf
Der Geschäftsführer des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH, Kai Hudetz, wirft dagegen die grundsätzliche Frage auf: Wofür braucht es überhaupt klassische Warenhäuser, wenn es Amazon gibt? Hudetz ist aber sicher, dass Galeria hier Stärken ausspielen könne – durch die Fokussierung auf relevante Produkte. Vor allem in Beratung und Service sieht er gute Chancen für den stationären Handel. Investitionen in gutes Personal seien deshalb ebenso nötig wie in den Online-Kanal. „Wenn Breuninger mehr als die Hälfte seines Umsatzes online macht, Galeria hingegen weniger als zehn Prozent, so spricht das für sich“, so Hudetz. Fraglich ist, wie wichtig den neuen Eigentümern das Online-Geschäft ist. Beetz sagte kürzlich: „Ich bin kein Freund von Online. Wir glauben an das Warenhaus. Wir glauben an die visuelle Präsentierung von Marken, die Anfassbarkeit.“
Insolvenzverwalter Denkhaus hat zuletzt einen Insolvenzplan beim zuständigen Amtsgericht Essen vorgelegt. Darin ist auch die geplante Übernahme durch die neuen Eigentümer festgelegt. Die zwischen ihnen und dem Handelskonzern geschlossene Vereinbarung kommt jedoch nur dann zustande, wenn die Gläubiger den Insolvenzplan am 28. Mai annehmen und dieser anschließend vom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.