Forscher finden alten Weg an Schlossruine
Forscher finden alten Weg an Schlossruine
Alter Weg gefunden, alte Stadtmauer nicht: Wolfram Essling-Wintzer vom Fachreferat Mittelalter- und Neuzeitarchäologie des LWL an der Grabungsstelle am Schloss.
Werl – Der Weg war gar nicht das Ziel. Eher die mittelalterliche Stadtmauer, auf die die Archäologen des Landwirtschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) in Nähe der Schlossruine zu stoßen hofften. Das gelang nicht. Denn tiefer als drei Meter gelangte der genutzte Bagger auf dem Ursulinen-Gelände nicht. Stattdessen trat bei den Grabungen aber ein alter Weg zutage, der quer über das Gelände verläuft.
Kantensteine aus Anröchter Sandstein kamen ans Licht – mit kleiner Pflasterung. Der Weg sei wohl erst nach Abriss des Schlosses 1825 verlegt worden. Damals befand es sich in preußischem Besitz, sollte erst bewahrt bleiben, sei dann aber doch zum Abbruch freigegeben worden.
Der Pflasterweg befindet sich im Bereich des einstigen Schlossgrabens. Er wurde nun dokumentiert. Unklar ist und bleibt wohl, wofür er genutzt wurde. Womöglich wurden darüber Bierfässer transportiert. Teile der Ruine wurden von 1825 bis 1888 als Brauerei genutzt. Die LWL-Archäologie ist beteiligt an den Planungen des Fördervereins Kurfürstliche Schlossruine, eine Verbindung entlang der Schlossruine zu bauen. Der neue Weg soll die Straßen „Am alten Schloss“ und Schlossstraße verbinden. Dass sich unter dem neu geplanten Weg in etwas Tiefe, von Erde verschüttet, ein alter Weg verbirgt, war nicht bekannt.
„Wir prüfen, ob alte Bestände gefährdet sind oder durch das Bauvorhaben zerstört werden könnten“, sagt Essling-Wintzer. Schließlich handelt es sich bei der Schlossruine um ein Denkmal; auch im Umfeld werden Zeugnisse historischer Bausubstanz vermutet. Dazu gehört die alte Stadtmauer, auf die zu stoßen die Archäologen gehofft hatten, weil Zeichnungen sie an dieser Stelle zeigen. Es gebe eine gute kartografische und bildliche Überlieferung des Areals.
Der Werler Förderverein will Beete an den Stellen anlegen, wo alte Mauerverläufe waren, um sie optisch nachvollziehbar zu machen. Eine „vernünftige Idee“, lobt der Fachmann vom LWL. So gebe es keine unnötigen Bodeneingriffe. Was auch immer im Erdreich schlummert, bleibe bewahrt.
Zur Sachstandsermittlung gab es Schnitte an drei Stellen auf dem Areal. Fazit der Forscher: Der neue Verbindungsweg berge „keine Bestandsgefährdung“. Aber „leider“, so Essling-Wintzer, ging die Grabung nicht tief genug. Bis auf anstehenden Boden – ohne menschliche Eingriffe – gelangte er nicht. Zu massiv sind die Auffüllungen in diesem Bereich. „In die interessantesten Schichten sind wir also nicht gekommen.“
So gehen die Experten zwar davon aus, dass die Stadtmauer-Fundamente noch da sind, aber zu tief liegen. „Schade, ich hätte sie gerne gesehen“, sagt Essling-Wintzer. Womöglich könne man sie später per Georadarmessung orten. Aber es sei stets eine Frage des Mehrwerts, wenn das Ergebnis eigentlich bekannt ist – zumal solche Maßnahmen teuer sind. „Da gibt es in Werl viel spannendere Ecken, wo wir uns neue Ergebnisse erhoffen, vor allem im Westen – da kennen wir die Siedlungsstrukturen gar nicht“, sagt der Fachmann.
Grundsätzlich sei die Stadt als Sitz der Grafen von Werl „wirklich wichtig“ aus Sicht der Archäologen. „Sie galten als das bedeutendste Herrschergeschlecht Westfalens mit gigantischen Besitzungen und Rechten.“ Nur: Die einstige Grafenburg ist noch immer nicht gefunden. Niemand weiß, wo sie stand.
Aber das von 1519 bis 1522 erbaute Schloss steht noch zumindest in Teilen. Natürlich sei es „traurig“, dass das mächtige Bollwerk zum größten Teil zerstört ist.