Fleisch von „Zombie“-Hirsch gegessen: Jäger zeigen auffälliges Verhalten – jetzt sind sie tot
Krankheit auf dem Vormarsch
Fleisch von „Zombie“-Hirsch gegessen: Jäger zeigen auffälliges Verhalten – jetzt sind sie tot
Zwei Männer starben, nachdem sie einen infizierten Hirsch erlegt und gegessen hatten. Der Zombie-Erreger treibt auch schon in Europa sein Unwesen.
Austin – Immer wieder werden Hirsche in den USA und Kanada mit der tödlichen Nervenkrankheit „Chronic Wasting Disease“ (CWD) infiziert. Bereits im Jahr 2019 kämpfte der US-Bundesstaat Nevada gegen die Ausbreitung des sogenannten „Zombie-Erregers“, indem sie um Mithilfe beim Aufspüren von erkrankten Tieren baten. Nun schlagen Experten Alarm, weil das „Zombie-Wild-Syndrom“ zwei Jägern das Leben kostete. Zuvor hatten sie verseuchtes Fleisch von einem Hirsch gegessen.
Zombie-Wild-Syndrom breitet sich aus: Jäger zunächst mit Creutzfeldt-Jakob-Krankheit diagnostiziert
Ärzte der University of Texas haben die beiden Todesfälle aus dem Jahr 2022 nun in einer Studie untersucht. Zuerst wurden die Jäger mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) diagnostiziert. Laut Robert Koch-Institut (RKI) führt diese zu schwammartigen Gehirnveränderungen mit einer erheblichen Beeinträchtigung geistiger und motorischer Fähigkeiten. Wie beim Zombie-Wild-Syndrom wird CJK durch pathologische Prionproteine vom Tier auf den Menschen übertragen.
Was sind pathologische Prionproteine?
Pathologische Prionproteine, auch unter der Bezeichnung PrPSc bekannt, sind eine abnormale Form des normalen zellulären Prionproteins (PrPC). Diese werden mit diversen neurodegenerativen Erkrankungen assoziiert, wie beispielsweise der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) beim Menschen und der Bovinen spongiformen Enzephalopathie (BSE) bei Rindern.
Quelle: Robert-Koch-Institut (RKI)
Es sei schwierig, das Zombie-Wild-Syndrom von der CJK zu unterscheiden, berichteten die Forscher aus Texas in der Fachzeitschrift Neurology. Aus diesem Grund könne man keinen direkten Nachweis erbringen, dass die Jäger an CWD gestorben seien. Dennoch betonen sie, dass ein Zusammenhang zwischen den kranken Hirschen und den Männern wahrscheinlich sei. Die Ärzte empfehlen dringend, weiter an der Krankheit und ihren Auswirkungen auf die Gesundheit zu forschen.
Mit Zombie-Wild-Syndrom infizierter Jäger war vor Tod verwirrt und aggressiv
Zeitgleich warnen die Forscher, dass das Zombie-Wild-Syndrom gefährlicher ist, als zunächst angenommen. Einer der Jäger sei an den Folgen der Krankheit gestorben, bevor er behandelt werden konnte. Sein Freund, der Fleisch aus derselben Hirschpopulation verzehrt habe, sei nach einmonatiger Beobachtung gestorben. „Trotz einer aggressiven symptomatischen Behandlung der Krampfanfälle und der Unruhe verschlechterte sich der Zustand des Patienten“, so die Ärzte.
Besonders brisant: Der Jäger habe vor seinem Tod Anzeichen von Verwirrung und Aggression gezeigt. Damit decken sich die Symptome teilweise mit denen infizierter Hirschen, die oft an „Zombies“ erinnern. Daher stammt auch der umgangssprachliche Name der Zombie-Krankheit. Laut Bayerischem Jagdverband leiden von CWD befallene Tiere unter anderem an einem Mangel an Koordination aufgrund der zentralnervösen Störungen, Antriebslosigkeit sowie Aggressionen.
Fälle in Europa: Müssen sich deutsche Jäger vor dem Zombie-Wild-Syndrom fürchten?
Das Zombie-Wild-Syndrom tritt aber nicht nur in Amerika auf – auch in Europa ist die tödliche Nervenkrankheit auf dem Vormarsch: CWD wurde bereits in Norwegen, Finnland und Schweden gemeldet. Nachdem der erste Fall bekannt wurde, sprach sich Dr. Anne Balkema-Buschmann vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) im Gespräch mit dem Deutschen Jagdverband (DJV) für die Wiedereinführung von Überwachungsprogrammen aus. Das ist mittlerweile über acht Jahre her.
Ein Hirsch liegt bei Sonnenaufgang im Bushy Park in London.
Auf die Frage, wie wahrscheinlich es sei, dass CWD auch in Deutschland auftrete, antwortete sie, dass die geografische Lage Norwegens eine Übertragung aufs europäische Festland „nicht sehr stark“ begünstige. Demnach hätten Jäger hierzulande nicht viel zu befürchten. Balkema-Buschmann empfiehlt jedoch, Kleidungsstücke, die mit Organen oder Ausscheidungen von Rothirschen in Kontakt gekommen sind, gründlich zu reinigen. Dabei spielt keine Rolle, ob die Hirsche infiziert sind.
Das Zombie-Wild-Syndrom wurde erstmals in den 60er-Jahren bei in Gefangenschaft lebenden Hirschen einer Forschungseinrichtung im US-Bundesstaat Colorado festgestellt. Erst 1978 wurde die Krankheit als ein „übertragbares schwammartiges Hirnleiden“ identifiziert und daraufhin als eine Form von Transmissiblen Spongiformen Enzephalopathien (abgekürzt TSEs) angesehen. Der erste Nachweis bei wild lebenden Tieren erfolgte im Jahr 1981. (cln)