Er will die Baselbieter SVP einen: Geht das überhaupt noch?
Seine Gegner bezeichnen Johannes Sutter als Nobody. Der Präsidiumsanwärter entgegnet: «Es geht nicht nur darum, in den Medien omnipräsent zu sein.»
Johannes Sutter ist Gemeindepräsident von Arboldswil.
Vielleicht wäre mit Johannes Sutter vieles anders gekommen. Lange gilt er als Kronfavorit, als es darum geht, die Nachfolge des abtretenden SVP-Regierungsrats Thomas Weber zu bestimmen. Als respektierter Unternehmer und Mediator innerhalb seiner Partei hätte er wohl die besten Chancen gehabt, gewählt zu werden. Doch der Arboldswiler Gemeindepräsident verzichtet. Aus beruflichen Gründen. Aus Liebe zu seinem Familienbetrieb, wie er selbst sagt.
Der Rest ist Geschichte. An seiner Stelle tritt Sandra Sollberger an, der es im Februar letzten Jahres misslingt, den sicher geglaubten Sitz zu verteidigen. Die Baselbieter SVP rutscht als Oppositionspartei in eine Identitätskrise. Seit ein paar Monaten dominieren Misstöne und interne Querelen die Schlagzeilen.
Was passiert wäre, wenn sich Sutter damals anders entschieden hätte: Makulatur. Für ihn zumindest. Im Konjunktiv leben, dies sei nämlich nicht seine Art, betont er im Gespräch mit der BaZ. «Natürlich denke ich manchmal an diesen Entscheid zurück», aber sein Blick richte sich in die Zukunft. «Die wird aufregend genug.»
Wohl wahr. Die nächsten Tage haben es in sich. Einmal mehr steht Sutter, bisheriger Vizepräsident, im Fokus, wenn seine Partei am Scheideweg steht. Diesen Donnerstag tritt er bei der Wahl um das Parteipräsidium gegen den geschassten Fraktionschef Peter Riebli an.
Seine Mission: «Ich will die Partei wieder einen.» Eine Mission impossible?
Neutral genug?
Die Baselbieter SVP ist ein Scherbenhaufen. Vieles, was einmal war, ist in den vergangenen Wochen und Monaten zu Bruch gegangen. Bezeichnend, was Sutter der BaZ nach der Entmachtung der Fraktionsspitze sagt: «Immer wenn man das Gefühl hat, es geht nicht mehr schlimmer, wird noch eins draufgesetzt. Es ist fast ein wenig so wie in einem Tollhaus.»
Er selbst legt hingegen Wert darauf, in keine Ecke gedrängt zu werden. «Ich bin neutral.» Dass sein Anspruch von einem stramm rechtsbürgerlichen Block infrage gestellt wird, mache ihn nicht automatisch zum Kandidaten der anderen Seite. «Ich kämpfe gegen keinen Flügel.»
Unbestritten ist indes: Sutter, ausgebildeter Jurist, gilt als gemässigter Politiker, ist kein Polterer. «Ich bin sehr durchsetzungsstark. Aber von mir wird man, falls ich gewählt werde, kein Geschrei hören.»
Ein Beispiel: Zwar sei ihm bewusst, dass der Kanton Baselland angesichts der finanziellen Nöte sparen müsse. Doch ob die Kündigung des Univertrags, was die SVP im Baselbiet fordert, die richtige Herangehensweise sei, «das bezweifle ich». Vielmehr müsste die Vertragsbasis neu verhandelt werden.
Dennoch stehe Sutter für klassische SVP-Themen ein, wie er untermauert, er pflege ein liberales Gedankengut, sei gegen den EU-Beitritt, für restriktivere Massnahmen bei der Ausländerkriminalität. «Man rückt mich gern auf eine BDP-Seite. Das ist Chabis.»
Genauso wie die mediale Berichterstattung, in der stets von den zwei Seiten die Rede sei, die die Partei spalten würden. «Ganz vergessen geht das dritte Lager», sagt er, die Politiker, die sich an der öffentlichen Schlammschlacht nicht beteiligen würden «und konstruktiv Politik machen wollen».
Da hat er einen Punkt. «Wer künftig bereit ist, mitzuarbeiten, ist willkommen. Wer sich als Scharfmacher bestätigt, bekommt ein väterliches Gespräch», bekräftigt er. Ob er die Basis damit aber überzeugt: offen. Vor allem auch, da der Arboldswiler nicht zu den prominentesten Aushängeschildern seiner Partei gehört. Die sind mehrheitlich auf der Seite von Peter Riebli.
Reicht sein Know-how?
Zwar ist Sutter in der Polit-Bubble ein durchaus bekanntes Gesicht, doch wie Noch-Präsident Dominik Straumann besitzt er kein Mandat auf Kantonsebene. Das kann man ihm vorwerfen. Seine Gegner tun das auch, stempeln ihn als Nobody ab. Sie befürchten, dass sich durch seine Wahl wenig bis gar nichts ändern werde.
In der Tat ist Sutter in der Öffentlichkeit (noch) kein Schwergewicht. Bisher ist er in erster Linie als kritische Stimme gegen grössere Fusionsprojekte in den Gemeinden wahrgenommen worden. An vorderster Front hat er beispielsweise das Gemeinderegionen-Gesetz von Finanzdirektor Anton Lauber versenkt.
Nun will er die parteiinternen Wortführer um Riebli und Co. schlagen. Sutter sagt: «Ich bin sehr gut vernetzt, habe Zugang zu fast allen Regierungsräten und zu den anderen Parteien.» Ausserdem sei er «à jour», was das aktuelle politische Geschehen betreffe.
Er geht also auf die Kritik ein. Genauso nervt sie ihn aber auch. So interpretiert er die Rolle eines Parteipräsidenten anders, als es seine Gegner tun. Er sehe seine Aufgabe vor allem darin, «vorauszudenken». Und er betont: «Es geht nicht nur darum, in den Medien omnipräsent, sondern auch für die Themen von morgen bereit zu sein.»
Als Vermittler innerhalb der Partei hat sich der Arboldswiler in der Politszene einen Namen gemacht. Wobei auch ihm nicht gelungen ist, die anhaltenden Streitereien in den Griff zu bekommen. Als Vize von Straumann hat er es in den vergangenen zwei Jahren verpasst, das Vakuum, das zwischen dem Präsidenten und Teilen der Basis entstanden ist, zu füllen.
Trotz allem will der 51-Jährige, Inhaber der Sutter Ingenieur- und Planungsbüro AG – seinem Herzensbetrieb –, das scheinbar Unmögliche möglich machen: die Baselbieter SVP wieder näher zueinander bringen.
Ob sein Vorgehen zu einer Mission impossible mit Happy End wird?
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