«Er hielt seine Axt an meinen Hals»
In Yverdon VD kam es vergangene Woche zu einer Geiselnahme in einem Zug. Brad Smith befand sich vier Stunden lang in der Gewalt des Geiselnehmers.
Eigentlich habe der 8. Februar als ganz ruhiger Tag für ihn begonnen, erinnert sich Brad Smith. Dann wurde der Waadtländer Ladenbesitzer und Sporttrainer im Zug in Yverdon VD vier Stunden lang als Geisel festgehalten. Seither kann der 37-Jährige kaum schlafen und er hat Panikattacken.
An jenem Abend kam es in Yverdon VD zu einer Geiselnahme in einem Zug. Rund vier Stunden mussten die 13 Geiseln im Zug ausharren – der Geiselnehmer war mit einer Axt, einem Messer und einem Hammer bewaffnet. Als er kurz abgelenkt war, griff die Polizei zu – und erschoss den 32-jährigen Asylsuchenden, nachdem dieser auf die Polizisten und Geiseln zugekommen sein soll. Er verstarb noch vor Ort.
Smith habe nicht sofort realisiert, was wirklich los war, erzählt er gegenüber SRF: «Ich habe länger gebraucht, bis ich gemerkt habe, wie prekär die Situation ist.» Da er Kopfhörer trug, verpasste er die ersten Aufforderungen des Mannes. «Dann legte er die Kante seiner Axt an meinen Hals», so Smith.
Smith hat mehrmals mit dem Geiselnehmer gesprochen
Der Mann habe ihm befohlen in den ersten Waggon des Zuges zu gehen, wo er auch die anderen Passagiere versammelte. «Danach versperrte er uns den Weg», sagt Smith über einen der schwierigsten Momente, die er erlebt hat. Eingesperrt zu sein und die Gesichter der anderen Geiseln zu sehen, sei schlimm gewesen.
Er und Daniel, eine andere Geisel, hätten mehrmals mit dem Geiselnehmer gesprochen, wobei Smith versucht habe mit dem Mann, der auf ihn verzweifelt gewirkt habe, wie mit einem Freund zu sprechen. Die zwei versuchten den Mann zu beruhigen, Witze zu machen und auch die anderen Geiseln zu schützen.
Als der Mann begann seine Axt zu wetzen, schlug die Stimmung um
Via Handy konnte Smith seine Liebsten informieren. Die Stimmung sei zuerst ruhig gewesen, doch sie schlug um, als der Geiselnehmer der Polizei eine Frist setzte und aggressiv wurde. Er habe begonnen die Klinge seiner Axt zu schärfen. «Plötzlich haben alle den Horror realisiert. Da haben wir gemerkt, dass es sein kann, dass er uns heute Abend alle tötet.»
Einsatzkräfte des Détachement d’action rapide et de dissuasion (DARD) und die Groupe d’intervention de la police de Lausanne (GIPL) waren zwar längst um den Zug herum aktiv, das konnten die Geiseln jedoch nicht sehen: «Es war dunkel, man sah nicht weiter als das Perron.»
Die Polizei schritt ein, als sich der Geiselnehmer kurz von der Gruppe wegbewegte. Smith sei es vorgekommen wie in einem Film. «Ich habe mich nicht bewegt – ich habe mich befreit gefühlt.»
Unter den Betroffenen gibt es eine gewisse Brüderlichkeit
Nach dem 8. Februar habe er schnell versucht wieder Zug zu fahren, um sich seiner Angst zu stellen. Beim ersten Mal hatte er eine Panikattacke und musste den Zug verlassen. «Darüber zu reden, hilft mir, das ganze zu realisieren und zu verarbeiten», sagt er. «Ich will nicht die Angst gewinnen lassen.» Manchmal sehe er andere Betroffene in Yverdon und es gebe eine gewisse Brüderlichkeit untereinander.