Die Stromfirmen machen Milliardengewinne, doch für die Konsumenten dürften die Strompreise erst 2026 sinken. Über die Gründe

die stromfirmen machen milliardengewinne, doch für die konsumenten dürften die strompreise erst 2026 sinken. über die gründe

Seit zwei Jahren steigen die Strompreise für die Konsumenten steil an. Karin Hofer / NZZ

Blick zurück zum Sommer 2022: Damals schossen die Strompreise an der Börse in die Höhe. Putin hatte angekündigt, kein Erdgas mehr über die Pipeline Nord Stream nach Europa zu liefern. Die Energiemärkte waren nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ohnehin bereits angespannt. Kurzzeitig herrschte Panik.

Die Situation brachte den grössten Schweizer Stromkonzern Axpo in Schwierigkeiten. Die Stromkonzerne verkaufen ihre Produktion mehrere Jahre im Voraus zu einem festen Preis, um sich vor fallenden Preisen zu schützen. Wenn nun der Preis explodiert, klopft die Börse bei den Stromkonzernen an und verlangt, dass sie die Differenz zu ihrem eingeloggten Preis auf einem Sperrkonto in bar hinterlegen. Der Grund: Sollte der Stromproduzent in Konkurs gehen, müsste die Börse den Strom zum dann herrschenden Preis selbst beschaffen. Dies will sie vermeiden.

Die Axpo musste damals befürchten, die ständig höheren Sicherheiten nicht mehr aufbringen zu können. Also wandte sich der Axpo-Chef Christoph Brand an den Bund, der dem Konzern eine Kreditlinie von 4 Milliarden Franken einräumte. Insgesamt wurde für Axpo, Alpiq und BKW ein Rettungsschirm über 10 Milliarden Franken aufgespannt, der bis 2026 in Kraft bleibt. Dannzumal soll eine neue Regulierung stehen.

Kaum war der Antrag beim Bundesrat gestellt, war der Spuk mit astronomisch hohen Preisen im September 2022 auch schon zu Ende. Die Bundesgelder mussten nicht in Anspruch genommen werden. Ein Grossteil der Sicherheiten fliesst seither an die Stromkonzerne zurück, da die Grosshandelspreise unter 100 Euro je Megawattstunde gesunken sind – kurzzeitig waren sie auf 1000 Euro geklettert.

Hohe Preise sind für Stromproduzenten im Prinzip ein Segen, weil sie mit ihren Kraftwerken, die zu günstigen Kosten produzieren, viel Geld verdienen. Genau dies ist zunehmend der Fall. Die Axpo hat zum Beispiel einen guten Teil der Produktion für 2025/26 zu 96 Euro je Megawattstunde verkauft, zwei Jahre zuvor hatte sie erst 55 Euro dafür bekommen. Die Firmen werden somit voraussichtlich auch 2024 und 2025 hochprofitabel arbeiten.

Staatshilfe und Rekordgewinne – ist das nicht störend?

Ja, denn eine Firma wie die Axpo hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht, wenn sie zu viele Verträge an der Börse ausstehend hat, die sie nicht jederzeit mit flüssigen Mitteln unterlegen kann.

Die Axpo hatte praktisch bis zur Krise jeweils die gesamte Jahresproduktion drei Jahre im Voraus verkauft. Daraus entstand jedoch ein hohes Liquiditätsrisiko. Mittlerweile sichert sie einen kleineren Teil der Produktion ab als früher, um nicht noch einmal in den Hammer zu laufen. Das Unternehmen hat im Februar zudem eine Kreditlinie über 7 Milliarden Franken mit einem Bankenkonsortium vereinbart. Sie ist somit gewappnet, sollte es wieder zu Turbulenzen kommen.

Die drei grossen Schweizer Stromfirmen Axpo, Alpiq und BKW müssen für die Bereitstellung des Rettungsschirmes je 15 bis 20 Millionen Franken pro Jahr zahlen. Insgesamt wird der Bund damit bis 2026 rund 200 Millionen Franken einnehmen, doch das ist ein schwacher Trost. Erneut hat eine Branche ein staatliches Back-up gebraucht, was das Vertrauen in die Marktwirtschaft erodieren lässt.

Verluste werden sozialisiert, Gewinne privatisiert – dann stimmt das also?

Verluste gab es zwar keine, aber der Eindruck ist auch nicht ganz falsch. Die vier grossen Stromkonzerne – neben Axpo, Alpiq und BKW noch Repower – haben 2023 einen kumulierten Reingewinn von 5 Milliarden Franken erzielt. Dies ist gewaltig, denn der Reingewinn ist damit etwa gleich hoch wie die Stromrechnung der vier Millionen Schweizer Privathaushalte.

Wer nun allerdings meint, man sollte den Unternehmen diese «Übergewinne» wegnehmen und sie an die Haushalte verteilen, dem sei der Blick in die jüngere Vergangenheit empfohlen: Nur schon die Alpiq hatte in den Jahren 2011 bis 2015 Verluste von über 4 Milliarden Franken angehäuft. Damals waren die Strompreise im Keller. Entsprechend wurden riesige Abschreiber nötig. Wer hätte in diesen schwierigen Jahren die hohen Verluste tragen wollen?

Es ist besser, wenn die Firmen solide unterwegs sind und damit Geld in die Stromerzeugung stecken können. 2021 wurden 1,3 Milliarden Franken in die Schweizer Produktion investiert (neuere Zahlen gibt es nicht), nach jahrelang jeweils weniger als 1 Milliarde. Das ist ein erster Schritt. Die Axpo klärt derzeit zum Beispiel ab, ob sie die Atomreaktoren von Beznau länger als 60 Jahre laufen lassen kann und was das kostet.

Die hohen Strompreise der letzten Jahre sind derweil auch ein Signal an die Konsumenten, sparsam zu sein. Der Stromverbrauch ging 2023 in der Schweiz denn auch um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück – trotz starkem Bevölkerungswachstum und kühlerer Witterung.

Die Strompreise sind hoch, gleichzeitig gibt es sonnige Tage mit negativen Preisen. Was gilt jetzt?

Der grösste Teil der Stromproduktion wird direkt an grosse Unternehmen oder Versorger verkauft. Über die Börse wird nur rund ein Viertel des Stroms gehandelt, der grösste Teil dabei auf Termin, wenn zum Beispiel die Axpo Strom, den sie 2026 produziert, schon heute verkauft.

Am Spotmarkt wird dann nur noch der Rest gehandelt. Die Preise sind dort entsprechend schwankungsanfällig. Ein Beispiel: Am Wochenende vom 13./14. April war es in Europa sehr sonnig und warm. Es hatte sehr viel Solarstrom bei gleichzeitig geringer Nachfrage. Der Strompreis an der Börse kippte an diesen Tagen zeitweise ins Negative – man erhielt also noch Geld, wenn man den Produzenten Strom abnahm. Dasselbe passiert öfter im Sommer, wenn es viel Wind und Sonne hat.

In Deutschland gab es 2023 rund 300 Stunden, an denen der Preis am Spotmarkt negativ war. Dies ist Ausdruck davon, dass es durch die Installation von immer mehr Solaranlagen im Sommer zuweilen Strom im Überfluss gibt. Das kann für die Versorgungssicherheit zum Problem werden, weil neue Grosskraftwerke, die übers ganze Jahr zuverlässig Strom liefern, unprofitabel werden, wenn der Preis im Sommer erodiert. Im Winter dagegen bleiben die Preise hoch, weil Engpässe nicht ausgeschlossen sind.

Weshalb sind die Preise für uns Konsumenten so hoch, obwohl sie an der Börse rückläufig sind?

Zunächst: Die bezogene Energie macht nur knapp die Hälfte am Strompreis aus, den wir Konsumenten zahlen. Die andere Hälfte bezahlen wir für das Netz, die Winterreserve, die Förderung erneuerbarer Energien sowie Abgaben. Eine vierköpfige Familie gibt im laufenden Jahr 1446 Franken für Strom aus, 2021 waren es erst 922 Franken gewesen. Dabei hat sich der reine Preis für Energie seit 2021 im Schnitt verdoppelt, aber auch die staatlich bestimmten Komponenten sind um ein Viertel teurer geworden.

Die grossen Stromproduzenten Axpo und Alpiq haben nun wenige, bzw. gar keine Privathaushalte als Kunden, sondern verkaufen ihren Strom über die Börse oder direkt an Stromversorger. Welchen Strompreis der einzelne Haushalt bezahlt, hängt vielmehr von seinem lokalen Stromversorger ab. Und hier wiederum ist dessen Geschick beim Einkauf am Markt entscheidend, sofern er nicht selbst Strom produziert.

Das Problem: Man ist ihm völlig ausgeliefert, weil jeder der über 600 Versorger ein Monopolist ist. Der Bundesrat wollte dies im neuen Stromgesetz ändern, doch wurde er vom Parlament zurückgepfiffen. Deshalb ist die Liberalisierung nicht Teil des Pakets, über das wir im Juni abstimmen.

Die Versorgungsfirmen kaufen die Tranchen oft über mehrere Jahre gestaffelt ein. Entsprechend dürfte die extreme Preishausse im Jahr 2022 auch noch die Strompreise der Konsumenten für 2025 beeinflussen. Noch teurer sollte der Strom zwar nicht werden, aber eine spürbare Entlastung dürfte es für viele Haushalte erst ab 2026 geben.

Die Börsenpreise für Strom liegen derzeit immer noch um die Hälfte höher als vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Und weil die Netze in einem Stromsystem mit immer mehr Solar- und Windstrom stark ausgebaut werden müssen und der Betreiber öfter eingreifen muss, um dieses stabil zu halten, werden auch die Netzkosten steigen. Fazit: Wir müssen uns auf dauerhaft höhere Strompreise einstellen.

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