Die Lage in Charkiw: Eine Millionenstadt unter ständigem Beschuss

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Löschfahrzeug in Flammen: Nächtliche Drohnenangriffe sind in Charkiw alltäglich

Fast in jeder Nacht schlägt es in Charkiw ein. Russlands Armee feuert fast alles auf die Stadt ab, was ihr Arsenal zu bieten hat: S-300-Raketen und Shahed-Drohnen, mittlerweile sogar von Kampfflugzeugen abgeworfene Gleitbomben, Hunderte Kilogramm schwer. Sie zerstören Wohngebäude, Rüstungsbetriebe und immer wieder auch kritische Infrastruktur.

Weil Umspannwerke und Kraftwerke in Flammen aufgehen, kommt es in der Millionenstadt zu Stromausfällen. In den vergangenen Wochen war deshalb der U-Bahn-Betrieb immer wieder unterbrochen. Die Energieinfrastruktur ist mittlerweile so zerstört, dass derzeit stundenweise der Strom abgestellt wird. Die Folge: Die Heizung bleibt kalt, Kühlketten werden unterbrochen, Toilettenspülungen funktionieren nicht.

Zustände wie im ersten Kriegswinter, als Russland erstmals gezielt die Energieinfrastruktur unter Beschuss nahm. Manches, was damals zerstört wurde, konnte bis heute nicht repariert werden. Und ständig kommen neue Schäden dazu. Der Charkiwer Bürgermeister Ihor Terechow bezifferte die Kosten der Zerstörungen in der Stadt kürzlich in einem Interview auf mehr als zehn Milliarden Dollar.

Russlands Truppen standen kurz nach Kriegsbeginn vor den Toren der Stadt

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Kaum eine ukrainische Großstadt hat seit dem Beginn der russischen Invasion mehr gelitten als Charkiw. Das hat allein schon mit der ungünstigen Lage zu tun: Die Stadt liegt nur rund 30 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt.

Entsprechend schnell standen Moskaus Truppen in den ersten Kriegstagen vor den nördlichen und östlichen Toren der früheren Hauptstadt. Die russische Artillerie feuerte erbarmungslos. Grad-Raketenwerfer verwandelten die Wohnblocks im nordöstlich gelegenen Bezirk Saltiwka in verkohlte Steinskelette. Hunderttausende flohen damals aus der Frontstadt. Den ukrainischen Verteidigern gelang es aber, die Besatzer immer weiter zurückzudrängen.

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Flaggenmehr symbolisiert den Tribut: Der 18. Friedhof im Süden von Charkiw

Die erste größere ukrainische Gegenoffensive brachte im Oktober 2022 endgültig Entlastung. Russlands Armee wurde so weit zurückgeschlagen, dass die Stadt zumindest außerhalb der Reichweite der Artillerie lag. Das gleichnamige Gebiet gelangte fast vollständig wieder unter ukrainische Kontrolle. Viele Geflohene kehrten in die Stadt zurück, aktuell leben schätzungsweise mehr als eine Million Menschen dort. Obwohl die Lage sich zunehmend verschlechtert, wollen die meisten davon bleiben.

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Ein Bild aus dem Dezember 2022: In Saltiwka hat die russische Artillerie viel zerstört

Trotz allem wirkt die Stadt immer noch lebendig

Die abgenutzte Flugabwehr kann längst nicht alles abfangen, was auf die Stadt niedergeht. Die effektivsten Systeme vom Typ Patriot werden ohnehin für den Schutz der Hauptstadt Kiew eingesetzt. Anfliegende Drohnen müssen nach Charkiw nur eine kurze Strecke zurücklegen. Das erschwert die Entdeckung, im Ge­gen­satz zu Drohnen, die auf dem Weg zu ihrem Ziel erst das ganze Land überfliegen. Besonders gefürchtet sind sogenannte „Double Tap“-Attacken. Mehrere Sprengkörper schlagen in kurzem Abstand beim gleichen Ziel ein. Das zweite Geschoss verletzt oder tötet Rettungskräfte, die als Erste am Einschlagsort ankommen. Auch umgerüstete Flugabwehrraketen, die Russland etwa aus dem nahen Belgorod abfeuert, sind nur schwer abzufangen – und verursachen massive Schäden.

Doch auch wenn es jede Nacht kracht, gleicht die Stadt keineswegs einer einzigen Trümmerlandschaft. Abgesehen von den nördlichen Stadtbezirken sind die meisten Häuser intakt. Vereinzelte Einschläge sorgen für lokal begrenzte Zerstörung. Richtige Flächenbombardements durch Russlands Luftwaffe konnten die ukrainischen Verteidiger verhindern. Entsprechend ambivalent war noch im Februar das Stadtbild: Flanierende Menschen und volle Lokale lassen den Krieg weit weg erscheinen. Doch dieser wirkt sich – auch abseits von der konkreten Gefahr der Luftangriffe – auf das Leben jedes Einzelnen aus: Schlaflose Nächte, Angst und Tabletten prägen den Alltag vieler Charkiwer. Die jahrelange Zermürbung und die ungewissen Aussichten machen vielen zu schaffen. Von allen ukrainischen Gebieten war Charkiw im Jahr 2023 am zweitmeisten von Luftalarm betroffen.

Oft gibt es dieser Tage Bilder von unterirdischen Klassenräumen, die in U-Ba­hn-Stationen eingerichtet wurden. Sie ermöglichen trotz der Gefahr am Himmel sicheren Präsenzunterricht für die Schüler. Derartige Vorzeigeprojekte sind allerdings alles andere als repräsentativ. Nach Angaben des Bildungsministeriums wurden im Gebiet Charkiw fast 500 Schulen beschädigt, 46 davon komplett zerstört. Die meisten Schüler lernen ohnehin am Bildschirm. Distanzunterricht ist nach zwei Jahren Pandemie und zwei Jahren Krieg zur neuen Normalität geworden. Digitale Formate sind die einzige Lernmöglichkeit für Schüler, die in andere Gebiete oder ins Ausland geflohen sind. Trotz alldem wirkte die Stadt selbst im vergangenen Winter lebendig. Autos standen im Stau, Geschäfte waren gut besucht.

Das Ausmaß der russischen Attacken kann man sich am besten im Nordosten der Stadt vergegenwärtigen. In Saltiwka sind die meisten Häuser zerstört, die früheren Fenster mit Sperrholzplatten verrammelt. Die Menschen sind weggezogen, es sind kaum Passanten auf der Straße. Aber auch im Süden der Stadt gibt es einen Ort, der den gigantischen Tribut symbolisiert, den Charkiw in diesem Krieg zollt. Der 18. Friedhof liegt auf einem Feld neben einer Fernstraße in den südlichen Außenbezirken. Ein nicht enden wollendes blau-gelbes Flaggenmeer ist schon von Weitem zu sehen. In jedem frischen Grab steckt eine Nationalflagge – und davon gibt es Hunderte. Hinter einer sogenannten Allee der Helden, auf der zwischen den Jahren 2014 und 2022 gefallene Soldaten bestattet sind, folgen Dutzende Reihen mit den Toten der großen Invasion. Auf einigen Gräbern stehen schon gravierte Grabsteine, in den meisten aber stecken provisorische Holzkreuze mit Geburts- und Sterbedaten: 2000–2022, 1976–2023, 2003–2024. Viele junge Männer haben die Verteidigung ihrer Heimat mit dem Leben bezahlt.

Russland will eine „Sanitätszone“ ­einrichten

Aktuell gibt es viele Warnungen vor einem neuen russischen Versuch, die Millionenstadt zu erobern. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte der „BILD“-Zeitung, Charkiw habe eine große symbolische Bedeutung für Russland. Kiew werde alles dafür tun, die Eroberung der Stadt zu verhindern. Angesichts der Geschwindigkeit des russischen Eroberungsfeldzugs im Donbass wirken solche Szenarien allerdings wenig realistisch. Bis zur Eroberung von kleinen Städten wie Bachmut oder Awdijiwka vergingen Monate. Die Ukrainer verteidigten zäh – Russlands Verluste an Material und Soldaten waren immens. Ob Putins Armee wirklich in der Lage wäre, eine Millionenstadt zu belagern oder gar zu erobern, ist ungewiss.

Mitunter bleibt offen, ob eine Offensive auf Charkiw selbst oder lediglich auf das gleichnamige Gebiet befürchtet wird. Die Städte im Osten des Gebiets sind bereits seit Monaten mit russischen Offensivbemühungen konfrontiert. Russland versucht, Kupjansk zu erobern und damit das gesamte ukrainische Territorium östlich des Flusses Oskil unter Kontrolle zu bringen. Der Fluss als natürliche Barriere könnte die Front in diesem Bereich stabilisieren und würde es Russland ermöglichen, weitere Kräfte für Offensiven in andere Frontabschnitte zu verlegen.

Angesichts der ukrainischen Probleme, Nach­schub zu bekommen, halten Fachleute auch einen ukrainischen Rückzug auf die Westseite des Flusses für möglich – um einen Zusammenbruch der Front zu verhindern. Im Grenzgebiet geraten derweil immer weitere Orte unter Beschuss, die Regierung ordnete unlängst die Evakuierung von Familien aus 47 Ortschaften im Grenzgebiet an.

Moskau untermauert derweil eigene Ambitionen im Hinblick auf das Charkiwer Gebiet, das nicht zu eigenem Staatsgebiet erklärt wurde. Präsident Wladimir Putin sprach Mitte März von der Notwendigkeit, im Gebiet Charkiw eine gewisse „Sanitätszone“ zu schaffen, um ukrainische Angriffe auf die russische Seite des Grenzgebiets zu verhindern.

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