Die bekanntesten Blondinen sind in Wahrheit gar nicht blond
Blonde Haare sind gar nicht so besonders – oder? Falsch gedacht, die Haarfarbe ist extrem selten. Gerade mal zwei Prozent der Weltbevölkerung müssen nicht mit Blondieren nachhelfen.
Deine Nachbarin, ein paar deiner Bürogspänli, dein Neffe, deine liebste Influencerin: Kommt es dir auch manchmal vor, als seien recht viele Menschen in deinem Umfeld blond und die Haarfarbe gar nicht so besonders? Das hat gleich mehrere Gründe: Einerseits fallen blonde Menschen durch den hellen Farbton auf dem Kopf besonders auf. Andererseits lebst du vermutlich in Europa – dem Kontinent mit den meisten blonden Frauen und Männern.
Und dann wäre da noch der häufigste Grund für die scheinbare Blond-Flut: Ein Grossteil hilft beim Coiffeur oder der Coiffeuse nach. Tatsächlich tragen gerade mal zwei Prozent der Weltbevölkerung die erforderlichen Gene in sich.
Schon die Neandertaler waren blond
Homo sapiens waren weder weiss noch blond – die dunkle Hautfarbe schützte die ersten Menschen besser vor Sonneneinstrahlung und machte es unwahrscheinlicher, früh an Hautkrebs zu sterben. Verschiedene Forschende gehen heute davon aus, dass es die ausgestorbenen Neandertaler waren, die die Gene für helle Haare, Haut und blaue Augen ins Spiel brachten – in Europa war hellere Haut von Vorteil, da sie das wenige vorhandene Sonnenlicht besser in Vitamin D umwandeln konnte. Dabei wären wir wieder beim Melanin (siehe Box): Je heller deine Haut, desto mehr Phäomelanin bildest du – und desto eher sind deine Haare blond.
Lange dachte man, Menschen hätten mit der Reise nach Norden hellere Haut entwickelt. Heute geht man davon aus, dass der hellhäutige Neandertaler einen grossen Einfluss hatte, als er sich mit Homo sapiens paarte.
Viele Männer stehen auf blonde Frauen
Die Tatsache, dass sich die Farbe überhaupt bis heute durchsetzen konnte, gibt der Wissenschaft Rätsel auf. Der kanadische Anthropologe Peter Frost glaubt, dass schon Steinzeitmänner Blondinen bevorzugten: Durch die damals herrschende Nahrungsmittelknappheit konnten sie nur für eine Frau sorgen und wählten diejenigen aus, die auffielen – andere Forschende zweifeln aber an der Glaubhaftigkeit seiner Thesen.
Weltweit ist Blond mit 21 Prozent die von Männern als am schönsten empfundene Haarfarbe, zeigt eine Umfrage von Statista.
Was allerdings stimmt: Gegenüber dunklen Haarfarben ist blond rezessiv, wird also nur vererbt, wenn die entsprechenden Gene von beiden Eltern an das Kind weitergegeben werden. Wären blonde Männer und Frauen nicht an einem Punkt bei der Partnerwahl bevorzugt worden, würde es die Haarfarbe heute gar nicht mehr geben. Auch in aktuellen Umfragen zeigt sich, dass Blond weltweit die am schönsten empfundene Haarfarbe bei Frauen ist – zumindest in der Männerwelt.
Kaum eine ist natürlich blond
Praktisch, denn: 2018 stellten Forschende in einer Studie mit 300’000 Probanden und Probandinnen Erstaunliches fest. Während es gleich viele blonde Jungen und Mädchen gibt, bleiben männliche Testpersonen nur selten bis ins Erwachsenenalter hell. Männer haben dreimal häufiger schwarze Haare als Frauen.
In anderen Worten: Bei erwachsenen Frauen liegt der Anteil an Blondinen bei etwa drei Prozent, während nur etwa ein Prozent der Männer im Erwachsenenalter noch als Blondschopf durchs Leben geht. Dennoch: Von all den hübschen (und berühmten) Blondinen, die du so für ihre Mähnen bewunderst, ist ein Grossteil wahrscheinlich gar nicht natürlich blond. Einfach als kleiner Reminder.