Deutsche Geopolitik floppt im Welthandel
Mit chinesischem Geld finanziert: Gebäude der neuen Hauptstadt Ägyptens östlich von Kairo
Zur geopolitischen Strategie Deutschlands gehört es, die wirtschaftlichen Verbindungen zu Ländern des globalen Südens zu vertiefen. Außenhandelsdaten aber deuten darauf hin, dass Deutschland damit nicht vorankommt. China dominiert den Handel mit den Ländern des globalen Südens, und Russland hat zuletzt aufgeholt. Dagegen stagniert im Vergleich der deutsche Handel mit diesen Ländern. Das zeigt eine Analyse des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW).
Danach führt China den Handel mit 25 Ländern des globalen Südens an und hält einen Marktanteil von fast 20 Prozent. China hatte 2019 die Europäische Union und 2020 die Vereinigten Staaten als größter Handelspartner der Ländergruppe überholt. Während die USA seither die Stellung knapp hinter China halten, rutscht der Marktanteil der Europäischen Union ab und erreichte zuletzt knapp 14 Prozent.
Russland baut Beziehungen zum globalen Süden aus
Der deutsche Marktanteil im Handel mit dem globalen Süden ist seit 2010 recht stabil und lag im vergangenen Jahr bei 3,6 Prozent. Russland dagegen, das der Westen seit dem Ukrainekrieg mit schärferen Sanktionen belegt hat, baute seine Handelsbeziehungen mit dem globalen Süden aus. Zuletzt hatte Russland einen Marktanteil von etwa 2,4 Prozent, doppelt so viel wie noch im Jahr 2021. Das IW versieht die jüngsten Angaben zu Russland mit einem Fragezeichen, weil sie nicht aus russischen Statistiken, sondern aus den Handelsstatistiken der Partnerländer errechnet wurden.
Das Institut zählt zum globalen Süden 25 Länder, die sich im Konflikt zwischen dem Westen versus China und Russland nicht festlegen und je nach Interessenlage entscheiden. Dazu gehören Argentinien und Brasilien, Ägypten und Südafrika, Indien und Saudi-Arabien oder die Philippinen und Vietnam.
China baute nach Analyse des IW seinen Handel mit dem globalen Süden während der Pandemie überproportional aus. Ein erhebliches Plus gab es danach bei Exportgütern wie Mikrochips, Fahrzeugen und Stahl. Zugleich führte China entschieden mehr Erdöl, Eisenerz, Braunkohle, Soja und Gold aus dem globalen Süden ein. Das IW sieht darin einen Beleg für das Muster der chinesischen Wirtschaftspolitik, Wertschöpfungsketten ins Inland zu verlagern und die entsprechenden Rohstoffe aus dem Ausland zu besorgen.
Verdrängt China deutsche Exporte?
Es sei noch nicht eindeutig feststellbar, heißt es, ob die Ausweitung des chinesischen Exports in den globalen Süden deutsche Produkte auf diesen Märkten verdränge. Die Kausalität sei nicht klar abzuleiten, sagte Simon Gerards Iglesias vom IW. Wettbewerbliche Nachteile werden nach der Analyse bei den deutschen chemischen Erzeugnissen deutlich. In Sachen Autos aber ist das Institut unsicher. Es verweist darauf, dass China und Deutschland in den vergangenen Jahren mehr Autos in den globalen Süden verkauften.
China steigerte seinen Autoexport in diese Länder in den beiden vergangenen Jahren dem Wert nach um 83 und 41 Prozent auf umgerechnet 19 Milliarden Euro. Der deutsche Autoexport in diese Länder stieg dagegen um 18 respektive 39 Prozent auf 12 Milliarden Euro. Absolut betrachtet hat China damit einen Vorsprung.
Das gilt noch mehr, betrachtet man nur die Elektroautos. China steigerte den Export von Elektroautos im Wert in den beiden Jahren um 370 und 130 Prozent, Deutschland nur um 130 und 80 Prozent. Im absoluten Vergleich verkaufte China im vergangenen Jahr Elektroautos im Wert von 6,2 Milliarden Euro in den globalen Süden, Deutschland dagegen nur für 1,9 Milliarden Euro.
Derweil meldet das Statistische Bundesamt, dass Deutschland im vergangenen Jahr rund 786.000 Batterie-Elektroautos im Wert von 36 Milliarden Euro ausführte. Das waren 58 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dem stand entgegen ein Export von 1,7 Millionen Autos mit Verbrennermotoren im Wert von 65,3 Milliarden Euro. Zugleich führte Deutschland rund 446.000 Batterie-Elektroautos ein, 23,5 Prozent mehr als im Vorjahr. 29 Prozent davon kamen aus China, 9,9 Prozent aus Südkorea und 9,3 Prozent aus der Tschechischen Republik. Die größten Abnehmer für deutsche Elektroautos waren die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Belgien. Für deutsche Verbrennerautos waren die größten Abnehmer die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich und China.