Cyberangriff auf SPD-Zentrale: Bundesregierung macht Russland verantwortlich
Die Bundesregierung macht Russland für einen Hackerangriff auf die SPD-Zentrale verantwortlich. Nun muss der russische Botschaftsgeschäftsträger im Auswärtigen Amt vorstellig werden.
Cyberangriff auf SPD-Zentrale: Bundesregierung macht Russland verantwortlich
Das Auswärtige Amt hat, auch als Reaktion auf einen russischen Cyber-Angriff auf die SPD im vergangenen Jahr, den amtierenden Geschäftsträger der russischen Botschaft einbestellt. Er sei für 12 Uhr einbestellt, teilte ein Sprecher des deutschen Außenministeriums am Freitag in Berlin mit. Eine solche Einbestellung gilt als scharfes diplomatisches Mittel.
Die SPD hatte den Hackerangriff im Sommer 2023 bekannt gemacht. Der Angriff hatte sich gegen die Parteizentrale gerichtet, dabei war eine damals bestehende Sicherheitslücke bei Microsoft ausgenutzt worden.
DER SPIEGEL fasst die wichtigsten News des Tages für Sie zusammen: Was heute wirklich wichtig war – und was es bedeutet. Ihr tägliches Newsletter-Update um 18 Uhr. Jetzt kostenfrei abonnieren.
Die Bundesregierung macht nun eine Einheit des russischen Militärgeheimdiensts GRU für die Attacke verantwortlich. »Wir können diesen Angriff vom vergangenen Jahr eindeutig der Gruppe ›APT28‹ zuordnen, die vom russischen Militärgeheimdienst GRU gesteuert wird. Mit anderen Worten: Staatliche russische Hacker haben Deutschland im Cyberraum angegriffen«, sagte Außenministerin Annalena Baerbock am Freitag während ihres Besuchs im australischen Adelaide. Das sei »völlig inakzeptabel« und werde »nicht ohne Konsequenzen bleiben«.
Der Gesandte Moskaus war in den vergangenen Monaten regelmäßig zu Gesprächen ins Auswärtige Amt geladen worden. Zuletzt hatte ihn das Außenamt vor zwei Wochen nach der Festnahme von zwei Deutschrussen einbestellt, die der Spionage verdächtigt werden.
Faeser will Cyberangriffen entschlossen entgegentreten
Die Hackergruppe »APT28«, auch unter dem Pseudonym »Fancy Bear« bekannt, attackiert seit mehreren Jahren Wirtschaftsunternehmen, besonders aus dem Rüstungsbereich, aber auch Energieversorgungs- und Logistikfirmen. Die Gruppe wird von westlichen Regierungen als langer Arm der russischen Geheimdienste eingestuft und ist seit dem Jahr 2020 mit EU-Sanktionen belegt.
Auch in Deutschland sind die Hacker schon mehrmals mit spektakulären Cyberattacken aufgefallen. Ihnen wird der Angriff auf Server des Deutschen Bundestags im Jahr 2015 zugeordnet. Um ihn zu stoppen, musste damals das gesamte Parlament über Tage vom Netz genommen werden. In die Systeme des Bundestags waren die Angreifer mit E-Mails gelangt, die unter anderem vorgaben, von den Vereinten Nationen abgeschickt worden zu sein. Über die auf diese Weise erbeuteten Nutzerdaten konnten sie sich im Netz des Bundestags unbemerkt ausbreiten. Insgesamt, so schätzen IT-Experten, flossen im Rahmen dieser Attacke 16 Gigabyte an Daten aus dem Parlament.
Innenministerin Nancy Faeser will russischen Cyberangriffen in Deutschland entschlossen entgegentreten. »Wir werden uns keinesfalls vom russischen Regime einschüchtern lassen. Wir werden die Ukraine weiter massiv unterstützen, die sich gegen Putins mörderischen Krieg verteidigt«, versicherte die SPD-Politikerin am Freitag in Berlin.