CDU: Hendrik Wüst wirbt für Schwarz-Grüne Koalition
Der nordrhein-westfälische CDU-Ministerpräsident Hendrik Wüst lobt die Grünen – als Landespartei und möglichen Partner für eine Schwarz-Grüne Koalition im Bund. Was bedeutet das für seine Kanzlerambitionen?
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) wirbt im Vorfeld des CDU-Parteitags für eine schwarz-grüne Koalition im Bund. »Wir dürfen uns bei den Optionen, die Koalitionen aus der demokratischen Mitte heraus bieten, nicht verengen«, sagte Wüst der »Welt am Sonntag«. Er habe auch gern und erfolgreich mit der FDP regiert, sagte Wüst, aber »das machen wir nun mit den Grünen – das war eine Entscheidung des Wählers, die wir respektieren.«
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Man müsse zwar weite Wege gehen, um miteinander zu koalieren. In Nordrhein-Westfalen arbeite er dennoch vertrauensvoll und gut mit der Partei zusammen, um »Probleme zu lösen«. »Wir sind das Gegenmodell zur Ampel in Berlin«, sagte Wüst mit Blick auf die Bundesregierung. Diese verwende ihre Energie darauf, öffentlich zu streiten. Am Montag beginnt in Berlin der Parteitag der CDU, bei dem unter anderem ein neues Grundsatzprogramm beschlossen werden soll.
Am Rande des Rücktritts
Wüst gilt als großer Fürsprecher einer schwarz-grünen Koalition. Er gilt außerdem als innerparteilicher Konkurrent von CDU-Parteichef Friedrich Merz beim Kampf darum, wer Kanzlerkandidat bei der kommenden Bundestagswahl wird. Merz selbst hatte die Grünen noch im vergangenen Sommer als »Hauptgegner« bezeichnet.
Hendrik Wüst hatte Merz im vergangenen Sommer an den Rande des Rücktritts gebracht, wie der SPIEGEL in seiner aktuellen Titelgeschichte berichtet: Wüst hatte in einem Gastbeitrag in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« geschrieben, dass die CDU eine »Politik von Modernität, Mitte und Ausgleich« verfolgen müsse. Merz wertete das als Angriff auf sich, der der Partei ein konservativeres Profil geben wollte. »Ich werf’ hin. Ich hab’ die Schnauze voll. Sollen die doch ihren Scheiß allein machen«, soll Merz bei seinen Vertrauten gewütet haben, nachdem der Gastbeitrag veröffentlicht wurde.
Hendrik Wüst lobt Friedrich Merz
Im aktuellen Interview mit der »Welt am Sonntag« lobte Hendrik Wüst den Parteichef nun: Auf die Frage, ob die CDU ein »Merz-Problem« habe, weil die Partei seit einiger Zeit in den Umfragen bei etwa 30 Prozent steht, sagte Wüst: »Nein, die CDU hat dieses Problem nicht. Friedrich Merz hat der CDU nach der verlorenen Bundestagswahl wieder Stabilität gegeben.« Er sei sich sicher, dass ihm die Delegierten auf dem Parteitag »den Rücken stärken« würden. »Die CDU ist und bleibt eine loyale Partei«, sagte Wüst. Die Frage, wer Kanzlerkandidat werden soll, solle nach den im Herbst stattfindenden Landtagswahlen entschieden werden.
Als weiterer Anwärter auf den Kanzlerkandidats-Posten gilt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Auch er hat in der Vergangenheit immer wieder die Grünen stark kritisiert. Auf die Frage, ob Söder bei der Kandidatenfindung verlässlich handeln würde, sagte Wüst nun: »Auf Markus Söder ist natürlich Verlass.« Er kenne Söder seit mehr als zwei Jahrzehnten. »CDU und CSU sind dann stark, wenn sie gemeinsam hinter einem Kandidaten stehen. Es ist daher gut, dass sowohl die CSU sowie die Landesverbände eng in die Kandidatenfindung eingebunden werden sollen.«
Während des Bundestagswahlkampfs 2021 hatte Söder immer wieder öffentlich gegen den CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet gestichelt – wohl auch, weil er selbst gern Kanzlerkandidat geworden wäre. Laschet und die CDU verloren die Wahl am Ende deutlich.