BScene 2024: So gut kann junge Schweizer Popmusik sein
Am Freitag begann das Basler Musikfestival BScene 2024 auf dem Kasernenareal. Und bewies mit seinem Gen-Z-lastigen Programm, wie kreativ die hiesige Musikszene doch ist.
Gewinner des diesjährigen Onlinevotings: Lilac Attitude.
Dieser Schreiber gehört der Gründergeneration an, die 1997 an der allerersten Ausgabe der BScene auftrat. Fast dreissig Jahre später fühlt er sich ein bisschen abgehängt, wenn er am Freitagabend zwischen den vielen Veranstaltungsorten auf dem Kasernenareal hin- und herhastet.
Denn: Die Acts im Programm des Basler Musikfestivals sind heuer halb so alt wie er, das respektabel erschienene Publikum ist es auch. Dafür ist die Qualität der Musik, die am ersten Festivalabend gespielt wird, einiges höher als bei der ersten BScene 1997. Lilac Attitude (KHaus) sind vielleicht noch zu neu, um die ganze Wildheit zu erreichen, die ihre Mischung aus Classic Rock und New Wave suggeriert, vielversprechend ist der Auftritt der Gewinner des diesjährigen Onlinevotings trotzdem. Der Berner Mundartsänger Edb bestreitet an selber Stelle zwar sein erst viertes Konzert, überzeugt aber mit Humor, Eigensinn und Charisma.
Fesselnd, fordernd
Mantocliff aus Basel (Kasernen-Reithalle) pendeln indes gekonnt zwischen der verschlafenen Melancholie einer Lana Del Rey und den Ambient-Meditationen einer Björk. Der Saalmix tut der Band aber keinen Gefallen: Die Störsounds im niedrigen Frequenzbereich untergraben die Wirkung von Mantocliffs fordernd introvertierter und superb gesungener Musik. Ironischerweise müssen Mistress (Junges Theater Basel) ihr Set ohne Unterbau im Bassbereich beginnen. Ist dieses Problem aber behoben, brilliert das Berner Duo mit authentischem Dark Wave im Sinne der frühen 1980er-Jahre: ein stilistischerer Rückgriff ohne Retro-Anstrich.
Soft Loft sind Anwärter auf den diesjährigen Swiss Music Award und begeisterten auch an der BScene.
Als aktuelle Anwärter auf einen Swiss Music Award sind Soft Loft (Kasernen-Reithalle) die nicht deklarierten Headliner des ersten Festivalabends. Die fünfköpfige Band um Sängerin und Gitarristin Jorina Stamm enttäuscht nicht: Seltsam verhalten und doch zunehmend fesselnd arbeiten sich Soft Loft durch ihre harmonisch simplen, aber clever arrangierten Songs, spielen dabei keinen Ton zu viel und auch keinen zu wenig. So gut kann junge Schweizer Popmusik sein, das beweist die diesjährige BScene. Darüber freut sich auch dieser ergraute Boomer.
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