Boom vorbei - Wärmepumpen-Hersteller in Kurzarbeit: „Politik hat Schmerzen zugefügt“
Handwerker beim Montieren einer Wärmepumpe (Symbolbild) IMAGO/imagebroker
Die Bundesregierung will bis 2045 alle Gas- und Ölheizungen in Deutschland stilllegen. Alternativen wie Fernwärme und Wärmepumpen sollen dann zum Einsatz kommen. Doch das Geschäft mit der Alternative Gasheizung läuft schleppend. In vielen Betrieben ist Kurzarbeit angesagt.
Vor zwei Jahren sah das noch ganz anders aus, erinnern sich Mitarbeiter des Herstellers Stiebel Eltron. Damals arbeiteten die Beschäftigten in einer Sechs-Tage-Woche. Die Auftragsbücher waren voll. Leiharbeiter halfen aus. „Es konnte gar nicht schnell genug gehen“, sagt eine Mitarbeiterin im Gespräch mit der „Tagesschau“.
Es war die Zeit, in der Deutschland das Gas auszugehen drohte. Der russische Angriff auf die Ukraine lag wenige Monate zurück, Russland drohte mit einem Gas-Stopp. Die Politik war verunsichert und zeigte das auch den Bürgern. Spontane Sparmaßnahmen wurden beschlossen. Die Saunas mussten beispielsweise früher schließen, die Lichter in den Schaufenstern wurden am späten Abend ausgeschaltet und die Schwimmbäder nur bis zu einer niedrigeren Temperatur beheizt.
Gleichzeitig schossen die Gaspreise in die Höhe, viele entschieden sich für den Einbau einer Wärmepumpe. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wollte eine schnelle Entkoppelung von Gas und Öl. Ein Einbauverbot für fossile Heizungen wurde in Entwürfen festgelegt, der Presse zugespielt. Daraufhin kam es zu einem regelrechten Boom, von dem auch Stiebel Eltron profitierte. Die Fließbänder liefen heiß, Mitarbeiter schoben Extraschichten. Sständig unter Stress“, berichten Mitarbeiter. PUSH – Öl- und Gasheizungen, Wärmepumpen – Ein Boom, eine Enttäuschung – was die neuen Heiz-Zahlen bedeuten
Betriebe gehen in Kurzarbeit – Frust bei Mitarbeitern
Das war einmal: Im Werk in Holzminden stockt die Produktion. Denn die Nachfrage hat in der Zwischenzeit rapide abgebaut. Haushalte lassen sich schnell noch eine neue Gasheizung einbauen, warten vielleicht sogar die Wärmepläne der Kommunen ab. Für Großstädte soll die Wärmeplanung ab Mitte 2026 und für die restlichen Kommunen ab Mitte 2028 vorliegen. Denn nur wenn Teile einer Gemeinde, einer Kommune oder einer Stadt nicht an das Fern- oder Nahwärmenetz angeschlossen werden können, ist die Wärmepumpe eine der wenigen Heizalternativen. Dann könnte es wieder zu einem neuen Boom kommen.
Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Im südniedersächsischen Holzminden steht eines der Werke des Herstellers Stiebel Eltron weitgehend still. Die Auftragslage ist schlecht. Nur an drei Tagen wird gearbeitet, rund 2000 Beschäftigte sind in Kurzarbeit. Leiharbeiter, die vor zwei Jahren noch gebraucht wurden, gibt es in dem leeren Werk nicht mehr. „Dieses Hin und Her in Deutschland ist nicht zielführend“, sagt ein Mitarbeiter.
„Politik hat diesen Menschen Schmerzen zugefügt“
Unter der Belegschaft sind viele Familien. Sie stehen nun auch unter finanziellem Druck. „Die Politik hat diesen Menschen Schmerzen zugefügt“, sagt Kai Schiefelbein, Firmenchef von Stiebel Eltron. Der Ingenieur ist stolz auf seine Mannschaft und sein Werk.
Es wird in Deutschland produziert, trotz der hohen Personalkosten. Die Bundesregierung habe in der Vergangenheit „schlecht kommuniziert“. Das begann bei beim Gebäudeenergiegesetz und setzte sich zuletzt auch bei der Förderung für Hauseigentümer fort. Denn Ende des vergangenen Jahres klaffte ein Milliardenloch in der Haushaltsplanung für 2024. Mehrere Förderungen wurden kurzerhand ausgesetzt. Haushalten war die Lage zu unsicher, sie verzichteten darauf.
Laut Schiefelbein ist die Zurückhaltung genau darauf zurückzuführen. Es müsse zunächst Vertrauen wiederhergestellt werden.
Lohnt sich der Einbau einer Wärmepumpe?
Grundsätzlich, ja. Denn der Staat fördert den Neubau mit 70 Prozent. Außerdem gibt es zinsgünstige staatliche Kredite der KfW-Bank. Wer sich jetzt für eine Wärmepumpe entscheidet, kann sie in der Regel innerhalb weniger Wochen einbauen lassen. Wärmepumpen sind von vielen Herstellern verfügbar und müssen nicht neu produziert werden. Die Lieferzeiten sind kurz. Das ist zum Beispiel bei Gasheizungen oft ganz anders.
Und in einigen Jahren könnte der Boom zurückkehren. Spätestens dann, wenn wegen des neuen Gebäudeenergiegesetzes die ersten Gas- und Ölheizungen stillgelegt und umgerüstet werden müssen. Fossile Brennstoffe könnten dann für viele Haushalte zu unsicher werden. Darüber hinaus hat die Politik bisher keine Ziele zur Eindämmung der Monopolstellung der Fernwärmenetzbetreiber gesetzt. Langfristig könnten die hohen Preise abschreckend wirken und sich die Kunden auf die Suche nach Wärmepumpen machen.
Darauf setzt auch der Firmenchef von Stiebel Eltron im Gespräch mit der „Tagesschau“. „Die mittelfristigen Aussichten sind gut“, betont Schiefelbein.