Bluttat in Murnau im Ticker - Generalstaatsanwaltschaft ermittelt - politische Tat könne man nicht ausschließen

Die ukrainischen Soldaten Viacheslav B. und Volodymyr K. sind in Murnau am Staffelsee in Bayern erstochen worden. Die Polizei nahm kurz nach der Tat am Samstagabend einen 57-jährigen Russen fest, der als dringend tatverdächtig gilt. Alle Entwicklungen im Ticker.

Politische Tat kann nicht ausgeschlossen werden

13.58 Uhr: Im Falle der getöteten ukrainischen Soldaten in Oberbayern hat die Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen übernommen. Eine politische Tatmotivation könne nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Sprecher der Anklagebehörde am Montagnachmittag und bestätigte damit den „Spiegel“-Bericht. Konkret zuständig innerhalb der Behörde ist die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET).

Die beiden Männer im Alter von 23 und 36 Jahren sind am Samstagabend auf dem Gelände eines Einkaufszentrums in Murnau in Oberbayern getötet worden. Die Polizei nahm kurz darauf einen Mann fest, der als dringend tatverdächtig gilt. Es handelt sich dabei um einen 57 Jahre alten Russen. Die beiden Männer seien nach Kriegsverletzungen zur medizinischen Rehabilitation in Deutschland gewesen, berichteten ukrainische Medien.

Generalstaatsanwaltschaft übernimmt Ermittlungen

13.34 Uhr: Die Generalstaatsanwaltschaft München hat dem „Spiegel“ mitgeteilt, dass die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus den Fall der zwei getöteten ukrainischen Soldaten übernommen habe. Eine politische Motivation der Tat könne derzeit nicht ausgeschlossen werden.

Wie der „Spiegel“ weiter berichtet, soll der mutmaßliche Täter schwer alkoholisiert aufgefunden worden sein und habe sich widerstandslos festnehmen lassen. Ob die beiden ukrainischen Opfer alkoholisiert gewesen seien, ist unklar. Laut dem Tatverdächtigen sei es zum Streit gekommen, wie die Polizei angab.

Bayerns Innenminister: „Es gibt Hinweise, dass sehr viel Alkohol im Spiel war“

10.40 Uhr: Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte dem Bayerischen Rundfunk am Sonntag gesagt: „Es gibt Zeugenaussagen, dass man die drei Beteiligten auch zuvor schon miteinander gesehen hat. Es gibt Hinweise darauf, dass sehr viel Alkohol im Spiel war bei allen Beteiligten. Das muss alles geklärt werden. Wir haben im Moment noch keinen zwingenden Hinweis, dass das sozusagen eine Widerspieglung der Auseinandersetzung zwischen Russland und Ukraine wäre.“

„Furchtbar traurig, dass man sogar hier nicht miteinander zurechtkommt“

09.30 Uhr: Die Bewohner in Murnau stehen unter Schock. „Ich war schon etwas entsetzt, muss ich sagen, wir haben früher in München gewohnt, da ist sowas ja fast normal. Aber dass sowas auch in meiner Lieblingsstadt Murnau passieren kann – also das hat mich schon sehr betroffen gemacht“, so eine Passantin gegenüber dem „BR“. „dadurch, dass Krieg ist, geht es schon im Kleinen los, dass sie sich die Köpfe einschlagen – ist echt entsetzlich.“

„Ich denke einfach, dass da wahrscheinlich dieser Ukraine-Konflikt nach Murnau getragen worden ist. Ein deutscher Russe, zwei tote Ukrainer“, so ein Mann. „Ich find’s eigentlich furchtbar traurig, dass man sogar hier nicht miteinander zurechtkommt. Obwohl man hier ja eigentlich sicher wäre.“

Ukrainische Soldaten waren zur medizinischen Rehabilitation in Deutschland

Montag, 29. April, 09.00 Uhr: Nach Angaben des Außenministeriums in Kiew handelte es sich bei den Opfern um ukrainische Soldaten, die sich zur medizinischen Rehabilitation in Deutschland aufhielten. Außenminister Dmytro Kuleba dankte den deutschen Ermittlern für die schnelle Festnahme des Tatverdächtigen.

Im Moment werde geklärt, in welchen ukrainischen Einheiten die beiden Opfer Viacheslav B. und Volodymyr K. gedient hatten, hieß es in Medienberichten in Kiew. Es werde auch Kontakt zu den Angehörigen aufgenommen.

Blutspur führte bis zum Apartment des Tatverdächtigen

22.30 Uhr: Der genaue Tathergang, Hintergründe und Motiv zur Bluttat in Murnau sind noch Gegenstand von Ermittlungen. Allerdings habe eine Blutspur vom Tatort bis zum Apartment des Tatverdächtigen geführt, berichtet die „Bild“. Die Ermittlungsrichterin erließ am Sonntag Haftbefehl wegen Mordes.

Eine Nachbarin des mutmaßlichen Täters beschrieb den 57-jährigen Russen gegenüber „Bild“ als äußerst aggressiv. Man habe ihn „besser nicht angeschaut“. Seit zehn Jahren lebe er bereits in Murnau.

Auf dem Gelände eines Einkaufszentrums an dem am Samstagabend zwei Männer aus der Ukraine getötet worden sind, sind am Boden noch Polizeimarkierungen und ein Erste Hilfe Handschuh zu sehen. dpa

Polizei ermittelt – Sorge um Angriffskrieg auf Ukraine als Tathintergrund

22.00 Uhr: Ob sich Opfer und Täter kannten und ob es einen Streit im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine gab, hatte die Polizei zunächst nicht geklärt. Die Polizei bittet Zeugen, sich bei der Polizeidienststelle in Garmisch-Partenkirchen oder in Murnau zu melden.

„Die Ermittlungen laufen, aber wir benötigen noch etwas Zeit“, sagte ein Sprecher am Sonntag. Die beiden Opfer wohnten im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Sie starben an Stichverletzungen – der ältere der beiden direkt am Tatort, der jüngere kurze Zeit später in einem Krankenhaus.

„Sollte sich herausstellen, dass der Hintergrund der Auseinandersetzung der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine war, wäre dies eine Katastrophe für die Region“, sagte der Fraktionschef der Freien Wähler, Florian Streibl. „Denn es darf nicht sein, dass dieser Konflikt hier bei uns im Oberland ausgetragen wird.“

Zwei ukrainische Soldaten mutmaßlich von einem Russen getötet worden

Die beiden in Oberbayern mutmaßlich von einem Russen getöteten Ukrainer sind nach Angaben aus Kiew Angehörige der Streitkräfte des Landes gewesen. Die beiden Männer seien nach Kriegsverletzungen zur medizinischen Rehabilitation in Deutschland gewesen, berichteten ukrainische Medien. Außenminister Dmytro Kuleba habe seine Diplomaten angewiesen, den Fall besonders im Blick und den ständigen Kontakt zu den Sicherheitsorganen Deutschlands zu halten, damit der Verdächtige nach der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werde, hieß es in den Berichten vom Sonntagabend.

Kuleba dankte den deutschen Behörden für die Festnahme des 57 Jahre alte Verdächtigen, wie das Internetportal „Ukrajinska Prawda“ berichtete. Der Russe soll die beiden Ukrainer, die am Samstag mit Stichwunden auf dem Gelände eines Einkaufszentrums gefunden worden waren, getötet haben. Nach Polizeiangaben vom Montag gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass die Tat mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammenhängt, den Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar 2022 begonnen hatte. In Deutschland leben Hunderttausende Ukrainer und Russen.

Im Moment werde geklärt, in welchen ukrainischen Einheiten die Männer gedient hätten, hieß es in den Medienberichten in Kiew. Es werde auch Kontakt zu den Angehörigen aufgenommen. Die Männer im Alter von 23 und 36 Jahren hatten im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gelebt. Sie starben den Ermittlern zufolge an Stichverletzungen – der ältere der beiden direkt am Tatort, der jüngere kurze Zeit später in einem Krankenhaus.

Die Ermittlungsrichterin erließ am Sonntag Haftbefehl wegen Mords. Nach den bisherigen Ermittlungen sieht es so aus, als ob sich die drei Männer kannten, wie ein Polizeisprecher sagte. Details müssten noch geklärt werden.