Berlin-Lichtenberg: Deutsche Bahn lässt Gebäude in Künstlerdorf B.L.O. schließen
Die Ateliers der Künstler befinden sich auf dem Gelände eines ehemaligen Bahnwerks in Berlin-Lichtenberg.
Die 90 Künstler der Ateliergemeinschaft B.L.O. in Berlin-Lichtenberg protestieren gegen die Teilschließung des Areals durch den Vermieter, die Deutsche Bahn. Die Künstlergruppe betreibt seit 20 Jahren in einem früheren Bahnwerk eine Art Künstlerdorf mit Ateliers und Veranstaltungen auf 12.000 Quadratmetern. Doch nun hat die DB die Nutzung der Gebäude untersagt.
In einem Schreiben, das der Berliner Zeitung vorliegt, heißt es: Das Verbot erfolge „nach eingehender Prüfung und juristischer Bewertung“ eines Sachverständigenberichts. Danach sei „die gegenwärtige Nutzung“ einiger Gebäude aufgrund des aktuellen Zustands nicht mehr zulässig. Die Bahn wolle nun auch den Strom vor Ort abstellen.
„Bisher liegt uns noch immer nicht das besagte Gutachten vor, sodass wir es auch nicht anfechten können“, sagte eine Sprecherin des Vereins Lockkunst, die die Mietverträge für die Künstler abgeschlossen hat. „Wir waren seit geraumer Zeit mit der Bahn in Verhandlungen über die Verlängerung unserer Verträge“, sagte sie. Doch diese Verhandlungen seien abgebrochen worden.
Die Künstler werben nun in der Öffentlichkeit um Unterstützung, etwa aus der Politik. Die meisten Künstler seien davon ausgegangen, dass die Mietverträge verlängert würden, sonst hätte die Bahn nicht in Verhandlungen gehen müssen. In einer Mitteilung der Gruppe heißt es: „Mit Schrecken haben wir nur über die Presse vernommen, dass die DB die bislang konstruktiven Vertragsverhandlungen mit fadenscheinigen Begründungen abbricht und eine Verlängerungsoption ab August 2024 ausschließt.“
Die Deutsche Bahn teilte auf Anfrage der Berliner Zeitung mit, der Konzern unterstütze die Künstlergemeinschaft seit nunmehr 20 Jahren, von Anfang an sei der Ort nur „als Interimslösung gedacht“ gewesen. „Der damals geschlossene Mietvertrag endet im Sommer dieses Jahres.“ Schon in den vergangenen Monaten mussten einzelne Räume wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Ein Gutachten zur Elektrotechnik zeige nun, dass die Schließung von fünf Gebäuden aus Sicherheitsgründen nötig sei. Die Bahn prüfe, ob die Künstler Ersatzflächen bekommen können.
Die Künstler sagen, die Nutzungsuntersagung mit der Sperrung des Stroms komme für sie „einer sofortigen Räumung gleich, die uns kalt erwischt und existenziell bedroht“. Vorstandssprecher Peter Tietz sagte, das Vorgehen der Deutschen Bahn sei absolut respektlos. Die Künstler fordern, dass das Gutachten übergeben wird, und dass ihnen die Möglichkeit eingeräumt wird, die beanstandeten Mängel zu beseitigen. Außerdem sollen die Vertragsverhandlungen wieder aufgenommen werden – ergebnisoffen. Und die Künstler fordern von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und Kultursenator Joe Chialo (CDU) eine „aktive Vermittlung in dem bestehenden Nutzungskonflikt“.