Bei den dreckigsten Stränden Europas trügt der schöne Anblick

Schade: Wenn die Wasserqualität zu wünschen übrig lässt, gilt Sünnele und Schwatzen statt Schwimmen.

Badeverbote wegen hoher Bakterienanteile oder giftige Schwefelgase können deine Ferienfreude hemmen. Ein Blick auf neue Daten zur Badewasserqualität lohnt sich.

Bei deiner Recherche für Badeferien in Europa solltest du die Analysen zur Badegewässer-Qualität der europäischen Umweltagentur (EUA) einbeziehen. Ihre Ergebnisse sind teils erschreckend.

Baden von Behörden verboten

Der Abschnitt um Cap d’Antibes, insbesondere die beliebte Plage de la Gravette am unteren Ende der Altstadt von Antibes, schneidet bei den Auswertungen der EUA nicht gut ab. Da das Wasser hier von Felswänden umgeben ist, kann es nicht gut genug zirkulieren. Die Folge: ein hoher Anteil an Enterokokken-Bakterien.

Dieser führte bereits im Juni 2023 zu einem behördlichen Badeverbot. Antibes Gemeinde arbeitet auf Hochtouren daran, die Verschmutzung zu beseitigen, und will für 2024 für gutes Badewasser sorgen. Besonders nach Sturmfluten kann dieses jedoch nach wie vor nicht garantiert werden.

Hier kannst du schwimmen: Die Mehrheit der Strände an der Côte d’Azur weist laut der Europäischen Umweltagentur eine «ausgezeichnete» Wasserqualität auf.

Fäkalien-Verunreinigungen

Im Sommer 2023 warnte das portugiesische Umwelt-NGO Zero vor einer Verschlechterung der Wasserqualität in Portugal: An 28 Stränden an der Küste galten aufgrund schlechter Abwasserentsorgung Badeverbote.

Besonders nahe der Stadt Lagos ist das Wasser häufig durch fäkale Kolibakterien verunreinigt, wovon auch der in der Nähe gelegene Strand Praia do Camilo betroffen ist.

Hier kannst du schwimmen: Die Wasserqualität am Meia Praia, östlich von Lagos, wird als «ausgezeichnet» bewertet.

Mülldeponien und fehlgeleitetes Abwasser

Jeden Sommer gilt am zwölf Kilometer langen Küstenabschnitt der süditalienischen Hafenstadt Reggio Calabria ein Badeverbot. 2019 erlitten Badende hier Infektionen aufgrund von Fäkalien-Verunreinigungen und mussten im Spital behandelt werden. Für Roberto Occhiuto, Präsident der Region, hat die Abwasserreinigung seitdem höchste Priorität.

Hier kannst du schwimmen: Nördlich und südlich von Reggio Calabria gibt es viele Strandabschnitte mit «ausgezeichneter» Wasserqualität.

Auch die Wasserqualität im beliebten Palermo hat stark abgenommen – an vielen der Strände wird sie von der EUA nur noch als «ausreichend» eingestuft. Bei den Stränden Messina Marine und Lido Olimpo lautet die Beurteilung sogar «mangelhaft». Auch hier sorgen fäkale Bakterien für Badeverbote. Zusätzlich sorgen Mülldeponien und fehlgeleitetes Abwasser für Grundwasserverschmutzung.

Hier kannst du schwimmen: Nördlich und südlich von Palermo gibt es Strände mit hervorragender Wasserqualität, darunter Fondachello.

Giftiges Schwefelgas durch Algen

Wirkt eigentlich idyllisch: der Strand Saint-Michel-en-Grève in der Bretagne.

Viele Strände der Bretagne in Frankreich leiden unter einem Befall von Grünalgen. Die Algen geben Schwefelwasserstoff ab, wenn sie durch Nitrate im Wasser zu zerfallen beginnen. Dieses giftige Gas kann Kopfschmerzen, Übelkeit und Augenreizungen verursachen und wird mit dem Tod von Menschen und Tieren in der Region in Verbindung gebracht.

Etwa eine Million Euro geben die französische Regierung und lokale Behörden pro Jahr für die Beseitigung der Algen aus, doch der Sandstrand von Saint-Michel-en-Grève wird seit 2021 durchgängig als «schlecht» eingestuft.

Hier kannst du schwimmen: In Saint-Malo, an der Küste der Bretagne, wird die Wasserqualität von der EUA als «ausgezeichnet» bewertet.

Städtische Kläranlage

Die Playa del Forum am Rande von Barcelona ist ein beliebter Badeort – trotz der Kulisse mit Wärmekraftwerk, städtischer Müllverbrennungsanlage und Kläranlage. Und trotz der seit vier Jahren andauernden Forderung der EUA, den Strand aufgrund seiner schlechten Wasserqualität zu schliessen. Die katalanische Wasserbehörde behauptet laut Travel News, die eigene Wasseranalyse falle gut aus und wehrt sich damit gegen ein Badeverbot.

Hier kannst du schwimmen: Die Playa de Sant Sebastià, die Playa del Bogatell und die Playa de la Mar Bella haben von der EUA das Prädikat «ausgezeichnet» erhalten.