Bedrohung durch Russland: Polen warnt vor Putin-Attacke auf Nato – Minister wäre „nicht überrascht“
Grenze wird vermint
Bedrohung durch Russland: Polen warnt vor Putin-Attacke auf Nato – Minister wäre „nicht überrascht“
Polens Außenminister Sikorski betont, dass die Ukraine Russland besiegen muss. Er richtet auch einen Appell an Kanzler Scholz in der Taurus-Debatte.
Warschau – Während des Ukraine-Kriegs hat die russische Führung immer wieder beteuert, keinen Angriff auf ein Nato-Land zu planen. Präsident Wladimir Putin tat derartige Anschuldigungen im März als „reinen Unsinn“ ab, und auch dessen Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte laut russischen Staatsmedien jetzt, dass es keine solchen Pläne gegeben habe. Anders sieht das der polnische Außenminister.
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski warnt vor einem Angriff Russlands auf Nato-Gebiet.
Radoslaw Sikorski hält einen Angriff Putins auf ein Nato-Mitgliedsland für möglich und warnte zugleich Deutschland. „Die deutschen Politiker scheinen zufrieden zu sein, dass Russland erst in vier bis fünf Jahren bereit sein wird und bis dahin wird Deutschland bereit sein. Aber der Punkt ist, dass Russland, bevor es nach Deutschland kommt, einige andere Länder erreichen muss“, sagte er der Bild. Sikorski meint damit Polen oder das Baltikum.
Polens Außenminister schließt Angriff Putins auf Nato-Land nicht aus
Käme es tatsächlich zu einem Angriff, wäre er „nicht überrascht“. „Russland hat Polen in den 500 Jahren unserer Geschichte viele Male angegriffen“, erklärte der 61-Jährige. Diesmal allerdings wäre es anders: „Russland würde dann verlieren, weil wir als Westen weitaus mächtiger sind als Russland. Heute kämpft die Ukraine nicht allein. Anders als so oft in der Vergangenheit würden wir nicht allein kämpfen.“ US-Experten zufolge bereitet sich Putin auf einen auf großangelegten Konflikt mit der Nato vor.
Polen hatte Ende Februar damit begonnen, seine Grenzen zu Russland und dessen Verbündeten Belarus mit Panzersperren zu sichern. Dies sei „Teil unser Verteidigungs- und Abschreckungsstrategie“ hatte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak bei X geschrieben. Laut dem belarussischen Oppositionsmedium Nexta plant Polen nun sogar, die Grenze zu Russland und Weißrussland zu verminen sowie Befestigungen zu errichten. Auch die Nato reagierte bereits: Sie verlegte ein Luftabwehrsystem nach Litauen.
Sikorski hofft auf Umdenken bei Scholz in Taurus-Debatte
Sikorski betonte erneut die Wichtigkeit, dass der Ukraine-Krieg zugunsten Kiews ausgeht. „Wir haben die Wahl: Entweder haben wir eine besiegte russische Armee außerhalb der Grenzen der Ukraine oder eine siegreiche russische Armee an der Grenze zu Polen. Und was Putin dann tun würde, ist das, was Hitler mit der Tschechoslowakei gemacht hat, er würde die Industrie und die Menschen in der Ukraine nehmen und sie mobilisieren, um weiterzumachen“, erklärte der Minister.
Nach der Lieferung von ATACMS-Raketen durch die USA an die Ukraine hofft Sikorski auf ein Umdenken bei Bundeskanzler Olaf Scholz hinsichtlich der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern. Die Entscheidung der USA, ATACMS-Raketen zu liefern, sei eine „Reaktion auf die drastische russische Eskalation“, sagte Sikorski der Bild am Sonntag. Scholz sollte dies anerkennen und „Deutschland mehr tun, als es bereits tut“. (mt)