Bauer muss Lokalpolitik machen, sonst ist sein Betrieb am Ende
Bauer Jonas Boog (35) baut Beeren an. Jetzt muss er aber gezwungenermassen politisch aktiv werden. Denn wird sein Land in Hünenberg nicht umgezont, droht dem Betrieb mit über einem Dutzend Angestellten das Aus.
«Wir haben keinen Plan B», sagt Jonas Boog (35) zu 20 Minuten. «Ich will nicht daran denken, was passieren würde, gäbe es an der Urne ein ‹Nein›. Seit 37 Jahren bauen wir Beeren und Gemüsespezialitäten hier in Hünenberg an, inzwischen sind es über dreissig verschiedene Produkte an der Zahl und wir machen dies richtig gerne. Sollte die Speziallandwirtschaftszone abgelehnt werden, müssten wir über die Bücher, denn bei vielen Produkten ist das Risiko zu gross, müsste man diese ohne Witterungsschutz anbauen.» Aber so weit will er es nicht kommen lassen.
Familie Boog, bestehend aus mehreren Brüdern, Frauen, Eltern und Nachwuchs, gibt mit einer Plakatkampagne, einem Event auf ihrem Hof und politischer Arbeit alles, auch in Zukunft mit ihrem Team Gemüse und vor allem Beeren in Hünenberg ZG anzubauen.
Seine Tunnels sind nicht mehr zonenkonform
Das Problem: Die Boogs lassen einen Teil ihrer Beeren im Substrat wachsen, was bei den Erdbeeren rund 1,5 Meter über dem Boden ist, um diese möglichst nachhaltig vor Krankheiten zu schützen. Seit einem Bundesgerichtsurteil im Jahr 2013 gelten grosse Teile des «Buuregarte», wie ihr Betrieb heisst, aber nicht mehr als zonenkonform, berichtet Zentralplus.
Also hat Familie Boog mit der Gemeinde Hünenberg und dem Kanton Zug eine Speziallandwirtschaftszone erarbeitet. Dabei ist auch ein Tunnelbereich geplant, in dem der witterungsgeschützte Anbau und der Anbau im Substrat, so wie ihn die Boogs betreiben, zulässig sein soll.
«Ohne Abdeckung lohnt sich der Anbau kaum»
Über diese Speziallandwirtschaftszone stimmt die Hünenberger Bevölkerung nun also im Juni ab. Bei einem Nein würde der Beeren-Anbau des Buuregarte in Frage gestellt. Zu gross wäre das betriebswirtschaftliche Risiko, dass die Erdbeeren und Co. ohne Tunnels nicht gedeihen würden. Jonas Boog: «Ohne Abdeckung lohnt sich der Anbau kaum. Es braucht nur einen starken Regenfall über wenige Minuten, wenn die Beeren bereits reif sind, damit 20 bis 30 Prozent der Beeren unverkäuflich werden und somit zu Foodwaste verkommen.»
Jonas Boog wollte eigentlich gar nie politisieren. Der Obstbauer würde sich lieber mit der Leitung des Betriebs widmen, in dem auch Frau, Eltern, Geschwister und ein grosses Team arbeiten, wobei die Familie Boog auch noch selber zum Markt nach Luzern und Zug fährt. Doch nun ist der Obstbauer dazu gezwungen.
Bauer hofft, dass Hünenberger hinter ihm stehen
Die Boogs initiierten eine professionelle Plakatkampagne. «Ja zu Hünenberger Erdbeeren» oder «Ja zu Hünenberger Nüsslisalat» steht etwa darauf. Die Familie lädt zudem am 12. Mai zu einem Tag der offenen Tür ein. «Wir spielen seit Jahren mit dem Gedanken, einen solchen Event durchzuführen», sagt Boog zu Zentralplus, «jetzt haben wir die Möglichkeit, aufzuklären, was wir machen. Gleichzeitig können wir über die bevorstehende Umzonung orientieren.»
Was man halt nicht alles mache, wenn es um alles gehe, meint er zur Lokalzeitung. Zu 20 Minuten sagt Jonas Boog hoffnungsvoll: «Ich hoffe, dass die Hünenbergerinnen und Hünenberger hinter uns stehen und den Mehrwert des regionalen Anbaus zu schätzen wissen.»