Batteriekonzern: Michael Ostermann wird neuer Varta-Vorstandschef
ARCHIV – 20.07.2020, Bayern;Baden-Württemberg, Nördlingen: Das Firmenlogo und der Schriftzug «Varta» data-portal-copyright=
Markus Hackstein ist die Sanierung bei Varta misslungen, nun soll es ein in der Batteriebranche erfahrener Manager richten. Der muss für einen neuen Plan jetzt die Banken überzeugen.
Der angeschlagene Batteriekonzern Varta bekommt einen neuen Chef. Der Aufsichtsrat bestimmte den Manager Michael Ostermann als neuen Vorstandsvorsitzenden, wie das Unternehmen am Montag in Ellwangen mitteilte.
Der 58-Jährige verfüge über langjährige Sanierungserfahrung im Automotive-Sektor und in der Batterieindustrie, unter anderem bei Exide Technologies, hieß es. „Ich sehe die Herausforderungen. Ich sehe aber vor allem das Potenzial“, wird der neue Chef in einer Varta-Pressemitteilung zitiert.
Der bisherige Vorstandssprecher Markus Hackstein bleibe für eine Übergangsphase Mitglied des Vorstands und kehre dann zum Großaktionär Montana Tech zurück. Das ist das Unternehmensreich des österreichischen Investors und Varta-Aufsichtsratschefs Michael Tojner. Hackstein war erst im August 2022 in den Vorstand von Varta bestellt worden und übernahm im Oktober 2022 als Sprecher des Vorstands. Seine Sanierungsversuche misslangen.
Hauptaufgabe des neuen CEO wird es sein, die Verhandlungen mit den sieben Konsortialbanken über ein neues Sanierungskonzept zu führen. „Ostermann bringt Erfahrung und Kenntnisse mit, die wichtige Impulse leisten werden, um die vor dem Unternehmen liegenden Herausforderungen zu meistern“, sagte Tojner.
Der Investor hatte 2007 Varta Microbattery für rund 30 Millionen Euro von der Industriellenfamilie Quandt übernommen und brachte das Unternehmen zehn Jahre später an die Börse. Nach zwischenzeitlichen Kursspitzen von mehr als 160 Euro hat die Aktie stark an Wert verloren und notiert nur noch bei der Hälfte des Startkurses von 20 Euro.
Kredite bis 2026 verlängert
Die Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten Varta im vergangenen Jahr eine positive Fortführungsprognose bescheinigt, auf die die Banken ihre Finanzzusagen gestützt hatten. Der österreichische Mehrheitsaktionär Tojner musste auf Druck der Banken einen Sanierungsbeitrag leisten.
Über sein Unternehmen Montana Tech brachte er durch eine Kapitalerhöhung 50 Millionen Euro unter Ausschluss des Bezugsrechts ein. Die Sanierungspläne waren die Grundlage dafür, dass die Banken die Kredite bis Ende 2026 verlängert hatten. Bedingung ist in der Regel, dass Unternehmen bestimmte Finanzkennziffern einhalten. Das gelang nicht.
Mitte April räumte das Unternehmen ein, dass die Sanierung zu kurz gegriffen habe. Tojner ließ im Gespräch mit dem Handelsblatt offen, ob es zu einer erneuten Finanzspritze von seiner Seite komme.
Der Konzern steckt seit Längerem in der Krise. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen etwa für Kopfhörer schwankt stark, und die Nachfrage nach Energiespeichern für den Strom aus Solaranlagen war Unternehmensangaben zufolge zuletzt unerwartet „erheblich“ eingebrochen.
Zudem klagte der Konzern über Billigpreise der Konkurrenz für Energiespeicher und anhaltende Probleme in den Lieferketten. Auch beim Einstieg in das Geschäft mit Antriebsbatterien für Autos hatte sich Varta mit einem Auftrag für Porsche übernommen.
Zu allem Überfluss hatten Hacker im Februar Vartas Computersysteme attackiert und die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt.
Mit Agenturmaterial