Anzeigenhauptmeister: „Duisburg-Anzeigen bearbeite ich noch“
Er ist in ganz Deutschland unterwegs und jagt Falschparker: Der selbst ernannte „Anzeigenhauptmeister“, hier im April bei Dreharbeiten in Tübingen.
Viele Duisburger erkannten ihn sofort: Am Donnerstag, 25. April, war allen Anschein nach der selbsternannte „Anzeigenhauptmeister“ in Duisburg unterwegs. Der durch Medienberichte und eigene Social-Media-Kanäle bekannt gewordene Niclas M. jagt bundesweit Falschparker und andere Verkehrssünder.
Trotz aller Sichtungen, die teilweise mit Foto in der Redaktion eingingen, gab es offiziell zunächst keine Bestätigung, dass M. in Duisburg zu Besuch war. Die Pressestelle des „Anzeigenhauptmeisters“ wollte unserer Redaktion nicht bestätigen, dass M. sich in der Stadt aufgehalten hat. Und auf unsere weiteren Nachfragen erhielten wir keine Reaktionen mehr.
Eine Anfrage bei der Stadt Duisburg zeigte aber dann: Am Donnerstag und Freitag (25./26. April) wurden in Duisburg deutlich mehr Falschparker von Dritten angezeigt als an den entsprechenden Wochentagen zuvor.
Falschparker in Duisburg: Mehr Drittanzeigen als in den Wochen zuvor
Wie Stadtsprecher Malte Werning erklärte, waren zwischen Donnerstag, 25. April, und Freitag, 26. April, 125 Anzeigen bei der Stadtverwaltung eingegangen. Zum Vergleich: Eine Woche zuvor, am Donnerstag, 18. April, und Freitag, 19. April, waren es nur 65. Und nochmals eine Woche zuvor (11. und 12. April) zählte das Ordnungsamt 68 Drittanzeigen gegen mutmaßliche Verkehrssünder.
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Damit wurden an beiden Tagen fast doppelt so viele Falschparker von Personen angezeigt, die nicht bei der Stadt beschäftigt sind, wie in den Wochen zuvor. War es der AMH selbst? Waren es Nachahmer? Oder war es einfach Zufall?
Tatsächlich meldete sich jetzt der Facebook-Account „Anzeigenhauptmeister“, hinter dem mutmaßlich Niclas M. steckt, unter einem Posting der Redaktion zu Wort: „Fragt in zwei Wochen nochmal beim Ordnungsamt an. Die Duisburger Anzeigen muss ich erst noch bearbeiten“, heißt es in dem Kommentar. Damit scheidet der AMH als Anzeigensteller offenbar aus.
Das Ordnungsamt hatte von Beginn an „Wert auf die Feststellung“ gelegt, dass der Vergleich der beiden Wochentage Donnerstag und Freitag wenig aussagekräftig sei (wir berichteten).
„Die meisten Meldungen erhalten wir üblicherweise nach einem Wochenende, also montags und dienstags“, so Stadtsprecher Malte Werning. Zudem hätten die Kollegen den Namen des „Anzeigenhauptmeisters“ nicht unter den Anzeigestellern entdecken können. Tatsächlich hätte M. aber auch einen anderen Namen verwenden können, um Anzeigen aufzugeben.
Vorbild „Anzeigenhauptmeister“: So viele Privatanzeigen wie noch nie
Insgesamt werden in vielen Städten in NRW immer mehr Parkverstöße durch Privatpersonen angezeigt: Laut einer Umfrage der Presseagentur dpa erreichten die sogenannten „Drittanzeigen“ 2023 einen Höchststand – und das auch in Duisburg, wie Maximilian Böttner auf Nachfrage bestätigt. „Wir stellen fest, dass die Zahl sogenannter Bürgeranzeigen über die Jahre deutlich zugenommen hat“, sagt der Stadtsprecher. Dass einzelne Privatpersonen besonders viele Parkverstöße melden würde, sei allerdings nicht bekannt.
2023 seien bei der Bußgeldstelle 233.777 Fälle bearbeitet worden, davon 1348 Privatanzeigen. 2022 waren es 240.072 Fälle, davon 608 Privatanzeigen, und 2021 insgesamt 267.784 Fälle, davon 346 Privatanzeigen. Damit hat sich die Zahl der privaten Anzeigen allein in Duisburg in den vergangenen drei Jahren fast vervierfacht, obwohl die Zahl der Fälle insgesamt sogar zurückgegangen ist.
Nicht jede Bürgeranzeige führt zu einem Verfahren
Dabei führe nicht jede Bürgeranzeige zu einem Verfahren. „Die Bürgeranzeigen, die bei der Verkehrsüberwachung eingehen, werden geprüft“, so Böttner. Soweit eine Ordnungswidrigkeit vorliege und „alle für die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitenverfahrens erforderlichen Angaben gemacht“ worden seien, werde der Fall an die Bußgeldstelle weitergeleitet.
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In Zukunft soll es für Duisburger und Duisburgerinnen noch einfacher möglich sein, Parksünder anzuzeigen: Eine App, „mit der die Anzeigen zukünftig komfortabler abgegeben werden können“, sei derzeit in Arbeit, erklärt Stadtsprecher Maximilian Böttner auf Nachfrage. Bislang können Bürger ein Online-Formular zur Meldung von Parkverstößen nutzen, das die Stadt Duisburg auf ihren Internet-Seiten anbietet.
„Anzeigenhauptmeister“ sorgt für Aufregung in Duisburg
Über das Online-Portal seien im vergangenen Jahr ungefähr 1600 Anzeigen aufgegeben worden. „Zusätzlich gingen 2023 schätzungsweise 450 Anzeigen per E-Mail ein.“ Diese Fälle beinhalten auch die Anzeigen, die über entsprechende Apps wie zum Beispiel „Wegeheld“ abgegeben worden seien.
Stadt Duisburg: Privatanzeigen sind „begrüßenswertes bürgerliches Engagement“
- Laut der dpa-Umfrage machten Drittanzeigen durch Bürgerinnen und Bürger in allen befragten NRW-Städten nur einen geringen Teil der Anzeigen insgesamt aus – meist deutlich weniger als zehn Prozent. Die meisten Parkverstöße wurden weiterhin durch die Ordnungsämter angezeigt.
- Nicht alle Städte freuen sich über die steigende Zahl der Drittanzeigen: So erklärte die Stadt Wuppertal, Privatanzeigen hätten „(fast) immer einen nicht sachgerechten Hintergrund, sind qualitativ (oft) unzureichend und binden Ressourcen bei der Behörde, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden“.
- In Duisburg ist man da offenbar ganz anderer Meinung. Stadtsprecher Maximilian Böttner erklärt: „Unsere Verkehrsüberwachungskräfte sind im gesamten Stadtgebiet tätig. Sie können bei ihren Kontrollen allerdings immer nur punktuell tätig werden. Die Privatanzeigen von Verkehrsordnungswidrigkeiten sehen wir daher als ein begrüßenswertes bürgerliches Engagement im Sinne der Sicherheit.“