Angst vor Verurteilung? Trump geht hinter verschlossenen Türen auf seinen Anwalt los
„In der Explosionszone“
Angst vor Verurteilung? Trump geht hinter verschlossenen Türen auf seinen Anwalt los
Donald Trump muss sich in einem heiklen Strafprozess gegen schwere Vorwürfe verteidigen. Nun soll er aus Frust auf seinen eigenen Anwalt losgehen.
New York – Donald Trump soll seinen Frust über seinen ersten Strafprozess wegen Vertuschung einer Schweigegeldzahlung ausgerechnet an einem seiner Top-Männer auslassen: dem Anwalt Todd Blanche. Dieser hatte seine Karriere auf den Kopf gestellt, um Trump zu vertreten und galt eigentlich als Trumps Lieblingsanwalt. Nun berichteten interne Quellen, wie angespannt das Verhältnis teilweise sein soll.
Vier mit der Situation vertraute, anonyme Personen haben mit der New York Times über heikle Situationen gesprochen, die in vertraulichen Telefonaten oder hinter verschlossenen Türen stattgefunden haben sollen. Trump habe sich demnach wiederholt über seinen Anwalt beschwert. Es störe ihn, dass Blanche nicht nach seinen Regeln spielt, wie die Zeitung berichtet. Der Anwalt sei unter anderem nicht aggressiv genug gegenüber den aussagenden Zeugen vor Gericht und dem zuständigen Richter Juan M. Merchan. Zudem fordere Trump, dass Blanche auch die „feindseligen“ Geschworenen verbal angreift.
Angst vor Verurteilung? Trump beschwert sich über seinen Anwalt und fordert mehr „Aggressivität“
Am Dienstag (30. April) hat der mit dem Fall betraute Richter Juan Merchan eine Geldstrafe von 9000 Dollar (8400 Euro) gegen den früheren US-Präsidenten wegen seiner wiederholten öffentlichen Verbalattacken gegen Beteiligte im Prozess verhängt. Merchan befand, dass Trump mit seinen Äußerungen gegen ein Redeverbot verstoßen habe. Der Richter warnte den Ex-Präsidenten auch, dass er bei weiteren Verstößen gegen dieses Verbot ins Gefängnis geschickt werden könnte.
Donald Trump und sein Anwalt Todd Blanche gehen im Anzug gekleidet ins Gerichtgebäude.
Trump ist es untersagt, sich öffentlich in negativer Weise über die Familien von Merchan und dem Oberstaatsanwalt Bragg, sowie das Staatsanwaltschaftsteam, die Geschworenen und die zu erwartende Zeugen zu äußern. Die von Merchan verhängte Geldstrafe setzt sich aus je 1000 Dollar für neun Verstöße zusammen. In seiner schriftlich bekanntgegebenen Entscheidung wies der Richter den Ex-Präsidenten zudem an, bis Dienstagnachmittag (Ortszeit) sieben „beleidigende Beiträge“ aus Trumps eigenem Onlinedienst Truth Social und zwei Beiträge von seiner Wahlkampfwebsite zu entfernen. Trump war der Aufforderung während der Mittagspause anschließend nachgegangen.
„In der Explosionszone“: New Yorker Strafprozess gegen Trump kann heikle Folgen haben
Trump beschwere sich laut dem Bericht nicht nur über die fehlende Aggressivität seines Anwalts, sondern hin und wieder auch über die hohen die Anwaltskosten. Manchmal weigere er sich demnach sogar, sie zu bezahlen. „Nahezu jeder Anwalt, der Herrn Trump jemals vertreten hat, hat Zeit in der Explosionszone verbracht“, schreibt die New York Times weiter. Doch die jetzige Situation sei nicht direkt vergleichbar mit vergangenen Strafprozessen. Das Verfahren in New York dreht sich um die Vertuschung einer Schweigegeldzahlung an den Pornostar Stormy Daniels vor der Wahl 2016. Trump wird vorgeworfen, die Zahlung durch Fälschung von Geschäftsdokumenten kaschiert zu haben. Es handelt sich um den ersten Strafprozess der Geschichte gegen einen ehemaligen US-Präsidenten.
Der Strafprozess gegen Donald Trump gefährdet nicht nur seine Kampagne zur Wahl als US-Präsident der Republikaner, sondern könnte ihm bei einer Schuldigsprechung auch ins Gefängnis bringen. Es stellt sich daher die Frage, „ob seine Anwälte genug Nachsicht für seine Wünsche gewinnen können“, so die Reporter. Das sei bislang eigentlich immer das Ziel von Trump gewesen: Anwälte finden, die genau nach seinen Spielregen spielen.
Todd Blanche gilt als Trumps Lieblingsanwalt: Er vertritt den Ex-US-Präsidenten auch in weiteren Fällen
Alina Habba, eine juristische Sprecherin von Trump, bezeichnete Blanche gegenüber der Zeitung als einen „entscheidenden Teil“ des Teams. Blanche wollte sich offenbar nicht persönlich äußern. Freunde hätten jedoch ausgesagt, dass er fest davon überzeugt sei, dass der ehemalige US-Präsident in Manhattan nicht hätte angeklagt werden dürfen.
Der Donald Trump ist noch in drei anderen Fällen strafrechtlich angeklagt. Dabei geht es in zwei Fällen um seine massiven Versuche, seine Wahlniederlage gegen Biden im Jahr 2020 nachträglich zu kippen, sowie in einem weiteren Fall um seine Mitnahme geheimer Regierungsdokumente in sein Privatanwesen im Bundesstaat Florida. (nz/afp)