Angst in Pratteln: Wie gefährlich ist Acetylchlorid?
Nach dem Chemieunfall fühlen sich viele News-Scouts verunsichert. Ein Chemieprofessor ordnet ein, wie gefährlich das Acetylchlorid ist. Gegen Cabb wurde derweil ein Verfahren eingeleitet.
In Pratteln BL ereignete sich am Freitagabend ein Chemieunfall bei der Firma Cabb, bei dem Acetylchlorid austrat und eine starke Geruchsbelästigung in der Umgebung entstand. Nun hat die Baselbieter Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren gegen eine unbekannte Täterschaft eröffnet, berichtet die Basler Zeitung am Montag. Die betroffene Firma Cabb gerät damit nicht zum ersten Mal ins Visier der Justiz.
Anwohnende sind nach wie vor besorgt, dass sie der Austritt der Säure gesundheitlich negativ beeinflussen könnte. «Leider kann ich – wie auch gestern Abend – das Produkt noch riechen und das macht mir etwas Angst», schreibt eine besorgte News-Scout. Sie wohnt im Neuwiller im benachbarten Elsass und rieche das Acetylchlorid noch immer in der Luft. Auch mache sie sich Sorgen, ob es durch die Säure nicht zu toxischen Ablagerungen in der Umwelt komme. Schliesslich liege ihr Wohnort nur rund 15 km vom Brennpunkt entfernt.
Das sagt der Chemieprofessor
Olivier Baudoin, Professor und Departementsleiter des Departements Chemie an der Universität Basel, erklärt gegenüber 20 Minuten, um welchen Stoff es sich bei dem ausgelaufenen Acetylchlorid handelt und welche Risiken er mit sich bringt.
Herr Baudoin, können Sie erklären, was genau Acetylchlorid ist?
Acetylchlorid ist ein flüssiger Stoff, der aus Essigsäure gewonnen wird. Er wird häufig verwendet, um eine Acetylgruppe, eine sehr häufige funktionelle Gruppe, in organische Moleküle einzuführen, zum Beispiel um Ester oder Amide herzustellen. Es handelt sich um eine flüchtige und ätzende Flüssigkeit, die bei Kontakt mit Wasser, einschliesslich Feuchtigkeit in der Luft, Essigsäure und Chlorwasserstoff bildet.
Wie gefährlich ist Acetylchlorid?
Diese Säuren sind in kleinen Mengen nicht schädlich – Essigsäure ist zum Beispiel in Essig enthalten –, aber in grossen Mengen sind sie ätzend, reizend und tränenreizend.
Wie kann die Säure bei einem Austritt behandelt werden?
Die Neutralisierung mit einer basischen, wässrigen Lösung würde es ermöglichen, verschüttetes Acetylchlorid zu behandeln, ohne schädliche Abfälle zu produzieren.
Kann es zu Ablagerungen in der Umwelt kommen?
Acetylchlorid wird bei Kontakt mit Wasser in Essig- und Salzsäure umgewandelt, sodass die aktuellen Regenfälle es wahrscheinlich schnell und ohne grosse Folgen aus der Atmosphäre entfernen werden.