AKW-Akten: Ex-Eon-Funktionär widerspricht Habeck – „Das ist Unsinn“
Das Atomkraftwerk Isar 2 ging im April 2023 vom Netz.
Das politische Beben nach der Enthüllung zu AKW-Papieren setzt sich fort: Jetzt äußert sich auch der Ex-Aufsichtsratschef des Energieunternehmens Eon, Karl-Ludwig Kley.
In einem Interview mit dem Nachrichtensender ntv widerspricht Kley der Darstellung des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne), der Ausstieg aus der Atomenergie sei „ergebnisoffen“ geprüft worden. „Die Entscheidung, Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen, ist keine technische Frage, sondern eine politische“, sagte der ehemalige Eon-Funktionär.
Worauf beruht seine Aussage? Im März 2022, kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, hätten das Bundeswirtschafts- sowie das Bundesumweltministerium in einem Prüfvermerk für das Abschalten der Kernkraftwerke ohne weitere Laufzeitverlängerung mit zwei Gründen argumentiert: Zum einen seien die insgesamt 4,4 Gigawatt Leistung für die Energieversorgung nicht relevant und zum anderen sei eine Laufzeitverlängerung der Kraftwerke aufgrund technischer Hindernisse nicht möglich.
„Mit Verlaub, beides ist Unsinn“, kommentiert Kley im ntv-Interview. 4,4 Gigawatt seien „eine außerordentlich relevante Menge“, mit der man einen CO₂-Ausstoß von mindestens 15 Millionen Tonnen hätte verhindern können. Ein Weiterbetrieb sei auch technisch möglich gewesen. Über Robert Habeck sagt er: „Was ich allerdings nicht verstehe, ist, warum er nicht einfach sagt, er wollte eben absolut keine Kernenergie.“
Kley ist nicht der erste Unternehmensvertreter, der sich kritisch über den Atomausstieg äußert. Das derzeitige Management von Eon sowie der ehemalige AKW-Betreiber PreussenElektra (PE) dementierten vorher in einem Bild-Bericht Robert Habecks Äußerung, man habe sich auch wegen Bedenken der Betreiber für den Atomausstieg entschieden.
Angestoßen wurde die Debatte durch einen Bericht des Magazins Cicero, laut dem die Entscheidung über eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke in Deutschland von Beamten des Wirtschafts- und Umweltministeriums manipuliert wurde. Bestimmte Hinweise und Vermerke seien nicht zu Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck durchgedrungen. Habeck wies den Vorwurf, das könnte seine Meinung beeinflusst haben, bei einem Auftritt in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ als „einfach nicht richtig“ zurück.