Acht Kinder: Herwigsdorfer sind glücklich mit ihrer Maxi-Familie
Nicole und Thomas Hoffmann ziehen acht Kinder groß. Was die Familiengröße mit dem Dorfleben zu tun hat und warum Fußball so eine große Rolle spielt.
Nicole und Thomas Hoffmann mit sieben gemeinsamen Kindern auf ihrem Herwigsdorfer Grundstück. Die 20-jährige Tochter von Nicole Hoffmann ist gerade nicht zu Hause. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de
Der einjährige Tobi rollt einen kleinen blauen Minifußball durch die Küche und spurtet mit seinen tapsigen Schrittchen hinterher. Sein Vater Thomas sieht seinem Jüngsten lächelnd zu. Ein künftiger Fußballer? Vielleicht. Wäre nicht der erste in der Großfamilie in Herwigsdorf. Acht Kinder ziehen Thomas und Nicole Hoffmann in ihrem Haus gleich neben dem Sportplatz groß – sieben gemeinsame Kinder und die inzwischen 20-jährige Tochter, die Nicole Hoffmann mit in die Beziehung gebracht hat.
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Dass sie einmal eine so große Familie haben werden, haben beide nicht geplant. Schon gar nicht Nicole Hoffmann, die selbst nur einen Bruder hat und aus Ebersdorf stammt. Für Thomas Hoffmann ist Kindersegen hingegen weniger ungewöhnlich: Der Oppacher ist selbst mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Fragende Blicke, große Augen und ab und an mal ein Spruch, der daneben geht – das kennen beide, wenn sie anderen erzählen, wie viele Kinder sie haben. Einmal habe jemand – die Familie hatte gerade vier Kinder – zu Thomas Hoffmann so halb im Scherz gesagt, da seien sie ja “asozial”. “Da habe ich nur geantwortet: Ja, total asozial, mit Vater und Mutter, die arbeiten gehen”, schildert er.
Mutter Nicole startet wieder in Job
In der Tat sind beide Elternteile nach wie vor berufstätig: Thomas Hoffmann arbeitet als Hausmeister beim ASB in einem Seniorenheim. Seine Frau ist Beamtin beim Zoll und wird jetzt nach einem Jahr Elternzeit wieder mit der Arbeit starten. “Das geht, weil ich Telearbeit machen kann”, erklärt sie. Und es geht, weil sich die Familie sehr gut organisiert: In der Wohnküche hängen gleich zwei große Familienplaner, deren Spalten mit Ach und Krach für alle Hoffmanns und ihre Termine reichen. Gleich darunter hängen vier verschiedene Stundenpläne – alles auf einen Blick. Manchmal hilft aber auch die beste Koordination nichts: “In der Kita haben oft alle Gruppen am gleichen Tag zur gleichen Zeit Elternabend”, erzählt Nicole Hoffmann. Da muss sie die nötigen Informationen dann auf dem kurzen Weg mit den Erzieherinnen besprechen.
Was der Familie den Alltag erleichtert, ist das Dorfleben, denn in Herwigsdorf sind die Wege kurz und die Lage des Familienhauses ist ideal. 2010 sind Hoffmanns in den Rosenbacher Ortsteil gezogen, da war Nicole Hoffmann mit dem dritten Kind schwanger. “In der Stadt hätten wir vermutlich nicht so viele Kinder – vielleicht zwei”, schätzt sie ein. In Herwigsdorf und mit dem großen Haus sei vieles familienfreundlicher: Grundschule und Kita sind nur wenige Hundert Meter entfernt. Der Sportplatz fürs Fußballtraining liegt buchstäblich hinterm Gartenzaun und die größeren Geschwister haben einen passenden Busanschluss nach Löbau. Die Großeltern spannen Hoffmanns nur selten und im Notfall ein, sagt Vater Thomas: “Wir haben uns ja keine Familie geschaffen, um die Kinder dann zu Oma und Opa zu geben.”
Während viele wohl vor allem Wäscheberge und viel Arbeit beim Gedanken an eine Großfamilie sehen, sind es für Hoffmanns die schönen Seiten, an die sie denken: “Wenn wir draußen gemeinsam auf der Wiese herumtoben oder einen gemeinsamen Ausflug machen, das sind die schönsten Momente”, sagt Thomas Hoffmann. Ausflüge – beispielsweise wie jüngst an den Berzdorfer See mit einer Schiffsfahrt – sind etwas Besonderes und nur mit zwei Autos möglich.
Urlaub beim Streetsoccer-Bundesfinale
Natürlich läuft auch der Urlaub anders als bei den meisten Familien. Bei den Hoffmanns ist er seit einigen Jahren an das liebste Hobby der größeren Kinder gekoppelt: Fußball. “Und dabei kommen wir beide aus fußballfreien Familien”, erklärt Thomas Hoffmann lachend. Aber ihre Kinder – sechs Jungs und zwei Mädchen – lieben fast alle gleichermaßen Fußball. Und weil sie bei Friedhelm Gerlich beim TSV 1891 Herwigsdorf für die Streetsoccer-Meisterschaften trainieren, fuhren Hoffmanns in den vergangenen Jahren immer zum großen Bundesturnier nach Prora auf die Insel Rügen und verbanden das gleich mit ihrem Familienurlaub. “Dort haben wir dann rund um den Wettbewerb gezeltet”, erklärt der Vater.
Rosenbachs Bürgermeister Roland Höhne (links) übergibt Nicole und Thomas Hoffmann die Patenurkunde des Bundespräsidenten für ihren Sohn Tobi. © Gemeinde Rosenbach
Auch in diesem Jahr wird die Familie wieder mit dem Fußball Urlaub machen, denn die Teams von Tom (15), Ben (14) und Anni (12) haben sich bereits qualifiziert, die Mannschaft des achtjährigen Nick muss sich noch beweisen. “Vom 24. bis 28. Juli ist das Bundesfinale am Werbellinsee”, sagt Mutter Nicole. Dass sich ihre Kinder – vor allem die größeren – manchmal auch etwas anderes wünschen, ist den Eltern klar. “Sie wollen auch gern einmal fliegen oder nach Disneyland”, weiß der 41-jährige Vater. Aber das ist tatsächlich eher ein Traum. Denn schon ein ganz normaler Urlaub ohne Flug und Luxus kostet für eine so große Familie locker einige Tausender.
Selbst der Wocheneinkauf – verteilt über zwei Einkaufskörbe – liegt in ganz anderen Dimensionen als bei einer Durchschnittsfamilie. Und die Inflation schlägt hier noch einmal deutlich stärker zu: “Statt rund 350 Euro wie bisher sind wir pro Woche inzwischen schnell bei 500 Euro nur für Lebensmittel und Getränke”, rechnet Nicole Hoffmann vor. Jeden Morgen braucht ihr Mann Thomas rund eine Stunde, um die sechs Brotbüchsen zu füllen: “Ein halbes Brot von einem großen Laib, ein Stück Butter, dazu Äpfel, Paprika, Gurke und Weintrauben”, erklärt er. Der Proviant muss über den Mittag reichen, denn die Schulkinder essen lieber zu Hause.
Familiengröße fällt aus dem Rahmen
Dass ein Leben in einer Großfamilie aus dem Rahmen fällt, ist auch für die Kinder eine Herausforderung: “Wir merken, dass es den Großen manchmal schon unangenehm ist, wenn sie in der Schule gefragt werden, wie viele Geschwister sie haben”, sagt die 42-jährige Mutter. Aber insgesamt versuchen die Eltern, ihren Kindern vieles zu ermöglichen – ein Handy für die Größeren gehört dazu.
Etwas Besonderes bleibt eine so große Familie aber. Wie viele es insgesamt in Sachsen gibt, ist so nicht erfasst. Sicher ist: Im Jahr 2022 haben bei 29.331 Geburten gerade einmal in 829 Fällen Mütter ihr mindestens fünftes Kind bekommen – also noch nicht einmal in drei Prozent der Fälle. Dass bei jedem siebten Kind der Bundespräsident Pate wird – wenn die Familie diesen Wunsch äußert – konnten Hoffmanns bereits zweimal beantragen: “Bei Lui – meinem siebten Kind – haben wir es verpasst, aber da ist Sachsens Ministerpräsident Pate. Und bei Tobi, dem siebten Kind meines Mannes hat es mit der Patenschaft des Bundespräsidenten geklappt”, freut sich die Mutter. Die 500 Euro Patengeschenk wandern jetzt in Tobis Sparstrumpf. Ist die Familienplanung nun eigentlich abgeschlossen? “Ja”, sagen Thomas und Nicole Hoffmann und lachen über die Frage: Sie haben die Frage wohl schon drei, viermal gehört und auch mit Ja beantwortet.
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