155 verletzte Polizisten: Energie Cottbus beklagt Gewalt bei Regionalligaspiel gegen BFC Dynamo
Das Spiel wird wegen mangelnder Sicherheit unterbrochen und die Polizei betritt das Spielfeld.
Beim Regionalliga-Spitzenspiel von Energie Cottbus beim BFC Dynamo (2:0) kam es am Samstag im Sportforum Hohenschönhausen zu heftigen Ausschreitungen und Krawallen. „Insgesamt wurden 155 Polizeikräfte verletzt. 43 Kräfte der Polizei Berlin und 73 Kräfte der Bundespolizei bei den Einsätzen von Reizgas, 28 Polizeikräfte der Bundespolizei bei Angriffen und elf Dienstkräfte der Bundespolizei durch Pyrotechnik“, teilte die Berliner Polizei am Sonntagnachmittag mit. Rund 1000 Einsatzkräfte waren bis kurz vor 20 Uhr mit der Beruhigung der Lage beschäftigt.
Nach Abpfiff des Spiels hatten sich Fans beider Mannschaften vermummt und sich gegenseitig mit Pyrotechnik beschossen. Zeitgleich wurden im Gästefanblock Fanutensilien der Heimmannschaft verbrannt, so die Polizei. Es wurden Einsatzkräfte gezielt mit Feuerwerkskörper beschossen. Anschließend versuchte eine größere, in Teilen vermummte Personengruppe der Heimfans am Stadionausgang an der Konrad-Wolf-Straße die Gästefans anzugreifen.
„Bei Aufeinandertreffen mit der Polizei bewarfen diese Fans Einsatzkräfte mit Flaschen, versuchten gleichzeitig Kleinpflastersteine zu lockern und ein Bauzaunelement auf Polizeikräfte zu werfen“, erklärte ein Polizeisprecher. Um die Angriffe zu unterbinden, mussten Polizisten Reizgas und Wasserwerfer einsetzen.
Insgesamt wurden 62 Strafanzeigen gestellt, 74 Personen wurden freiheitsbeschränkenden beziehungsweise -entziehenden Maßnahmen unterzogen, wie die Polizei schrieb. Nach dem Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurden die Personen entlassen.
Polizisten im Fanblock der Gäste aus Cottbus
Die Berliner Krawalle hatten Dimensionen, wie sie zuletzt am 16. Mai 2021 in Dresden zu verzeichnen waren. Dort hatte es nach dem Aufstieg von Dynamo in die 2. Bundesliga vor dem Stadion massive Ausschreitungen gegeben, bei denen unter anderen 184 Polizei-Beamte verletzt worden waren.
Trainer Claus-Dieter Wollitz von Fußball-Regionalligist Energie Cottbus hat die überbordende Gewalt und aggressive Bedrohung im Spitzenspiel beim BFC Dynamo scharf kritisiert. „Dass ich bepöbelt werde, bin ich ja gewohnt, speziell hier. Aber, dass man Angst haben muss, dass man mit Steinen schon während des Spiels beschmissen wird, dass man bedroht wird, ist in meinem System 2024 nicht vorstellbar. Das ist nicht mehr Aggression, das ist weit drüber“, sagte der Trainer dem MDR.
Bereits während des 2:0-Sieges, mit dem die Gäste aus der Lausitz dem BFC alle Aufstiegschancen nahmen, musste die Partie wegen Ausschreitungen in den Fanblocks rund 16 Minuten unterbrochen werden. Wollitz kritisierte dabei die fehlende Sicherheit im Stadion, obwohl die Partie zuvor zum Hochsicherheitsspiel eingestuft worden war.
„Wenn wir zehn Spieltage vor Schluss beim BFC gespielt hätten, wäre ich hier niemals mitgefahren, weil mein Leben und meine Verantwortung gegenüber meiner Familie, meinen Spielern und meinen Freunden ist mir wichtiger, weil, wenn man so bedroht wird, weiß man nicht, wie weit diese Menschen gehen“, sagte der 58-Jährige. Laut dem rbb will der gastgebende BFC Dynamo Stellung gegenüber den Aussagen von Wollitz nehmen.
Der BFC Dynamo widersprach dem Energie-Trainer am Sonntagnachmittag. „Die Behauptung, während der Partie mit Steinen beworfen worden zu sein, entbehrt jeglicher Grundlage“, heißt es in der Pressemitteilung, „sowohl während der Erwärmungsphase als auch im Verlauf des Spiels wurde die Trainerbank der Gäste zusätzlich von zwei Ordnern abgesichert.“
Der DDR-Serienmeister beruft sich zudem auf einen Verantwortlichen des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV) sowie dessen Geschäftsführer Till Dahlitz, die keine angeblichen Steinwürfe bestätigten. Zugleich kritisierte der Verein das Verhalten von Wollitz: „Herr Wollitz ist für sein teilweise überemotionales und provokantes Verhalten am Spielfeldrand gegenüber Schiedsrichtern und Vertretern anderer Vereine bekannt. Warum er jetzt und in der Vergangenheit regelmäßig den BFC Dynamo und seine Fans diskreditiert, als auch das Sicherheitskonzept und den Verband im Vorfeld der Partie kritisiert hat sowie Ordnungskräfte und Mitarbeiter des BFC Dynamo beleidigte, irritiert uns sehr.“