IHK wertet Verkaufspläne für Buderus als „Warnsignal“
Traditionsbetrieb: Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine will Buderus Edelstahl in Wetzlar verkaufen.
Die Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill sieht im geplanten Verkauf des Wetzlarer Traditionsunternehmens Buderus Edelstahl eine Reaktion auf „den wirtschaftlichen Abschwung und die sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland“. Die Politik müsse „dieses Warnsignal zum Anlass nehmen, spätestens jetzt das Ruder rumzureißen und die Zeitenwende in der Wirtschaftspolitik konkret umzusetzen“, fordert der Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill, Dietmar Persch.
Der österreichische Mutterkonzern von Buderus, Voestalpine, hatte am Donnerstag angekündigt, den Edelstahlhersteller zu verkaufen. Einen Zeitplan für die Veräußerung gebe es nicht, doch Gespräche mit Interessenten seien bereits angelaufen, hieß es. Buderus beschäftigt nach eigenen Angaben rund 1250 Mitarbeiter, die jährlich etwa 300.000 Tonnen Rohstahl produzieren. Der Jahresumsatz beläuft sich auf rund 350 Millionen Euro. Nach Angaben aus der Voestalpine haben die Auswirkungen Coronakrise und der Krieg in der Ukraine dem Tochterunternehmen zugesetzt.
Auch Buderus Guss GmbH wechselt den Eigentümer
Für Mittelhessen ist es der zweite Schlag, nachdem im Februar Pläne für den Verkauf der Gießerei- und Bremsschreibensparte von Bosch-Standort an die in München ansässige Aequita-Gruppe bekannt geworden waren. Das Geschäft umfasst die Buderus Guss GmbH in Breidenbach und Ludwigshütte im Landkreis Marburg-Biedenkopf sowie die Robert Bosch Lollar Guss GmbH in Lollar. An diesen Standorten arbeiten noch alles in allem 900 Beschäftigte, 260 davon in Lollar.
Voestalpine wiederum hatte schon im Februar den Verkauf einer Produktionsstätte für Auto-Teile im baden-württembergischen Nagold bekannt gegeben. Grund sei die „strukturelle Unterauslastung der Automobilzulieferindustrie in Deutschland“, Voestalpine mit.
Die Geschäftsführung von Buderus in Wetzlar wollte sich zu den Verkaufsplänen nicht äußern. Nächste Woche werde es eine Betriebsversammlung geben, diese sei aber schon vor der Ankündigung von Voestalpine geplant gewesen, sagte eine Sprecherin am Telefon.