Zweiter Zwangs-Museumstag in Berlin: Berliner Museen schließen länger
Trügerischer Frühlingsidyll: Die Berliner Museumsinsel ist Unesco-Weltkulturerbe und muss nun eingeschränkte Öffnungszeiten verkraften
Nachdem es Anfang des Jahres in die Gemäldegalerie Berlin hineinregnete, folgt nun die nächste Hiobsbotschaft, ein weiteres Armutszeugnis für die Stadt: Wegen steigender Kosten und knappen Kassen schränken etliche wichtige Berliner Museen ihre Öffnungszeiten ein. Vorgesehen ist von heute an ein weiterer Schließtag pro Woche. Betroffen sind auf der Museumsinsel, die ja immerhin zum Unesco-Welterbe zählt, das Alte Museum und das Bode-Museum. Zudem gelten neue Regelungen für Kunstbibliothek, Kupferstichkabinett und Kunstgewerbemuseum sowie die Friedrichswerdersche Kirche, das Museum Europäischer Kulturen, die Sammlung Scharf-Gerstenberg und das Schloss Köpenick. Diese Häuser bleiben nach Angaben der für Berlins Staatliche Museen zuständigen Stiftung Preußischer Kulturbesitzzufolge nun montags und dienstags geschlossen und reduzieren zusätzlich ihre Öffnungszeiten zu den weniger frequentierten Tageszeiten.
Die „Cash-Cow“ Nofretete bleibt von den Einschränkungen verschont
Von den aktuellen Plänen nicht betroffen sind etwa das Neue Museum mit der berühmten Büste der Nofretete, die zur Nationalgalerie gehörenden Häuser Alte Nationalgalerie, Neue Nationalgalerie und Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, die Gemäldegalerie, das Museum für Fotografie sowie das große Pergamon-Panorama, der Ableger des wegen Sanierung geschlossenen Pergamonmuseums.
Neues Museum und die benachbarte James-Simon-Galerie streichen prinzipiell die abendliche Verlängerung an Donnerstagen, öffnen allerdings vom 4. Juli bis 1. September dienstags bis samstags bis 20 Uhr.
Laut Stiftungspräsident ist kein Geld für Personal da
„Die angespannte Haushaltslage zwingt uns leider dazu, dass wir Ausgaben drastisch reduzieren müssen“, hatte Stiftungspräsident Hermann Parzinger die Einschränkungen begründet. „Gleichzeitig wollen wir künftig viel flexibler auf Besucherströme reagieren und bei erfolgreichen Ausstellungen die Öffnungszeiten auch erweitern.“ So etwa bei der vom 19. April bis zum 4. August geplanten Caspar-David-Friedrich-Ausstellung in der Alten Nationalgalerie. Dort soll der erwartete Andrang von Mai bis August donnerstags bis samstags bis 20 Uhr Zugang finden, im letzten Ausstellungsmontag kommen die Abende dienstags und mittwochs noch hinzu. Wie insbesondere Berlin-Touristen den zweiten erzwungenen Museumstag und die teils stark eingeschränkten Sonderöffnungszeiten aufnehmen werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jetzt schon, dass die Museumszugangs-Limitierungen aus Geldnot in starkem Widerspruch zu den voraussichtlichen Kosten des aktuell im Bau befindlichen Berliner Museums der Moderne in Höhe von mindestens einer halben Milliarde Euro stehen, das ja ebenfalls unterhalten sein will.