Zwei Jäger tot – assen sie Fleisch von «Zombie-Hirschen»?
Eine neue Krankheit lässt Wildtiere so verhalten, wie Zombies oft beschrieben werden. Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen zwei toten Jägern und dem Verzehr von infiziertem Fleisch.
«Chronic Wasting Disease» oder kurz CWD ist eine Krankheit, die unter Wildtieren in den USA verbreitet ist. Bisher war unklar, ob sie auch auf Menschen übertragen werden kann. Eine Studie in der Fachzeitschrift «Neurology» schlägt nun Alarm. Man müsse dies nun unbedingt weiter detailliert untersuchen. Als Grundlage dienen die Todesfälle von zwei Jägern.
Der Fall
Ärzte der University of Texas schildern in der Studie die Umstände, die zum Tod zweier Jäger im Jahr 2022 führten. Demnach hätten die beiden Freunde Fleisch aus einer an CWD erkrankten Hirschpopulation gegessen. Kurz darauf seien sie verwirrt und aggressiv geworden. Innert kürzester Zeit hätten sich die Symptome verschlechtert – schliesslich starben sie.
Die Obduktion von einem der Männer ergab, dass er an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verstarb. Hierbei handelt es sich um ein Krankheitsbild, das nah mit dem CWD und der unter Rinderwahn bekannten «bovinen spongiformen Enzephalopathie» verwandt ist.
Alle genannten Krankheiten führen zu einer Fehlfunktion von Proteinen im Gehirn, die sich schnell ausbreitet. Sie sorgen für den Verfall der Nervenzellen, sodass das Gehirn nach längerem Befall eine schwammartig durchlöcherte Struktur mit fadenförmigen, proteinhaltigen Ablagerungen annimmt. Die Krankheit kann bisher weder gestoppt noch geheilt werden.
Das sagen die Ärzte
«Die Krankengeschichte des Patienten, einschliesslich eines ähnlichen Falles in seiner sozialen Gruppe, lässt auf eine mögliche neuartige Ãœbertragung von CWD von Tier zu Mensch schliessen», schreiben die Ärzte.
Eine «artübergreifende Übertragung von CJD» sei aufgrund Daten aus Affen- und Mausmodellen plausibel. «Aufgrund der Herausforderung, CJD von CWD ohne detaillierte Charakterisierung des Prionproteins zu unterscheiden, ist es in diesen Fällen nicht möglich, CWD definitiv auszuschliessen», heisst es weiter. Damit sei ein Zusammenhang noch nicht bewiesen, jedoch zeigten die Daten eindeutig, dass weitere Untersuchungen zu potenziellen Risiken des Verzehrs von infizierten Hirschen und der Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit notwendig seien.
Skepsis
Den Aussagen widersprechen zahlreiche Forscher laut der «Star Tribune». «Wir stimmen der Annahme nicht zu, dass diese Fälle durch den Verzehr von Hirschfleisch verursacht wurden», sagt Ryan Maddox, ein leitender Epidemiologe und stellvertretender Chef des Centers for Disease Control and Prevention.
Ähnlich sieht es die Neurologin Dr. Sarah Horn. Es handle sich bei den Informationen im Bericht nicht um eine vollständige Studie, sondern um eine Präsentation über einen Fall. «Die Schlussfolgerung aus dieser Präsentation war, dass es bis heute keine nachgewiesenen Übertragungsfälle gibt», sagte sie.
Warum Zombie-Krankheit?
Zum Krankheitsbild gehören drastischer Gewichtsverlust (Wasting), Stolpern, Antriebslosigkeit und weitere neurologische Symptome. Die Tiere haben ein eher bedrücktes Aussehen und einen starren Blick. Sie neigen dazu, sich von der Herde zu trennen und haben einen grossen Appetit. So entstand auch der Vergleich mit Zombies. «Die CWD ist eine langsam fortschreitende und stets fatal verlaufende Erkrankung, Therapien oder Impfungen sind nicht möglich», so Elke Reinking, Pressesprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts gemäss Focus.de.