«Zombie-Droge»: Sierra Leone vernichtet Opioide und Chemikalien im Wert von 200'000 Dollar
Sierra Leones Präsident (r.) mit dem Präsidenten Nigerias, Februar 2024.
In Sierra Leone ordnete die Regierung an, Chemikalien im Wert von 200’000 Dollar zu verbrennen. Der Grund: In der richtigen Mischung machen sie die Menschen zu «Zombies».
Sierra Leone verbrannte am Samstag Opioide und Chemikalien im Wert von 200’000 Dollar. Kriminelle wollten damit die synthetische Droge Kush herstellen, wie der nigerianische Channels TV berichtet. Erst vor zwei Wochen rief der Präsident Sierra Leones wegen der Droge den Notstand aus. Nachdem das westafrikanische Land Ebola und Corona besiegt hat, sieht es sich nun einer existenziellen Krise gegenüber.
Kush, was ist das?
Die synthetische Droge ist nicht mit der gleichnamigen Cannabis-Sorte zu verwechseln. Kush hat zwar Cannabis als Basis, diesem werden jedoch Opioide wie Fentanyl oder Tramadol und Lösungsmittel wie Aceton oder Formalin zugefügt. Letzteres ist hochgiftig und wird unter anderem zur Konservierung von Leichen benutzt.
Kush wird geraucht und macht hochgradig süchtig. Eine Portion kostet umgerechnet rund 20 Rappen.
Warum «Zombie-Droge»?
Kush wird auch «Zombie-Droge» genannt. Einer der Gründe dafür ist, dass es Gerüchte gibt, dass auch menschliche Knochen bei der Herstellung verwendet werden – dies konnte jedoch bislang nicht nachgewiesen werden.
Ein weiterer Grund ist, dass die Droge oft sedierend wirkt. Konsumenten verhalten sich zuweilen, als wären sie ferngesteuert und laufen völlig unkoordiniert umher, wie SRF schreibt. In der Hauptstadt Freetown gab es deshalb bereits viele Strassenunfälle, weil Konsumenten mitten durch den Verkehr laufen.
Die Droge kann je nach Zusammensetzung aber auch euphorisierend wirken.
Wie schlimm ist die Krise?
Sierra Leones Präsident Julius Maada Bio spricht von einer existenziellen Krise. Anfang April rief er den Notstand aus. In dem Land mit knapp acht Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern sind bereits tausende Kush-süchtig, vor allem junge Männer. Viele sind bereits gestorben.
Die Droge zu bekämpfen, dürfte nicht einfach werden: Offenbar sind auch Polizisten am Drogenhandel beteiligt.
Nicht nur Sierra Leone ist betroffen. Auch in den Nachbarländern Guinea und Liberia ist der Kush-Konsum verbreitet. In Liberia gehören vor allem ehemalige Kämpfer des Bürgerkriegs, die unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, zu den Konsumenten.
Die einzige psychiatrische Klinik in Sierra Leone meldete vor vier Jahren noch 50 Patienten mit Kush-Abhängigkeit. 2023 waren es bereits über 1800.
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