Ziemlich beste Freunde
Eishockey: Zwei Garmisch-Partenkirchner für Deutschland
Ziemlich beste Freunde
Beide mit dem Adler auf der Brust: Lange haben Maximilian Kastner (r.) und Marcus Weber auf diesen Moment warten müssen. Heute Abend treten sie gemeinsam für Deutschland gegen Österreich an. Erst zur WM, dann zum Gardasee
Maximilian Kastner und Marcus Weber spielten einst in der Jugend des SC Riessersee gemeinsam, heute Abend laufen sie im Länderspiel gegen Österreich für Deutschland auf.
Garmisch-Partenkirchen – Drei Flammen-Emojis. Die genügten, damit war die Botschaft von Maximilian Kastner an Marcus Weber klar. „Endlich“, dachten sich beide, als sie ihre Einladungen für Phase drei der Vorbereitung der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in Tschechien erhalten hatten. Endlich können die beiden gebürtigen Garmisch-Partenkirchner wieder gemeinsam Eishockey spielen. Und dann auch noch vor heimischer Kulisse. Damit schließt sich ein kleiner Kreis.
Erstmals Teamkollegen seit ihrer SCR-Zeit
Als beide letztmals gemeinsam für ein Team auf dem Eis standen, trugen sie noch das Trikot des SC Riessersee. Das war in der Saison 2011/12 in der Zweiten Bundesliga. Anschließend trennten sich ihre Wege. Während Weber nach kurzen Auftritten in Peiting und München bei den Nürnberg Ice Tigers landete, blieb Kastner noch drei Spielzeiten unter der Alpspitze, ehe es ihn zum EHC Red Bull München zog. Regelmäßig duellieren sich beide mit ihren DEL-Clubs in der Liga. Mannschaftskameraden aber waren sie seit der SCR-Zeit nie wieder. Auch nicht in der Nationalmannschaft. Immer verpassten sich beide, oft wurde Weber aussortiert, ehe Kastner zum Kader stieß. Bis jetzt. „Ich hab’ mich brutal gefreut, als ich das erfahren habe“, betont Kastner. Heute Abend um 19 Uhr endlich treten die beiden Lokalmatadoren im Olympia-Eissportzentrum gemeinsam für Deutschland gegen Österreich an.
Grüße an die Verantwortlichen des EHC Red Bull München
Ob sie überhaupt auf dem Eis harmonieren, wissen sie nicht. „Wird man heute sehen“, sagt Weber schmunzelnd. Abseits davon funktioniert das bestens, seit Jahrzehnten. Als kleine Buben lernten sie sich in der Jugend des SCR kennen. Alle zwei Jahre spielten sie – Kastner 93er, Weber 92er Baujahr – zusammen in einem Team. Ein Jahr lang gingen sie in dieselbe Klasse. „Dann ist der Kasti sitzen geblieben, weil wir zu viel Schmarrn gemacht haben“, erzählt Weber, den alle nur Mao nennen, lachend. Einer Teilschuld ist er sich durchaus bewusst. Er zeigt sich begeistert davon, was aus seinem Spezl geworden ist. „Ich hätte nicht gedacht, dass er sich so krass entwickeln würde. Letztes Jahr die Meisterschaft mit München, dazu Playoff-MVP. Der Kasti geht voran, ist sich auch für die Drecksarbeit nicht zu schade.“ Dieser Lobeshymne entgegnet Kastner lachend: „Mir kommen die Tränen.“ Zugleich kann er alles nur zurückgeben. Auch er ist stolz auf seinen Spezl, dass er es zum Kapitän in Nürnberg gebracht, er sich zu einem echten Führungsspieler entwickelt hat, beeindruckt ist er, wie körperlich hart Weber verteidigt. „Daher hoffe ich, dass er endlich den Weg zu mir nach München findet. Grüße an Toni und Winki.“ An EHC-Coach Toni Söderholm und Sportdirektor Christian Winkler. Doch Weber hat noch einen Vertrag bei den Ice Tigers.
Freundeskreis besteht seit über 20 Jahren
Auch wenn sich die beiden nicht ständig sehen, bleiben sie stets in Kontakt über Facetime und Whatsapp. Die zwei verbindet weit mehr als dieselbe Berufswahl. Sie sind Teil eines eng verknüpften siebenköpfigen Freundeskreises. „Den gibt es jetzt schon über 20 Jahre“, betont Weber. Einmal im Jahr geht es für sie in den gemeinsamen Männer-Urlaub, heuer erneut an den Gardasee zum Golfspielen. „Unser sekundärer Sport, bei dem wir uns auf hochklassigem Niveau konkurrieren“, erzählt Kastner mit einem Augenzwinkern. Eine Truppe, bei der sich jeder auf den anderen verlassen kann. „Wenn ich Hilfe brauche, kann ich den Kasti immer anrufen, genauso andersherum.“ Die beiden ähneln sich vom Typ Mensch. „Wir sind sehr ehrgeizig, hassen es, zu verlieren – auf dem Eis oder auf dem Golfplatz“, erzählt Kastner. Ganz automatisch erwidert darauf sein Kumpel Mao: „Beim Golfen gewinn ich ja meistens.“
Das Ziel: Gemeinsam zur WM
Heute Abend wollen sie vor und nach dem Spiel die für sie so besondere Heimatmosphäre aufsaugen, miteinander vor Freunden und Familie gewinnen. Und das nicht zum letzten Mal. Seite an Seite wollen sie auch ab 10. Mai bei der Weltmeisterschaft in Tschechien den Adler auf der Brust tragen. Ihr zweites gemeinsames Reiseziel neben dem Gardasee.