Zahnstocher als Zigi-Ersatz: Wie sinnvoll ist das?
Die Influencerin Princess Gollum betreibt ein Unternehmen, dass aromatisierte Zahnstocher als Ersatz zur Zigarette vertreibt – ihre Modelle kommen allerdings ohne Nikotin aus.
Ein Zahnstocher im Mund ist in Hollywood gerade der letzte Schrei bei allen, die dem Rauchen abschwören wollen. Ein Experte schätzt ein, wie sinnvoll das ist.
Doja Cat, Shawn Mendes oder Ryan Phillippe – mit einem Zahnstocher versuchen immer mehr Promis, ihrer Nikotinabhängigkeit zu entkommen, teils mit Erfolg. Immerhin hat man auch ohne Zigarette etwas im Mund oder in der Hand, der Entzug fällt leichter.
Was auf den Bildern mit dem neuen It-Accessoire nicht offensichtlich wird: Handelt es sich bei den Promi-Exemplaren um handelsübliche oder aromatisierte Zahnstocher, wie man sie auch in der Schweiz auf diversen Websites erwerben kann, oder sind sie zusätzlich mit Nikotin versetzt? Denn auch diese Variante ist populär. Wir haben bei Sucht Schweiz nachgefragt, wie die Chancen stehen, mit einem Zahnstocher dem Rauchen abzuschwören – und wo das grosse Problem mit der Alternative ist.
In den USA sind auch Zahnstocher, die mit Nikotin versetzt sind, erhältlich.
Weniger schädlich als Zigaretten
Bisher hat man bei der Schweizer Anlaufstelle nichts von Nikotin-Zahnstochern gehört. Dennoch ist für Markus Meury, Mediensprecher bei Sucht Schweiz, klar: «Falls es sich um ein nicht verbranntes Nikotinprodukt ohne Tabak und ohne andere schädliche Zusatzstoffe handelt, ist es weit weniger schädlich als herkömmliche Zigaretten. Aber auch Nikotin ist nicht ungefährlich – vor allem für das Herz und bei einer Schwangerschaft für das Kind.» Zwar sei es denkbar, durch die Zahnstocher mit dem Rauchen aufzuhören. «Oft braucht es dazu aber professionelle Begleitung.»
Die Risiken bei Nikotin-Zahnstochern
Dazu kommen weitere Risiken. Einerseits sei, so Meury «kaum etwas bekannt, was dies für die Zähne und das Zahnfleisch bedeuten kann.»
Andererseits entsteht durch sie ein Problem, dass schon Vapes und die schlankeren Puff Bars mit sich brachten: «Wenn solche Zahnstocher mit fruchtigen Geschmäckern daherkommen, haben sie Potenzial, auch bisherige Nichtkonsumierende in den Nikotinkonsum hineinziehen.»
Meury sagt: «Mit dem Aufkommen von Puff Bars ist eine neue Gruppe von Nikotinkonsumierenden entstanden, bestehend vor allem aus Jugendlichen und jungen Frauen. Auch Snus wird in der Schweiz vor allem von neuen Konsumierenden gebraucht, aber kaum zum Ausstieg aus dem Zigarettenkonsum. Nikotin macht so stark abhängig wie Heroin.»
In der Schweiz wird Snus vor allem von Neukonsumierenden gebraucht, weniger zum Ausstieg.
Kein Zusatzprodukt
Die Liste mit den Problemen und Einwänden geht noch weiter: «Eine Schadenreduktion ist nur dann gegeben, wenn man mit dem Rauchen ganz aufhört und nicht einfach den Zahnstocher dort braucht, wo man sonst nicht rauchen kann.» Denn schon bei einer Zigarette pro Tag, so Sucht Schweiz, entstehe die Hälfte der Schäden von zehn Zigaretten. «Der Schaden steigt also nicht linear mit der Anzahl der gerauchten Zigaretten, respektive nimmt nicht linear pro nicht gerauchte Zigarette ab.»