Kunst gegen Anmeldung im „leeren“ Palais Festetics
Es dauerte keine halbe Stunde, dann waren die 500 Tickets für die Eröffnung am Mittwoch weg. Mangelndes Interesse gehört, zumindest derzeit, nicht zu den Problemen von Node Contemporary.
„Apply for Access“, heißt es auf der Website, die sich ansonsten geheimnisvoll gibt. Nur, dass man sich als Plattform verstehe, ist hier zu lesen, und dass man Menschen mit Kunst verbinden will. Wer hier dabei sein will, kann weder kostenlos hineinspazieren wie in eine Galerie, sich auch nicht einfach eine Karte kaufen wie für andere Veranstaltungen: Man muss sich anmelden. Bekommt dafür dann aber tatsächlich Access: Zu Orten, die in dieser Form sonst tatsächlich nicht so einfach zugänglich sind.
Im Vorjahr war es die verwunschene Villa Mautner-Jäger, die von Node Contemporary bespielt wurde. Nun ist es (mit anderem Team) das Palais Festetics. 1858 war das Palais in der Berggasse für Eugénie Gräfin Festetics von Tolna gebaut worden, später residierten hier das Handelsmuseum und die k.k. Export-Akademie, zuletzt hatte die Wirtschaftskammer bis zu ihrer Übersiedlung an den Praterstern die Prunkräume der Beletage für ihre Veranstaltungen genutzt. 2019 wurde das Palais von einer gewissen Signa Holding gekauft, die verkaufte es weiter an die Immobilienfirma von Klemens Hallmann, diese an LNR-Development-Gründer Lukas Neugebauer.
Der war es, der Axel Walek den Zuschlag zur Zwischennutzung erteilte. Drei eher schlaflose Monate später sitzt der Unternehmer in der Beletage und spricht über die Herausforderungen, die so ein Projekt mit sich bringt: „Das ganze Haus wurde mitten im Umbau verkauft. Jeder Stock ist in völlig anderem Zustand.“
Prunk und rohe Mauern
Goldglänzend ist dieser in den Prunkräumen, die Walek zur Galerie erkoren hat. Die roten Wandverkleidungen sind wie mit bunten Stoffen verhängt: Ausgemusterte Fallschirme, die der Künstler und ehemalige Fallschirmspringer Clemens Wolf mit Epoxidharz in Bilder und Skulpturen verwandelt. Darüber und darunter wähnt man sich in einer anderen Welt: In diesen Räumen war die Berufsschule der Maler und Tapezierer untergebracht. „Aus der Mensch Visionen vor in eine neue Dimension“ steht in Frakturschrift noch an einer Wand, daneben eine moderne Malerei: Überreste in der einstigen Prüfstelle.
Schon mitten im Umbau befand sich der erste Stock. Die rohen Räume hat Walek zum Art Space gemacht: Begrüßt wird man von Theres Cassinis „Gurkenschwarm“; die Installation führt in die von Walter Hösel fürs Landesmuseum Klagenfurt kuratierte Ausstellung „Mirror Mirror“ über. Er kenne das von seinen zwei Jahren in London, sagt Walek. „Dort gibt es Galerien ohne Ende in Räumen in allen möglichen Räumen und Zuständen.“ Und: „In London sind Design, Kunst und Business alles eins.“
In allen Sparten unterwegs ist auch Walek. Im „vorigen Leben“ war der Wiener mit Abschlüssen in Kommunikationswissenschaft, Design und Finance in der Kreativwirtschaft tätig; über seine Design- und Brandingagentur kam er zur Unternehmensberatung und in die Finanzindustrie, entwickelte dort selbst „ein paar Ambitionen“, aus der Beratung wurde eine Beteiligung an einer heutigen Asset Management Firma. Dort ist er mittlerweile ausgestiegen, anderes betreibt er weiter, etwa die Entwicklung modularer Häuser für Krisengebiete. Tatsächlich sei er ein bisschen zerrissen, sagt Walek, „das ist halt aber auch großartig. Weil eine Welt die andere befeuert.“
Das mit der Anmeldung sei übrigens nicht neu, in der Musik- und Eventszene habe er das als Agentur schon öfter so begleitet. Nicht umsonst zählt Veranstalter Benjamin Sagan zu seinen Freunden (man kennt ihn von Clubs der Horst Group), „wir haben eine ganze Liste an Ideen, was man hier machen kann.“