«Angefangen hat alles mit einem Gefühl der Einsamkeit»

Manchmal ist mit einem ehrenamtlichen Einsatz nicht nur Menschen in Not geholfen, sondern auch einem selbst. Laura arbeitet seit 13 Jahren in der Gassenküche «Shalom» in Winterthur – auch weil sie plötzlich allein war.

10.30 Uhr. In einer kleinen Gastroküche eines ehemaligen Restaurants in Winterthur Grüze laufen die Zmittagsvorbereitungen auf Hochtouren. In grossen Metallschalen glänzen eingeölte Kartoffeln, daneben wird von flinken Händen das Grün von Radieschen entfernt. Immer wieder hallen Anweisungen auf Italienisch durch den Raum.

Auch Laura wechselt zwischen ihrer Muttersprache und Schweizerdeutsch hin und her – je nachdem, mit wem sie gerade spricht. Seit 13 Jahren arbeitet sie als Freiwillige in der Gassenküche «Shalom», die von Don Alberto von der «Missione Cattolica Italiana» gegründet wurde. «Angefangen hat alles mit einem Gefühl der Einsamkeit», erzählt die 84-Jährige. Auf einmal habe sie zu Hause niemand mehr erwartet, die beiden Kinder hätten zu diesem Zeitpunkt längst eigene Familien gegründet.

«angefangen hat alles mit einem gefühl der einsamkeit»

Um halb 11 Uhr sind die Vorbereitungen in der kleinen Gastroküche in vollem Gange.

In der Gassenküche habe sie etwas Sinnvolles zu tun und finde Austausch mit anderen Freiwilligen und mit Gästen des Mittagstisches. «Sonst kümmere ich mich um Haus und Garten, da gibt es auch immer wieder was zu tun», sagt Laura und legt die Zitronenraffel kurz beiseite. Sie ist heute für den Fruchtsalat verantwortlich. «Es hat sich irgendwann so eingependelt, dass ich immer das Dessert mache» – zumindest montags, dienstags und freitags, wenn sie ihre Einsätze hat.

Nicht alle Gäste können die fünf Franken sofort bezahlen

11.15 Uhr. Laura wechselt in den Gastraum an die Kasse. Fünf Franken muss sie von den allmählich eintrudelnden Gästen einziehen, die sie alle mit Vornamen begrüsst. In einer Excel-Liste trägt sie ein, ob die jeweilige Person im Voraus, vor Ort oder noch gar nicht bezahlt hat. Anschreiben lassen geht hier auch. «Es gibt Gäste, bei denen weiss ich, dass erst bezahlt wird, wenn Ende Monat wieder Geld reinkommt.» Die Gassenküche stehe auch anderen Besuchenden offen, sie müssen aber den «normalen» Preis von 10 Franken für das Mittagessen bezahlen.

«Man kann den Freiwilligen nur Kränzchen winden.»

Derweil beginnt der Service. Die 89-jährige Trudi bringt Salat und Brot an die Tische. Eine Sache der Würde für die Gassenküche. Die Menschen sollen sich hier wie in einem normalen Restaurant fühlen. Diese Geste und generell die Arbeit der Freiwilligen wird von den Gästen geschätzt. «Alle sind immer freundlich und die Menüs abwechslungsreich. Man kann den Freiwilligen nur Kränzchen winden», sagt eine Frau, die seit drei Monaten regelmässig für den Mittagstisch kommt.

Früher gab es immer wieder aggressive Streitereien

Das herzliche Verhältnis rührt Laura immer wieder. «Ich habe letztes Jahr von unseren Stammgästen Geschenke zum Geburtstag bekommen, weil sie das Datum herausgefunden hatten.» Sie habe aber auch weniger schöne Erinnerungen. «Früher war unsere Gassenküche zentral in der Stadt, gleich in der Nähe einer Drogenanlaufstelle. Damals sind viel mehr Menschen mit Suchtproblemen gekommen, die teilweise aggressiv waren.» Am jetzigen Standort in Grüze sei das weniger ein Problem. «Zum Glück. Ich hatte schon manchmal etwas Angst.»

12.30 Uhr. Während die meisten Gäste drinnen auf die Erbsensuppe warten, warten draussen zwei auf den Coiffeur. In einem Hinterzimmer, das einerseits als Büro und andererseits als Kleiderbörse dient, werden je nach Nachfrage auch kostenlos die Haare geschnitten. «Gewaschen müssen sie aber schon sein, hier gibt es nur Trockenschnitte», sagt eine Helferin.

«angefangen hat alles mit einem gefühl der einsamkeit»

Ein Credo der Gassenküche «Shalom»: Die Gäste werden würde- und liebevoll behandelt.

Im Gastraum gibt es dagegen gerade Extrawünsche. Ein Vegetarier wünscht sich zu Reis, Erbsen und Kartoffeln ein Ei, das in der Küche gerne für ihn zubereitet wird. Mit der Menüplanung sind die Köchinnen und Köche betraut. Aus den Lebensmitteln, von denen die meisten von der Schweizer Tafel und anderen Spendern kommen, stellen sie ein viergängiges Menü zusammen.

Auch Laura ist involviert. «Ich mache morgens den Kühlschrank auf und schaue, was es hat.» Heute waren das die Zutaten für ihren Fruchtsalat. Dieser ist für die Gäste immer ein Highlight, wie sie erwähnt. Es sind menschliche Momente wie dieser, für die sie seit dreizehn Jahren gerne ihr grosses Haus verlässt.

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