Dieses Rezept empfehlen Grüne gegen Freibad-Krawalle
Schlägereien und Hausverbote, damit machte das Freibad in Pankow vergangenen Sommer von sich reden. Dabei steckt in der Anlage großes Potenzial.
Zu repressiv, zu viel Einschränkung, zu wenig Angebot: Pankows Grüne sehen die Krise des Freibads an der Wolfshagener Straße nach den Gewaltvorfällen der vergangenen Jahre als Chance. Im Sportausschuss will die Fraktion mit Experten die Chancen besprechen, das Sommerbad für ein Pilotprojekt anzumelden. Und das sieht vor, die riesige Freifläche mit einer 2800 Quadratmeter großen Wiese ganzjährig zu öffnen – und mit Bewegungsangeboten für Jugendliche zu bespielen. Kostenlos, begleitet von geschulten und pädagogisch versierten Trainern.
Dabei geht es dem Schul-Experten der Pankower Grünen, Karsten Gloger, explizit auch darum, Freibad-Krawallen vorzubeugen – mit einem Konzept, das nicht auf Nutzungsverboten beruht. Stattdessen empfiehlt der Bezirksverordnete, attraktive Liegenschaften wie den Beachsoccer Court oder das Tischtennisgelände im Sommer wie im Winter nutzbar zu machen. Im Rahmen eines Berliner Pilotprojekts, das sich laut Gloger noch im „Work in Progress“-Zustand befände, könne man das Pankower Bad in eine Liste von Standorten aufnehmen, die Senat, Landessportbund und Jugendsportbund mit Bewegungsangeboten beleben. Und so befrieden.
Pankows Grüne empfehlen Sportangebote in den Weiten des riesigen Freibads
„Es geht dabei um Gewaltprävention. Egal ob wir eine große oder kleine Lösung hinbekommen, wir nehmen, was wir bekommen können“, sagt Gloger. „Das ist wichtig, auch wegen Gewaltvorfällen, die wir hatten. Das Bad war letztes Jahr zwei Wochen zu und hat dann Einlasskontrollen durchgeführt.“ Es sei Bürgern nicht zu erklären, dass im Bezirk zugleich akuter Mangel an Sportflächen herrscht und dieses bedeutende Areal die meiste Zeit des Jahres geschlossen sei.
Tatsächlich zählt das Sommerbad Pankow während seiner Öffnungszeit zur warmen Zeit sogar zu den Berliner Schwimm-Orten mit den meisten Hausverboten. In den vergangenen sechs Jahren verbannten die Berliner Bäder-Betriebe über 211 Besucher. So viel, wie in keinem anderen Bad. Zwei große Massenschlägereien im Sommer 2023 überschatteten die optimistische Stimmung, die durch die Wiedereröffnung einer rundum sanierten Besucherterrasse entstand.
Beckensanierung in Berliner Bädern führt zu weniger Wasserfläche im Sommer
In diesem Jahr könnte der Nutzungsdruck auf das einst größte Freibad der DDR nochmals zunehmen: In den Sommerbädern Neukölln und Kreuzberg stehen marode Becken wochenlang nicht zur Verfügung, was die Kapazität der Anlagen wenigstens zu Beginn der Badesaison deutlich verringert.
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In Pankows Bezirksverordnetenversammlung ist man jedenfalls gewillt, das eigene Badgelände mit Sport-Experten auch jenseits des Beckenrands mit Trainingsmöglichkeiten zu beleben: Einstimmig erging am Mittwochabend der Beschluss, die Ganzjahresöffnung mit dem Sportbund in Ausschüssen gründlich zu diskutieren. Anstalten, den Plan zu stoppen oder zu kritisieren, macht bislang niemand.
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