Tägliche Diskriminierung: Lenneschüler gehen Rassismus auf den Grund
Tag der Nachhaltigkeit
Tägliche Diskriminierung: Lenneschüler gehen Rassismus auf den Grund
Die Werbung eines großen Modekonzerns, die ein dunkelhäutiges Kind mit einem „Coolest Monkey in the Jungle“-Hoodie zeigte, wurde einst wieder einkassiert.
Schulleiterin Gudrun Reinecke-Bartelt fragt während der Gruppenarbeit mal nach bei der Schülerin: „Erlebst Du Alltagsrassismus?“ „Jeden Tag“, antwortet das Mädchen mit der dunklen Hautfarbe. Sich darüber aufzuregen, habe sie sich aber abgewöhnt.
Altena – Ein Besuch des Teams der Beratungsstelle „Wegweiser“ aus Hagen gibt allerdings durchaus Antworten darauf, weshalb solche Diskriminierungen immer noch vorkommen. Sie begegnet jedem in der alltäglichen Werbung. Und bei der geballten Vorstellung von Beispielen für rassistische Werbung für Alltagsprodukte durch die beiden Referenten, fragen sich nicht nur die Altenaer Lenneschüler, ob sie es hier mit Fällen naiver Geschichtsvergessenheit oder kalkulierter Provokation zu tun haben.
Die „Wegweiser“-Referenten aus Hagen zeigen Werbung eines bekannten Seifenherstellers, in der eine dunkelhäutige Frau ein braunes Shirt auszieht und sich in den nächsten Abbildungen in eine hellhäutige Frau mit weißem Shirt verwandelt. Eine bekannte Modekette ließ einen dunkelhäutigen Jungen in einem Kapuzenpulli modeln, der die Aufschrift „Coolest Monkey in the Jungle“ hatte. Den Vogel abgeschossen hatte ein Designerlinie, die ein Oberteil auf den Markt brachte mit dem Streifenmuster von KZ-Kleidung inklusive gelbem Stern. „Das konnte man sich nicht nur über den Online-Shop nach Deutschland liefern lassen. Es wurde sogar für den Verkauf von der Stange nach Israel geliefert“, erklären die Gäste ihren jungen Zuhörern. Zwar erzeugten alle genannten Kampagnen einen Aufschrei, aber lange sind sie noch nicht her. Bemerkenswert ist, dass die Lenneschüler allerdings den abgebildeten Rassismus erkennen und benennen können. Und sie lernen, dass in solche Kampagnen durchaus der Skandal mit eingerechnet wird. Mancher Konzern hat schon mit der Karte „Auffallen um jeden Preis“ gespielt – Hauptsache, der Name ist in aller Munde.
Parallel lernt die Klasse 9a im Schulgebäude in der Nette gezielten Rassismus kennen: Zwei Referenten der Initiative „Meet a Jew“ sind gekommen und die jungen Leute dürfen den beiden Gästen jüdischen Glaubens ihre Fragen stellen. Sicher, so schildern es die Gäste, fühlen sie sich nie. Und seit Beginn des Angriffskriegs der Hamas auf Israel, stehe ein griffbereiter gepackter Koffer in vielen Haushalten jüdischer Mitbürger in Deutschland. Die Angst, überstürzt vor Gewalt und Terror fliehen zu müssen, sei da. Und die Klasse 9a erfährt auch, dass ihre Gäste täglichen Angriffen ausgesetzt sind.
Die Lenneschule hat ihren Tag der Nachhaltigkeit bewusst zu einem Tag der Vielfalt gestaltet. Am Standort Nachrodt wird der Schwerpunkt auf das Thema Inklusion gelegt. Die Schüler lernen in einem Parcours kennen, wie schwierig es sein kann, sich unter erschwerter Sicht im Alltag zurecht zu finden oder mit eingeschränkter Motorik. Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 sind in Bochum unterwegs und erfahren beim gemeinnützigen Verein „Rosa Strippe“ viel über die Vielfalt von Sexualität und Geschlechtsidentität.
Der Tag der Vielfalt bringt viel Unbequemes mit sich, aber er weckt auch mutige Ansätze, sich gegen Diskriminierung zu stellen. Ein Klick auf den Meldebutton der liebsten Social Media-Plattform kann schon der erste Schritt sein.