"Die Känguru-Chroniken": Känguru vs. Kapital

Die bisher vier Bücher und Hörbücher von Marc-Uwe Klings "Die Känguru-Chroniken" sind längst Kult. Ins Kino schafften es bisher zwei Känguru-Filme, das ZDF wiederholt nun den ersten Teil.

Alles beginnt mit einer Reizüberflutung - schnelle Schnitte und Stimmengewirr. Der Schöpfer der "Känguru-Chroniken" und Drehbuchautor des Films, Marc-Uwe Kling, diskutiert mit dem Känguru, das er zudem auch spricht, über den passenden Einstieg in den Film. Die den Fans der Hörbücher wohlbekannten Stimmen fallen sich bei der Diskussion, um wessen Film es sich hier überhaupt handelt, gegenseitig ins Wort. Das Streitgespräch zwischen dem Autor und seinem Beuteltier läuft rein verbal im Hintergrund ab, während Satellitenbilder von Berlin und Illustrationen des Urknalls über die Leinwand flimmern. Ein kreativer, aber anstrengender Beginn von "Die Känguru-Chroniken", der lose auf dem ersten Teil der (Hör-)Buchreihe basierenden Verfilmung, die das ZDF nun im Nachtprogramm wiederholt.

Trotz dieser Sinnesüberforderung enthalten die Anfangsminuten etwas, was dem Großteil des Films von Regisseur Dani Levy ("Alles auf Zucker") komplett abgeht: das anarchische Element, das die Känguru-Geschichten auszeichnet und insbesondere die Hörbücher vom Geheimtipp zum Mainstream-Phänomen werden ließ, ohne an Charme und Biss zu verlieren. Die ursprünglich für das Radio geschriebenen Kurzgeschichten über ein kommunistisches Känguru, das bei Marc-Uwe Kling einzieht und dessen Leben komplett auf den Kopf stellt, wurden seit 2009 in vier Büchern und den ebenso kultisch verehrten Hörbüchern zum großen Erfolg bei Fans und Kritikern.

Die gewachsene Fanbasis bekam im März 2020 in Form eines Kinofilms das (computeranimierte) Känguru erstmals zu sehen - vom liebgewordenen Kopfkino in den Ist-Zustand. Zugegebenermaßen ist es nicht ganz fair, einen Film mit Büchern und Hörbüchern zu vergleichen. Anhänger der Reihe mussten aber dennoch feststellen, dass es womöglich nur eine bedingt gute Idee war, den Stoff auf die Kinoleinwand zu übertragen.

Bedrohte Kiez-Idylle

Die Vorlagen ziehen ihren Witz größtenteils aus den Frotzeleien und Insiderwitzen zwischen dem "Chronisten" Marc-Uwe und dem Känguru. Allerdings tut sich der Film mit dem Timing dieser Gags schwer. Zwar ist er gespickt mit wörtlichen Zitaten aus den Büchern, jedoch erreichen die Pointen selten ihr Ziel. Speziell für den Film geschriebene Witze driften oft in Klamauk ab.

Dabei entspricht die Handlung einem Mix aus den bisher erschienenen Känguru-Bänden, wobei die in den Vorlagen beschriebenen Szenen in eine neue, filmtragende Geschichte eingewoben wurden: Unfreiwillig gründet der unterambitionierte Kleinkünstler Marc-Uwe, im Film gespielt vom bis dahin vor allem als Theaterschauspieler bekannten Dimitrij Schaad in seiner ersten großen Kinorolle, eine WG mit einem kommunistischen Känguru, das von jetzt auf gleich beschließt, bei ihm einzuziehen. Jahre später, nachdem die beiden längst Freunde geworden sind, gerät ihre Wohngemeinschaft in Gefahr. Die Kreuzberger Kiez-Idylle wird durch den rechtspopulistischen Immobilienhai Jörg Dwigs (Henry Hübchen) und dessen gigantisches Bauprojekt bedroht - Gentrifizierung der schlimmsten Sorte. Dies kann das Beuteltier nicht auf sich sitzen lassen und so plant es Gegenmaßnahmen, bis hin zum großen Anti-Terror-Anschlag.

Auf die Spitze getrieben

Sowohl der kapitalismuskritische Ansatz als auch die Überzeichnung der Charaktere waren immer zentrale Elemente in den Kurzgeschichten von Marc-Uwe Kling. In den verfilmten "Känguru Chroniken" sind diese Motive dominant. Die Neonazis sehen noch dümmer aus, als sie sprechen, und Jörg Dwigs ist nicht nur rücksichtsloser Kapitalist, sondern auch ausgewiesener Sadist. Dabei verkörpert Hauptdarsteller Dimitrij Schaad Marc-Uwes träge Ambitionslosigkeit hervorragend, kann aber nicht über die Schwächen im Drehbuch hinwegtäuschen. Zudem werden zwar viele liebgewonnene Nebenfiguren der Buchvorlage eingebaut; doch obwohl beispielsweise Kneipenwirtin Herta (Carmen-Maja Antoni) oder die Brüder Otto von (Tim Seyfi) und Friedrich-Wilhelm (Adnan Maral) toll gespielt werden, haben sie im Film nur wenig zu tun.

Neu-Einsteigern seien weiterhin die Buchvorlage und noch mehr die Hörbücher empfohlen. Denn den Kult um das Känguru werden sie anhand dieses Films wahrscheinlich nicht nachvollziehen können.

Tragisch: Der Film legte mit rund 375.000 Zuschauern in den ersten vier Tagen im März 2020 einen fulminanten Start hin. Und er hätte wohl die magische Millionenmarke locker geknackt, wäre da nicht dieses unselige Virus gekommen. Insgesamt landete der Film mit über 815.000 Kinobesuchern am Ende auf Platz zehn der hierzulande erfolgreichsten Filme des Jahres. Zügig folgten coronabedingt die Zweitverwertungen im Video-on-Demand-Markt. Im Herbst 2022 kehrte das Känguru in die Kinos zurück. "Die Känguru-Verschwörung" löst sich weitgehend komplett von den Buchvorlagen und zog nur noch gerade einmal 532.209 Zuschauerinnen und Zuschauer an.

"Die Känguru-Chroniken" - Do. 04.07. - ZDF: 00.45 Uhr

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