Nationalmannschaft - Wer spielt gegen Spanien? Die Tendenzen vor dem Viertelfinale

HERZOGENAURACH, GERMANY - JUNE 26: Leroy Sane of Germany, looks on next to Florian Wirtz during a training session at Herzo-Base on June 26, 2024 in Herzogenaurach, Germany. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Dienstagvormittag nahm die Vorbereitung auf die große Aufgabe Fahrt auf. Nach zwei weitestgehend freien Tagen bat Bundestrainer Julian Nagelsmann seine Fußball-Nationalmannschaft wieder zum Training im Team-Quartier auf dem Adidas-Gelände in Herzogenaurach.

Freitag (18 Uhr, ARD und MagentaTV) trifft sein Team im Viertelfinale der EM in Stuttgart auf Spanien. Bis auf Emre Can, der muskuläre Probleme hat und individuell trainierte, waren Dienstag alle Spieler bei der Einheit dabei.

„Das wird für alle auf der Welt ein sehr spannendes Spiel“, sagte Offensivstar Leroy Sané nach dem Training. Vor der mit Spannung erwarteten Partie gegen den Titelfavoriten beantwortet WELT die wichtigsten Fragen.

Stellt Nagelsmann gegen Spanien auf eine Dreierkette um?

In den ersten vier Turnierspielen setzte der 36-Jährige auf eine Viererkette als Abwehrformation seiner Startelf. Während des Achtelfinales gegen Dänemark (2:0) stellte er auf eine Dreierkette um. Gegen die offensivstarken Spanier könnte sich von Beginn an eine Dreierkette anbieten.

Allerdings wäre ein Systemwechsel eine massive Veränderung – und damit auch ein Wagnis. „Ich sehe es nicht kommen, dass wir mit einer Fünfer- oder Dreierkette spielen“, sagte Rechtsverteidiger Joshua Kimmich Montagmittag.

Tendenz: Nagelsmann bleibt bei seiner Viererkette.

Bleibt David Raum Linksverteidiger?

Maximilian Mittelstädt spielte in den ersten drei Partien von Beginn an, gegen Dänemark tauschte Nagelsmann den Profi des VfB Stuttgart gegen David Raum. Der Defensivspieler von RB Leipzig überzeugte, war an einem Tor beteiligt. Er hat Stärken in der Offensive, seine Spielweise wirkt mitunter reifer – kein Wunder, Mittelstädt kommt erst auf sieben Länderspiele, Raum auf 23.

Lothar Matthäus ist mit 150. Länderspielen Rekord-Nationalspieler Deutschlands. Der 63-Jährige schreibt in seiner Sky-Kolumne, Mittelstädt habe „eine hervorragende Saison gespielt.“

Raum sei aber „der robustere und dynamischere Spielertyp, der sich im Abwehrverhalten enorm verbessert hat, der bessere Flanken schlägt und nach meinem Empfinden einen besseren Eindruck hinterlässt, gerade gegen die Geschwindigkeit, die die Spanier auf dem Flügel haben.“ Tendenz: Raum spielt.

Wer bildet mit Antonio Rüdiger die Innenverteidigung?

Jonathan Tah von Bayer Leverkusen war nach zwei Gelben Karten im Achtelfinale gesperrt, Nico Schlotterbeck von Borussia Dortmund vertrat ihn. Schlotterbeck vertändelte einen Ball im eigenen Strafraum, spielte ansonsten überzeugend. Matthäus findet, Tah habe vorher alles richtig gemacht und eine herausragende Saison in Leverkusen gespielt. „Darum glaube ich an eine Innenverteidigung mit Tah und Antonio Rüdiger.“ Tatsächlich ist Nagelsmann sehr von Tah überzeugt.

Tendenz: Tah spielt.

Muss Leroy Sané wieder auf die Bank?

Der Offensivstar des FC Bayern hatte vor und zu Beginn des Turniers mit Schambein-Problemen zu kämpfen. Gegen Dänemark spielte er bei dieser EM erstmals von Beginn an, für ihn blieb Jungstar Florian Wirtz von Bayer Leverkusen draußen. Sané hatte lediglich 31 Ballkontakte – so viele wie Torwart Manuel Neuer. Er gab keinen Torschuss ab, seine Zweikampfquote lag bei 40 Prozent.

„Es war das erste Spiel seit Langem von Leroy. In der zweiten Halbzeit hat er es deutlich besser gemacht“, sagte Nagelsmann. Er lobt immer wieder die Tiefe im Spiel Sanés und dessen Tempo – machte zuletzt jedoch auch deutlich, dass er sich gegen Dänemark von dem 28-Jährigen noch etwas mehr erwartet hatte.

Spielt Sané wieder? Man habe 13 bis 14 Spieler festgelegt, die mehr Spielzeit kriegen, so Nagelsmann. Die Trainingsleistungen seien mit entscheidend, ein weiterer Faktor sei die Ausrichtung, abhängig vom Gegner.

Nach der langen und erfolgreichen Saison mit Leverkusen wirkte Wirtz zuletzt müde. Als Nagelsmann ihn gegen Dänemark einwechselte, versuchte der 21-Jährige viel, wirkte frischer – und hatte Pech mit einem Abseitstor. „Er ist ein überragender Fußballer. Jeder will ihn sehen“, so Rudi Völler, Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

Sané selbst sagte Dienstagmittag auf einer Pressekonferenz, er hoffe, dass er spiele und „der Mannschaft helfen kann.“ Er fühle sich gut und habe keine Schmerzen. Er bringe mit seiner Spielweise „die Läufe hinter die Kette mit, um die Räume in der Mitte aufzumachen.“

Tendenz: Sané muss wieder auf die Bank, Wirtz beginnt gegen Spanien.

Bleibt Kai Havertz Stürmer Nummer eins?

Nagelsmann hielt vor dem Achtelfinale an dem Angreifer des FC Arsenal fest, obwohl viele Fans und Experten Niclas Füllkrug als Stürmer in der Startelf gefordert hatten. Havertz erzielte per Elfmeter das 1:0 gegen Dänemark, ließ danach Torchancen aus, ist aber sehr wichtig für die Mannschaft, setzt seine Mitspieler oft sehr gut ein.

„Kai hat einen klaren Job, der damit einhergeht, dass er nicht viele Ballaktionen hat, weil er Raum für andere kreieren sollte. Das hat er herausragend gut gemacht“, betonte Nagelsmann bereits vor dem Sieg gegen Dänemark. „Es geht für einen Stürmer nicht immer nur darum, ein Tor zu machen.“

Füllkrug bringt nach Einwechslungen viele Emotionen und Wucht ins Spiel, seine 13 Treffer in 20 Spielen für Deutschland sind eine beeindruckende Quote. Füllkrugs Stärke als Joker ist für den Profi von Borussia Dortmund insofern Fluch und Segen zugleich.

Tendenz: Havertz spielt wieder von Beginn an, Füllkrug wird eingewechselt.

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