Tethered Caps: Die neuen Flaschen-Deckel sind der größte Müll!
Ab dem 3. Juli müssen die Deckel an bestimmten Getränkeflaschen fest montiert sein.
Der Tag, vor dem sich viele gefürchtet haben, ist nun in greifbare Nähe gerückt: Ab dem 3. Juli sind bei bestimmten Getränken lose Verschlusskappen verboten. In unseren Alltag hat sich schon in den vergangenen Monaten ein völlig neues Trinkgefühl eingeschlichen: Bei vielen PET-Flachen ist der bunte Plastikdeckel nun fest installiert, lässt sich nicht mehr abnehmen, sondern prokelt uns beim Limonaden-Genuss lustig im Gesicht umher. So soll Abfall vermieden werden. Dabei ist die Regelung selbst der größte Müll!
Ich weiß, dass es auf unserer Erde größere Probleme gibt als die Flaschendeckel. Aber: Ich bin in den vergangenen Monaten niemandem begegnet, der den fest installierten Verschlüsse für eine gute Idee hält. Und nun naht der „Tag X“: Während es bisher möglich war, Flaschen mit abnehmbarem Deckel zu ergattern, ist damit jetzt Schluss. Ab dem 3. Juli sind lose Verschlüsse verboten, betroffen davon sind Einwegverpackungen, die ganz oder zu Teilen aus Kunststoff bestehen. Also etwa auch Saftkartons und Einweg-PET-Flaschen mit bis zu drei Litern Inhalt.
Verstehen Sie mich nicht falsch – ich bin ein großer Freund des Umweltschutzes. Wer die Vermüllung der Meere sieht, der kommt nicht umhin, über die Abfälle nachzudenken, die wir alle erzeugen. Und offenbar scheinen die Deckel ein Problem zu sein: Laut Berichten landen immer wieder massenhaft Flaschenverschlüsse in der Natur. Müllzählungen an den Stränden Europas haben ergeben, dass Kunststoffe bis zu 85 Prozent der Meeresabfälle ausmachen. In Deutschland sind wir, was das betrifft, aber übrigens wesentlich vorbildlicher unterwegs: Laut einem Bericht des ZDF werden hierzulande 97 Prozent der PET-Flaschen zurückgegeben, 95 Prozent mit Deckel.
Fest montiert und überaus nervig: Die sogenannten Tethered Caps gehören ab dem 3. Juli zum Standard bei Getränkeflaschen - lose Deckel sind per EU-Richtlinie verboten.
Auch ich kann mich nicht erinnern, schon einmal Flaschen getrennt vom Deckel entsorgt zu haben. Gibt es überhaupt Leute, die eine Flasche öffnen und den Deckel in die Landschaft schmeißen? Und: Warum sollten sie das tun? Es ist doch so: Für mich ist der Deckel das Praktischste an der Flasche. Wenn ich unterwegs bin, würde ich mir nie eine Dose kaufen, weil ich die immer am Stück austrinken muss und sie, solange noch etwas darin ist, in der Hand halten muss. Die Flasche jedoch kann ich wieder verschließen und in den Rucksack packen – Deckel sei Dank. Den Verschluss allein wegzuwerfen macht also überhaupt keinen Sinn. Und ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich jemals im öffentlichen Straßenland Unmengen Plastik-Deckel liegen sah.
Dennoch soll die Regelung ein kleiner Puzzlestein im Kampf gegen Mikroplastik und die Vermüllung der Erde sein. Schade nur, dass sie so entwürdigend ist. Wir fliegen zu Mond, wir entwickeln lebensrettende Medikamente und erschaffen künstliche Intelligenz – nur gelingt es uns nicht, einen umweltfreundlichen Flaschenverschluss zu entwickeln, der uns nicht zu absoluten Idioten macht. Die einen trinken aus der Flasche und kratzen sich mit dem Deckel die Wange auf, die anderen biegen ihn nach oben, sodass es wirkt, als hätten sie eine Clownnase auf. Und auch beim Eingießen eines Getränks in ein Glas ist bei mir schon mehrfach der Deckel zurück auf den Flaschenhals geschnellt, was zur Folge hatte, dass ich unfreiwillig zum Kleckerer wurde.
Auch bei Milch- und Saftpackungen gibt es die Tethered Caps, die fest am jeweiligen Behälter montiert sind.
Was für ein Mist! Schon mehrfach habe ich – der Umwelt-Gott möge mir gnädig sein – mich dabei erwischt, wie ich den Deckel genervt von der Flasche abriss. Ich verstehe die sogenannten „Tethered Caps“ einfach nicht. Verstehen könnte ich so etwas bei Bierflaschen – denn gerade in den einschlägigen Party-Vierteln etwa in Berlin liegen die Metall-Kronkorken überall. Fest eingetreten in den Boden, auf Wiesen, zwischen Büschen. Klar: Die Flasche wird geöffnet, doch weil der Kronkorken damit seinen Zweck erfüllt hat und nicht wieder zum festen Verschließen des Behälters genutzt werden kann, wird er weggeworfen. Statt die Plastik-Deckel zu revolutionieren, hätte man beispielsweise eine Regelung einführen können, dass Bierflaschen nur noch mit Bügelverschluss verkauft werden dürfen. Das wäre eine Neuheit gewesen, die für mich zumindest Sinn ergeben hätte. â–
Was halten Sie von den neuen Flaschen-Verschlüssen? Finden Sie die Idee gut – oder sind Sie genauso genervt wie unser Autor? Schicken Sie uns Ihre Meinung an [email protected]!