Wirbel um Nachtflüge für Edelfans Scholz und Baerbock
Im Deutschland-Trikot: Außenministerin Annalena Baerbock beim Spiel Deutschland-Schweiz. Danach stieg sie ins Flugzeug. Das Nachtflugverbot galt für sie nicht.
Ab 23 Uhr fährt der Frankfurter Flughafen den Betrieb herunter. Planmäßig sind keine Starts und Landungen mehr möglich. Ab Mitternacht geht endgültig nichts mehr: totales Nachtflugverbot.
Am Sonntag, es ist der 23. Juni, haben es zwei Fluggäste jedoch besonders eilig. Es sind Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne). Kanzler und Außenministerin. Beide kommen vom Frankfurter Stadion, unweit des Airports. Gerade hatte Deutschland in der EM gegen die Schweiz gespielt.
Es ist 23.39 Uhr, als die erste Maschine der Luftbereitschaft der Bundeswehr mit Scholz an Bord abhebt. Um 23.54 Uhr dann, sechs Minuten vor Torschluss, ist Baerbock dran. Beide fliegen – für Normalsterbliche unvorstellbar – mit Sondergenehmigungen. Darüber entscheidet das SPD-geführte hessische Wirtschaftsministerium. Das befand, dass beide Flüge von öffentlichem Interessen seien.
Nachtflüge nach dem EM-Spiel: Scholz unter dem Radarschirm
Zehn Tage lang bleiben die Sonderflüge politisch unter dem Radarschirm. Jetzt wird über beide Politiker die Nase gerümpft. Die Fallhöhe ist bei Baerbock allerdings ungleich größer. Ihre Partei, die Grünen, treten vehement für das Nachtflugverbot ein. Die Ironie ist: Sie hat das bessere Alibi. Am nächsten Morgen, um 8.30 Uhr, wird sie in Luxemburg zum Außenministertreffen erwartet.
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Beide Städte liegen 184 Kilometer voneinander entfernt, Luftlinie, wohlgemerkt. Mit dem Auto dauert die Fahrt rund drei Stunden, mit der Bahn mindestens fünf Stunden, und der letzte ICE des Tages Richtung Großherzogtum fährt auch schon um 19.49 Uhr.
Gleich vier Berliner Spitzenpolitiker saßen beim Spiel auf der Tribüne, neben Kanzler und Außenministerin (im Deutschland-Trikot) war auch Bundestags-Präsidentin Bärbel Bas (SPD) angereist, während Innenministerin Nancy Faeser (SPD) ein Heimspiel hatte; sie kommt aus Hessen.
Nun steht allein die Grüne in der Kritik. Der FDP-Landtagsabgeordnete Stefan Naas sagte „Bild“, „das sieht man mal, wie die Grünen ihre eigene Basis ernst nehmen.“ Das sei grüne Doppelzüngigkeit „vom Feinsten“.
Baerbock hatte nur eine politisch koschere Alternative: Entweder dem Spiel fernbleiben oder sich in Luxemburg vertreten zu lassen. Sie wollte nichts verpassen und muss nun – gerade als Grüne – mit dem Vorwurf der Doppelmoral leben. Und Scholz? Augen zu und durch.
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